14. November, 2025

Quartalszahlen

Bayer schlägt die Erwartungen – doch die Rechtslast frisst den Erfolg

Bayer legt ein starkes Quartal hin: höheres Ergebnis, stabile Umsätze, bessere Pharmatrends. Gleichzeitig wächst der Kostendruck aus US-Klagen rund um Glyphosat und PCB. Der Vorstand hält an der höheren Jahresprognose fest – und verspricht, das Rechtsrisiko bis Ende 2026 einzudämmen.

Bayer schlägt die Erwartungen – doch die Rechtslast frisst den Erfolg
Bayer übertrifft im dritten Quartal 2025 die Erwartungen deutlich. Doch die Rückstellungen für Glyphosat- und PCB-Klagen steigen weiter – sie könnten den Jahresgewinn um bis zu vier Milliarden Euro belasten.

Starker operativer Hebel – und eine teure Fußnote

Im dritten Quartal stieg das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 21 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro und lag damit klar über den Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 1,28 Milliarden gerechnet hatten. Der Umsatz erhöhte sich leicht auf 9,7 Milliarden Euro. Vorbörslich legte die Aktie um 1,6 Prozent zu und notierte bei 27,90 Euro. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von rund 40 Prozent zu Buche.

Der operative Rückenwind kommt aus zwei Richtungen: einem konsequenten Kostensenkungsprogramm im Agrargeschäft und einer deutlich erkennbaren Erholung im Pharmabereich, wo neue Medikamente den Umsatz treiben. Doch der Erfolg hat seinen Preis. Die Sondereffekte durch Rechtsstreitigkeiten in den USA steigen kräftig – und drücken die Bilanz. Bayer rechnet für 2025 mit Belastungen in Höhe von 3,5 bis 4 Milliarden Euro. Das ist rund eine Milliarde Euro mehr als bislang angenommen.

Die zusätzlichen Rückstellungen spiegeln vor allem neue Vergleichszahlungen und Prozessrisiken wider. Weltweit liegen derzeit rund 197.000 Ansprüche gegen Bayer vor – viele davon sind beigelegt oder unzulässig, doch die juristische Flut ebbt nicht ab. Konzernchef Bill Anderson sieht Fortschritte, aber keine Entwarnung: Bis Ende 2026 will Bayer die Klagewelle „signifikant eingedämmt“ haben.

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Glyphosat bleibt das zentrale Risiko – Politik und Supreme Court als Hoffnung

Der Rechtsstreit um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat bleibt Bayers größte Hypothek. Der Konzern kämpft an mehreren Fronten: vor Gericht, am Verhandlungstisch – und zunehmend auch in der Politik. In den USA versucht Bayer, gesetzliche Änderungen zu erreichen, die Klagen wegen vermeintlicher Gesundheitsgefahren unterbinden oder aussichtslos machen würden.

Gleichzeitig hofft das Management auf Rückenwind aus der Justiz. Eine Grundsatzentscheidung des US Supreme Court zur sogenannten „Preemption“-Frage – also, ob nationale Zulassungen Bundesrecht brechen – könnte Bayer im kommenden Jahr Rechtssicherheit bringen. Das Urteil wird für 2026 erwartet. Bis dahin bleibt das Risiko hoch, da Einzelurteile mit dreistelligen Millionenbeträgen jederzeit möglich sind.

Operative Fortschritte – aber Vorsicht bei der Bewertung

Trotz der juristischen Schatten ist die operative Entwicklung solide. Das Agrargeschäft profitiert von niedrigeren Kosten und Preisanpassungen, die Pharmasparte wächst dank neuer Produkte und eines robusten Portfolios. Die Jahresprognose mit einem bereinigten Gewinn zwischen 9,7 und 10,2 Milliarden Euro bestätigt das Management – ein ambitioniertes, aber erreichbares Ziel.

Anleger werten die jüngsten Zahlen als Zeichen der Stabilisierung, bleiben aber vorsichtig. Die Bewertungsfrage hängt weniger an den Erträgen als an der Planbarkeit der Rechtsrisiken. Erst wenn klar ist, wie teuer die juristische Aufarbeitung tatsächlich wird, kann die Aktie dauerhaft aus dem Schatten der Glyphosat-Vergangenheit treten.

Was jetzt zählt

Bayer hat operativ die Trendwende geschafft, doch das juristische Erbe bleibt schwer. Der Konzern liefert, die Klagewelle kassiert. Der Investment-Case steht und fällt damit, ob das Management seine Zusage einhält und die Risiken bis 2026 tatsächlich eindämmt. Bis dahin bleibt Bayer ein Turnaround mit doppeltem Boden – stark im Kerngeschäft, anfällig im Risiko.

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