20. Mai, 2024

Wirtschaft

BBVA greift nach Banco Sabadell: Feindliche Übernahme zeichnet sich ab

BBVA greift nach Banco Sabadell: Feindliche Übernahme zeichnet sich ab

In einem unerwarteten Wendepunkt des Bankensektors strebt die spanische Großbank BBVA die feindliche Übernahme ihrer Landsfrau, der Banco Sabadell, an. Nachdem einvernehmliche Übernahmegespräche gescheitert waren, verkündet die BBVA nun einen kühnen Schritt: Für jede Banco Sabadell-Aktie bietet die Bank eine eigene neu auszugebende Aktie im Verhältnis von 1 zu 4,83, was einem Kaufpreis von 2,12 Euro je Sabadell-Aktie entspricht. Dieser Vorschlag reflektiert fast exakt das bereits abgelehnte Angebot, welches Banco Sabadell mit etwa 12 Milliarden Euro bewertete und zu Kursbewegungen führte – BBVA-Anteile fielen, Sabadell-Papiere legten zu.

Diese Entwicklung folgt auf eine nicht zustande gekommene Übernahme aus dem Jahr 2020, als die Sabadell-Aktionäre im Falle einer Einigung einen 16-prozentigen Anteil am fusionierten Unternehmen erhalten hätten. BBVA-Chef Carlos Torres sieht sich angesichts der jüngsten Marktentwicklungen außerstande, das Angebot nachzubessern. Er interpretiert den Wertverlust der BBVA-Aktien als Zeichen dafür, dass der Markt die Übernahme skeptisch einschätzt.

Die Konsolidierung der beiden Banken würde ein finanzielles Schwergewicht schaffen, dessen Bewertung sich der des Branchenführers Santander annähern könnte. Eine solche feindliche Übernahme wäre im spanischen Bankensektor das erste Mal seit den 1980ern. Die spanische Regierung äußerte Bedenken hinsichtlich potenzieller negativer Konsequenzen für das Finanzsystem und betonte ihren entscheidenden Einfluss bei der Genehmigung des Deals.

Analysten von Oddo BHF äußern sich überrascht über die Offensive der BBVA, da eine feindliche Übernahme zwar als Option galt, doch eher unwahrscheinlich erschien. Ein Scheitern könnte nach ihrer Einschätzung das Ende der Übernahmeversuche bedeuten. Die europäische Bankenlandschaft, geprägt von einer Vielzahl kleiner und regionaler Institute sowie dem Fehlen einer gemeinsamen Einlagensicherung, steht weiter in der Debatte um die Notwendigkeit von Zusammenschlüssen.