27. Juli, 2024

Wirtschaft

Warum setzt Belgien auf Kernkraft für die Stahlindustrie?

Atomstrom als Wettbewerbsvorteil: Belgien schließt Pakt mit ArcelorMittal.

Warum setzt Belgien auf Kernkraft für die Stahlindustrie?
Die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen der belgischen Regierung und ArcelorMittal demonstriert die Nutzung von Kernenergie zur Reduzierung von CO₂-Emissionen in der Stahlproduktion bis 2035.

Durch einen neu abgeschlossenen Deal mit ArcelorMittal sichert sich das Land langfristig Tausende von Stahl-Arbeitsplätzen, indem es erheblich vergünstigten Atomstrom bereitstellt.

Dieser Schritt könnte Belgien in eine führende Position in der europäischen Stahlindustrie katapultieren.

Vertrag mit Weitblick

Die letzte Woche unterzeichnete Absichtserklärung zwischen Premierminister Alexander de Croo und ArcelorMittal im Stahlwerk Gent markiert eine zukunftsweisende Entscheidung.

Belgien sichert tausende Stahl-Arbeitsplätze durch den Einsatz von Atomstrom für ArcelorMittal, ein entscheidender Schritt zur Erhaltung seiner Wettbewerbsfähigkeit in der europäischen Stahlindustrie.

Bis zum Jahr 2035 wird der Weltmarktführer signifikante Mengen Strom aus den Kernkraftwerken Doel 4 und Tihange 3 zu stark reduzierten Preisen beziehen.

Dieses Abkommen nicht nur verspricht hohe Investitionen seitens ArcelorMittal, sondern auch eine erhebliche Senkung des CO₂-Ausstoßes im Zuge der Stahlproduktion.

Klimaziele im Visier

ArcelorMittal verpflichtet sich im Gegenzug, seine Treibhausgasemissionen bis 2035 um ein Drittel im Vergleich zum Jahr 2018 zu reduzieren. Mit dem Ziel, bis zur Mitte des Jahrhunderts komplett klimaneutral zu agieren, stellt dieser Deal einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Industrieproduktion dar.

„Als Produzent und Lieferant von Energie fällt dem Staat eine ganz neue Rolle zu“, sagte Energieministerin Tinne Van der Straeten.

Angesichts des ständigen Drucks, umweltfreundlichere Produktionsmethoden zu implementieren, könnte dieser Ansatz als Modell für andere Branchen dienen.

Strategische Bedeutung der Stahlindustrie

Die Bedeutung der Stahlindustrie kann kaum überschätzt werden, da sie eine Schlüsselrolle in der wirtschaftlichen Infrastruktur Europas spielt. Die Hans-Böckler-Stiftung betont, dass nahezu alle Schlüsselindustrien auf Stahl als Basiswerkstoff angewiesen sind.

Quelle: Eulerpool

Dies reicht von der Bauindustrie über den Automobilbau bis zum Maschinenbau. Daher wird der Zugang zu kosteneffektiven und umweltfreundlichen Produktionsmitteln zunehmend zu einem entscheidenden Faktor im internationalen Wettbewerb.

Subventionswettlauf in der EU

Innerhalb der EU ist ein deutlicher Trend zu staatlichen Subventionen erkennbar, um die heimische Stahlproduktion zu stützen und zukunftsfähig zu machen. Deutschland und Frankreich haben bereits erhebliche finanzielle Unterstützung für ihre Stahlindustrie zugesagt, was Belgien unter Zugzwang setzte.

Der neue Strom-Deal ist daher auch eine Antwort auf die zunehmende Subventionskonkurrenz und sichert Belgien eine wettbewerbsfähige Position im Stahlmarkt.

Ausblick und Herausforderungen

Während Belgien durch diesen Schritt seine Stahlindustrie stärkt und auf nachhaltige Produktion setzt, bleiben Herausforderungen bestehen.

Der globale Druck zur Reduktion von CO₂-Emissionen und der Übergang zu grüneren Energiequellen wird weiterhin eine große Rolle in der Industriepolitik spielen.

Zudem wird die EU-Kommission die Subventionspolitik der Mitgliedstaaten genau beobachten, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Belgien hat jedoch mit dieser Vereinbarung gezeigt, dass es bereit ist, innovative Wege zu gehen, um seine industrielle und ökologische Zukunft zu sichern.