26. August, 2025

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Beraterbranche unter Druck: Start-ups mit KI-Ambition greifen McKinsey & Co. an

Künstliche Intelligenz macht, was lange undenkbar war: Sie eröffnet jungen, kleinen Beratungen den Weg, gegen die Giganten McKinsey, BCG und Deloitte anzutreten. Mit schmalen Teams, niedrigen Kosten und hochspezialisierten Tools gewinnen sie Kunden, die sich klassische Beratung nie leisten konnten.

Beraterbranche unter Druck: Start-ups mit KI-Ambition greifen McKinsey & Co. an
McKinsey unter KI-Druck – Was jahrzehntelang als unantastbares Geschäftsmodell galt, wird von Start-ups wie Xavier AI und Consulting IQ für einen Bruchteil der Kosten infrage gestellt.

Der Angriff von unten

Jahrzehntelang schien die Hierarchie der Beratungswelt zementiert: Ob Strategie bei McKinsey oder Kostensenkung bei Deloitte – wer Rat suchte, musste tief in die Tasche greifen. Nun formieren sich kleine, oft kaum bekannte Firmen, die radikal anders arbeiten.

Sie setzen auf Künstliche Intelligenz, um Routineaufgaben wie Marktanalysen, Präsentationen oder Preismodelle zu automatisieren. Das macht sie schnell, günstig und für Firmen attraktiv, die bisher keinen Fuß in die Tür der Beraterwelt bekamen.

„99 Prozent der Unternehmen weltweit könnten McKinsey nie bezahlen“, sagt João Filipe, Mitgründer des Start-ups Xavier AI und Ex-McKinsey-Berater. Seine Plattform erstellt binnen Stunden Geschäftspläne oder Sales-Decks, die früher wochenlange Arbeit kosteten. Kostenpunkt: ein Bruchteil klassischer Honorare.

Beratung für den Mittelstand

Besonders kleine und mittlere Firmen rücken ins Visier der neuen Player. Consulting IQ, gegründet von Ex-KPMG-Partner Diego Medone, positioniert sich als KI-gestützte Rettungsleine für den Mittelstand.

Das Abo startet bei neun Dollar im Monat – und bietet Zugriff auf mehr als 5.000 Strategietools. Die Zielgruppe ist gewaltig: Weltweit gelten rund 400 Millionen Firmen als klein oder mittelgroß, zwei Drittel von ihnen verschwinden noch vor dem fünften Jahr.

„Die Probleme sind überall ähnlich – Finanzierung, Personal, Wachstum“, sagt Medone. „KI erlaubt uns, Lösungen zu skalieren, die früher nur Großkonzerne bekamen.“
Warburg Pincus pokert groß – Mit 300 Millionen Dollar Kapital tritt Unity Advisory als KI-getriebene Alternative gegen die Big Four an.

Milliardenmarkt in Bewegung

Auch größere Namen sind längst eingestiegen. Genpact, ein Beratungsriese mit fünf Milliarden Dollar Umsatz, testet KI-Tools zunächst intern, bevor sie bei Kunden zum Einsatz kommen. Ergebnis: 40 Millionen Dollar eingesparte Kosten, etwa durch automatisierte Rechnungsverarbeitung.

Der Trend zeigt: Wer Künstliche Intelligenz beherrscht, kann Abläufe radikal verschlanken. Firmen wie Perceptis entwickeln Systeme, die komplette Projektvorschläge für Kunden erstellen – Arbeit, die bisher teure Junior-Teams beschäftigte.

Risiko für die Giganten

Für die etablierten Beratungen ist die Entwicklung brisant. Ihre Modelle basieren auf großen Teams, langen Projekten und hohen Tagessätzen. Genau das stellen die Newcomer infrage.

Zwar bringen McKinsey & Co. weiterhin die Marktmacht, Netzwerke und den Prestige-Bonus mit. Doch wenn Kunden auch für ein Zehntel des Preises professionelle Analysen und Strategien bekommen, droht der Goldstandard zu erodieren.

Noch fließt viel Risikokapital in die jungen Herausforderer. Unity Advisory, von Ex-EY- und PwC-Managern gegründet, startet mit 300 Millionen Dollar aus dem Private-Equity-Haus Warburg Pincus – explizit, um ein „AI-first“-Modell gegen die Big Four zu setzen.

Die Branche vor einer Zäsur

Für Kunden ist die Entwicklung ein Glücksfall. Beratung wird günstiger, zugänglicher und breiter einsetzbar. Für die alten Platzhirsche dagegen bedeutet sie nichts weniger als die Frage, ob ihr Geschäftsmodell noch zeitgemäß ist.

Noch lebt McKinsey von seiner Aura und den engen Verbindungen in die Vorstandsetagen. Doch die nächste Generation von Beratern kommt ohne Krawatte, dafür mit Codezeilen. Und sie ist entschlossen, den Markt aufzumischen.

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