18. September, 2025

Unternehmen

Bafin greift durch – PSD-Banken stolpern über die Zinswende

Die Finanzaufsicht hat gleich zwei genossenschaftliche PSD-Banken gerügt. München und Koblenz müssen zusätzliche Eigenkapitalpuffer aufbauen. Ursache ist ein Geschäftsmodell, das in Zeiten steigender Zinsen nicht mehr trägt – und Anleger wie Aufseher nervös macht.

Bafin greift durch – PSD-Banken stolpern über die Zinswende
Bafin erhöht Druck – Die Aufsicht verpflichtet die PSD Banken München und Koblenz zu höheren Eigenkapitalpuffern wegen struktureller Risiken.

Aufsicht zieht die Reißleine

Innerhalb weniger Tage hat die Bafin zwei nahezu identische Maßnahmen veröffentlicht: Sowohl die PSD Bank München als auch die PSD Bank Koblenz müssen ihr Eigenkapital erhöhen.

PSD Bank Koblenz eG: BaFin ordnet zusätzliche Eigenmittelanforderungen an
Die PSD Bank Koblenz eG muss zusätzliche Eigenmittel vorhalten. Das hat die Finanzaufsicht BaFin angeordnet. Grund für die Maßnahme ist die besondere Geschäftssituation des Instituts.

Begründet wird dies mit einer „besonderen Geschäftssituation“, die in Zeiten veränderter Zinsen ein Umdenken erzwingt. Für die Aufsicht steht fest: Ohne zusätzlichen Puffer wären die Institute zu anfällig.

Ein Geschäftsmodell in der Falle

Was die nüchternen Mitteilungen nicht ausschreiben, ist der Kern des Problems: Beide Banken setzten lange auf kurzfristige Refinanzierung und vergaben gleichzeitig sehr langfristige Kredite.

Als die EZB 2022 die Zinswende einläutete, kippte die Kalkulation. Aus günstiger Finanzierung wurde eine Kostenfalle – und das Risiko schlug mit voller Wucht zurück.

Showdown bei der Fed – Zinsschritt sicher, Machtkampf offen
Eine Zinssenkung gilt als ausgemacht, doch die Personalquerelen um neue und alte Gouverneure stellen die Unabhängigkeit der US-Notenbank infrage. Für Anleger könnte der Mittwoch mehr Verunsicherung bringen als Erleichterung.

In München führte dies 2024 sogar zu einem operativen Verlust. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis kletterte auf fast 200 Prozent – ein Wert, der selbst in Krisenjahren als alarmierend gilt. Nur stille Reserven und aufgelöste Rückstellungen konnten die Bilanz etwas abfedern.

Vorstände gehen, Aufseher bleiben

Die Folgen sind auch personell sichtbar: In München traten die Vorstände Karen Lehmann-Martin und Jürgen Haschka zurück. Koblenz und München betonen zwar, die Anordnungen der Bafin ernst zu nehmen und umzusetzen. Doch die Probleme sitzen tiefer – es geht um ein Geschäftsmodell, das im neuen Zinsumfeld schlicht nicht mehr funktioniert.

Solide Quoten, aber zu wenig Vertrauen

Bemerkenswert ist: Beide Banken wiesen zuletzt Eigenkapitalquoten aus, die über den Mindestanforderungen lagen – 23,8 Prozent in München, 19,4 Prozent in Koblenz. Doch die Aufsicht reicht das nicht. In Einzelfällen kann sie zusätzliche Puffer verlangen, wenn die Risiken strukturell hoch sind. Genau das ist hier geschehen.

Die harte Kernkapitalquote beschreibt das Verhältnis von Eigenkapital zu risikogewichteten Vermögenswerten. Eigentlich solide, aber eben nicht ausreichend, wenn die Zinskosten die Ertragslage zermürben.

Mehr als nur zwei Problemfälle

Die PSD-Banken sind Teil der genossenschaftlichen Finanzgruppe und betreiben bundesweit nur wenige Dutzend Filialen. Ihr Kerngeschäft: Baufinanzierungen. Was lange als stabil galt, wird im Zinsumfeld zur Belastungsprobe. Die Fälle München und Koblenz könnten Vorboten sein, dass kleinere Institute unter der Zinswende härter leiden als große Häuser mit diversifizierten Einnahmequellen.

Die Rüge der Bafin zeigt, dass die Zinswende noch immer Banken überrascht, die zu sehr auf alte Muster gesetzt haben. Für München und Koblenz ist der Schritt ein Warnschuss – für die Branche ein Lehrstück. Denn Eigenkapital lässt sich nachschießen. Vertrauen in ein tragfähiges Geschäftsmodell hingegen nicht.

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