Ein Start ohne Umwege: Bechtle überrascht – im positivsten Sinn
Bechtle steigt nicht mit vorsichtigen Formulierungen in den Morgen ein, sondern mit einer Botschaft, die im IT-Sektor selten geworden ist: bessere Zahlen als gedacht und eine bestätigte Prognose für das Gesamtjahr. Das dritte Quartal legte stärker zu als erwartet – und das in einem Markt, der von Investitionszurückhaltung, unklarer Konjunktur und verschobenen IT-Projekten geprägt ist.
Konzernchef Thomas Olemotz spricht von einem „Trend, der Mut macht“, und betont den starken Oktober. Hinter diesen Worten steckt mehr als Optimismus: Für das Erreichen der Jahresziele muss Bechtle das Vorsteuerergebnis im Schlussquartal um rund 25 Prozent steigern. Eine zähe Aufgabe – die aber keineswegs unrealistisch wirkt.
Wachstum gegen den Branchentrend
Während viele IT-Dienstleister schwächeln, legt Bechtle zu. Die Zahlen sind eindeutig:
- Geschäftsvolumen: +8,4 % auf 2,05 Milliarden Euro
- Umsatz: +5,1 % auf 1,59 Milliarden Euro
- Ergebnis vor Steuern: +2,4 % auf fast 80,5 Millionen Euro
- Gewinn der Aktionäre: + ähnlich stark auf 57,5 Millionen Euro
Was aus der Distanz nach moderatem Wachstum aussieht, ist in diesem Marktumfeld bemerkenswert. Gerade im Projektgeschäft, das stark von Unternehmensinvestitionen abhängt, ist jeder Prozentpunkt hart erarbeitet.
Bechtle zeigt hier seine alte Stärke: ein engmaschiges Vertriebsnetz, tief verankerte Kundenbeziehungen und eine breite Palette an Dienstleistungen – von Hardware über Cloud bis Managed Services.

Das vierte Quartal wird zur Bewährungsprobe
Die Zahlen sehen überzeugend aus, doch die eigentliche Prüfung kommt im Schlussquartal. Bechtle muss nicht nur den Trend bestätigen, sondern ihn verstärken. Ein Plus von 25 Prozent beim Vorsteuerergebnis – das klingt nach Druck.
Doch Brancheninsider sehen Gründe für Zuversicht. Viele Unternehmen holen derzeit verschobene Digitalisierungsprojekte nach, beschleunigen Cloud-Transformationen und rüsten ihre Infrastruktur für KI-Anwendungen auf. Wer von all dem profitieren kann, ist derjenige, der bereits im Maschinenraum der Unternehmen sitzt – und Bechtle gehört zu genau diesen IT-Dienstleistern.
Warum Bechtle jetzt Fahrt aufnimmt
Drei Faktoren sprechen für einen starken Jahresabschluss:
1. Breites Portfolio statt Engpass-Geschäft
Bechtle ist kein Spezialist für ein einziges IT-Segment, sondern deckt die komplette Breite ab. Das federt Schwankungen ab – und verschafft im Aufschwung gleichzeitig zusätzliche Hebel.
2. Solide Bilanz und konservative Kostenstruktur
Bechtle hat immer darauf geachtet, sich nicht zu überdehnen. Während andere Anbieter massive Sparprogramme aufsetzen, muss Bechtle nicht erst alte Fehler korrigieren, bevor es wieder wächst.
3. Vertrauensbonus im Mittelstand
Viele deutsche Mittelständler sehen in Bechtle den verlässlichen Partner, der sowohl pragmatische Lösungen liefert als auch große Modernisierungsprojekte stemmen kann. Genau diese Kombination ist in einer unsicheren Konjunktur gefragt.
Analysten hatten weniger erwartet
Dass Bechtle die Erwartungen der Analysten übertrifft, sagt viel über die Skepsis im Markt – und noch mehr über die operative Stärke des Konzerns. Der MDax-Titel war in den vergangenen Monaten stark unter Druck geraten, weil Investoren den IT-Sektor allgemein misstrauischer beurteilen.
Mit den neuen Zahlen bekommt die Aktie neuen Rückenwind. Für viele Investoren dürfte das dritte Quartal ein Wendepunkt sein: das Signal, dass Bechtle sich von der breiteren Branchenschwäche abkoppeln kann.

