Chipaktien treiben die Märkte
An den asiatischen Börsen herrscht Aufbruchsstimmung. In Tokio schossen die Aktien des Halbleiterherstellers Renesas um mehr als vier Prozent in die Höhe, in Hongkong legte der chinesische Branchenriese SMIC um gut drei Prozent zu. Der Grund: steigende Chipnachfrage und die Aussicht auf neue Investitionen in künstliche Intelligenz.
In Zeiten, in denen die Weltmärkte auf Zinsentscheidungen und Konjunktursorgen starren, zeigt Asien einmal mehr, wo Zukunftswachstum entstehen könnte. Besonders die Halbleiterbranche profitiert – sie ist das Rückgrat der globalen Digitalwirtschaft. Ob Smartphones, Elektroautos oder Serverfarmen: Überall werden Chips gebraucht, und die Nachfrage reißt nicht ab.
Alibaba, Tencent & Co. im Rückenwind
Auch die großen Internetkonzerne melden sich zurück. Alibabas Aktie legte in Hongkong fast zwei Prozent zu, Tencent immerhin ein halbes Prozent. Nach Jahren regulatorischer Eingriffe durch die chinesische Regierung scheint sich das Klima für Tech-Firmen etwas aufzuhellen.
Die Investoren setzen darauf, dass Peking die Branche wieder als Wachstumsmotor begreift. Chinas Behörden haben zuletzt Anzeichen gezeigt, restriktive Auflagen zu lockern, um Innovation und Beschäftigung im Tech-Sektor zu fördern. Die Stimmung in Hongkong und Schanghai hellt sich entsprechend auf – nach einer langen Phase des Misstrauens.
Der KI-Boom als Kurstreiber
Der neue Hype um künstliche Intelligenz treibt nicht nur die westlichen Tech-Giganten, sondern auch asiatische Zulieferer. SMIC profitiert als Chiphersteller von der massiven Nachfrage nach Hochleistungsprozessoren. Renesas wiederum liefert Mikrocontroller für industrielle Anwendungen und Elektrofahrzeuge – zwei Bereiche, die gerade besonders stark wachsen.
Hinzu kommt, dass viele Unternehmen in der Region ihre Lieferketten neu ordnen. Der Trend zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit – ausgelöst durch geopolitische Spannungen – spielt asiatischen Produzenten in die Hände. Während die USA Chips für strategisch sensibel erklären, baut Asien eigene Kapazitäten auf.

Anleger zwischen Hoffnung und Risiko
So stark die Rally auch wirkt – sie ruht auf einem empfindlichen Fundament. Die Gewinne vieler asiatischer Tech-Konzerne sind stark vom Export abhängig, insbesondere von der Nachfrage aus den USA und Europa. Bleiben diese Märkte schwach, droht der Schwung rasch zu verpuffen.
Zudem steht die Branche weiterhin unter Druck durch Handelsbeschränkungen und US-Sanktionspolitik. Für SMIC etwa ist der Zugang zu modernen Fertigungsanlagen aus dem Westen stark eingeschränkt. Und auch Alibaba hat mit dem zähen Binnenkonsum in China zu kämpfen – ein Problem, das kein Kursfeuerwerk überdeckt.
Zwischen Euphorie und Realität
Die asiatische Tech-Rally ist ein Zeichen für neue Risikobereitschaft der Anleger – und für die Hoffnung, dass der Innovationszyklus weitergeht. Doch wie schon in früheren Boomphasen könnte aus Begeisterung schnell Ernüchterung werden, falls die Gewinne hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Noch überwiegt der Optimismus: Der Glaube an die technologische Stärke Asiens, an die Produktionsmacht Chinas, Japans und Südkoreas, bleibt ungebrochen. Die Region ist längst nicht mehr nur Werkbank der Welt – sie will Innovationsführer werden.
Doch ob dieser Anspruch an der Börse belohnt wird, entscheidet sich nicht an einem Handelstag.


