27. Juli, 2024

Wirtschaft

Baugewerbe im Streikmodus: Erste Ausstände seit fast zwei Jahrzehnten

Baugewerbe im Streikmodus: Erste Ausstände seit fast zwei Jahrzehnten

Ein historischer Moment für das deutsche Baugewerbe kündigt sich an: Nach 17 Jahren der Streikabstinenz ruft die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ab Montag zu Arbeitsniederlegungen auf, die sukzessive das ganze Bundesgebiet erfassen sollen. Ein Sprecher der Gewerkschaft betonte, die Streiks würden gezielt und nicht flächendeckend organisiert. Der Vorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, positioniert sich deutlich: Die Baubranche solle durch die Streikmaßnahmen merklich getroffen werden, um Druck auf die Arbeitgeberseite auszuüben. Diese hätte es nun in der Hand, wie zügig Bauvorhaben realisiert werden können und inwiefern Verkehrsprojekte betroffen sein könnten. Dabei zeugen die Aussagen von Uwe Nostitz, dem Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Vizepräsidenten des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB), von der Hoffnung auf baldige Einigung, um die wirtschaftlichen Konsequenzen in Grenzen zu halten. In einer Stellungnahme des Baugewerbe-Verbands Niedersachsen wird die Erwartung ausgedrückt, dass sich die streikbedingten Behinderungen in Grenzen halten und nicht von langer Dauer sein werden. Die Ursache für den aktuellen Konfliktherd liegt in der zuletzt gescheiterten Tarifschlichtung. Nachdem eine Einigung in drei Verhandlungsrunden nicht erzielt wurde und die Arbeitgeberverbände den Kompromissvorschlag des Schlichters Rainer Schlegel ablehnten, sieht die IG BAU den Weg frei für ihre ursprüngliche Forderung nach deutlich höheren Lohnsteigerungen. Feiger kritisiert die Ablehnung des Schlichtervorschlags und prognostiziert höhere Kosten für die Bauunternehmen. Innerhalb der Arbeitgeberverbände zeigt sich ein geteiltes Bild: Während die Verbände der Bauindustrie den Schlichtungsvorschlag angenommen hatten, war vor allem das Baugewerbe gegen diesen Schritt. In Reaktion darauf bieten die Arbeitgeberverbände nun Gehaltssteigerungen an, die sogar über ihren ursprünglichen Angeboten in den Tarifverhandlungen liegen. Die Folgen dieser ersten bundesweiten Streikbewegung im Baugewerbe seit 2002 könnten weitreichend sein. Eine Branche, die als wichtiger ökonomischer Faktor und Umsatzgenerator gilt, sieht sich angesichts der gegenwärtigen Wirtschaftslage erheblichen Herausforderungen gegenüber.