Die Zahlen sehen gut aus – doch der Blick nach vorne trügt
Apple verkauft weiter Millionen iPhones, die Gewinne sprudeln – aber an der Wall Street wachsen die Zweifel. Die Analysten der UBS warnen in einer aktuellen Einschätzung: Anleger könnten sich von kurzfristig stabilen Quartalszahlen blenden lassen, während sich unter der Oberfläche ein strukturelles Problem anbahnt.
Der Auslöser? Ein iPhone-Upgrade, das kaum Innovation verspricht. Und geopolitische Spannungen, die ausgerechnet in Apples wichtigstem Auslandsmarkt – China – das Geschäft gefährden. Für den einst unverwundbar scheinenden Tech-Konzern beginnt damit ein neues Kapitel: Das der Unsicherheit.
Kaum Neuerungen beim iPhone
Was in der Branche längst gemunkelt wird, spricht UBS-Analyst David Vogt nun offen aus: Das nächste iPhone-Update im Herbst wird keine Revolution. Im Gegenteil – laut Vogt dürften sich die Änderungen gegenüber dem Vorjahresmodell kaum bemerkbar machen.
Auch die viel beschworene Einführung von „Apple Intelligence“ – Apples Antwort auf generative KI – werde „keine nennenswerten Nachfrageimpulse setzen“.
Das Risiko? Die Nachfrage nach iPhones stagniert – und das bereits im Geschäftsjahr 2026, also früher als von vielen Investoren erwartet. Wer bislang auf einen Innovationsschub gesetzt hat, wird umdenken müssen.
Starke Quartalszahlen – doch der Rückenwind könnte trügen
Kurzfristig klingen die Zahlen versöhnlich: Für das März-Quartal hebt UBS seine Umsatzschätzung leicht an – auf 95,5 Milliarden US-Dollar. Grund ist unter anderem ein erwarteter Vorzieheffekt: Viele Kunden greifen frühzeitig zu, um möglichen US-Strafzöllen auf China-Importe zuvorzukommen.

UBS erwartet nun 51,5 Millionen verkaufte iPhones im Quartal – rund eine Million mehr als zuvor. Auch der Gewinn je Aktie dürfte höher ausfallen: 1,62 statt 1,56 Dollar.
Doch genau hier liegt das Problem: Diese Entwicklung ist künstlich, nicht strukturell. Sobald die Vorzieheffekte verpuffen, droht die Nachfragekurve wieder abzuflachen – oder sogar zu kippen.
Geopolitik als Risiko: China wird zum Unsicherheitsfaktor
Laut UBS könnten geopolitische Spannungen zwischen den USA und China die iPhone-Verkäufe schon in der zweiten Jahreshälfte 2025 belasten. Und das noch bevor sich eine mögliche Konjunkturabschwächung in den USA oder Europa bemerkbar macht.
China ist für Apple nicht nur Produktionsstandort, sondern auch einer der wichtigsten Absatzmärkte. Sollte die politische Stimmung weiter kippen – etwa durch neue Sanktionen, Nationalismus oder regulatorische Schikanen – könnte das Apple empfindlich treffen.
Vogt spricht daher von „Abwärtsrisiken für die Konsensschätzungen“ – auch, weil in vielen Prognosen das China-Risiko bislang zu wenig berücksichtigt werde.
UBS senkt das Kursziel – und Apple verliert weiter an Glanz
Als Reaktion auf die veränderten Aussichten hat UBS das Kursziel für Apple von 236 auf 210 US-Dollar gesenkt – bei einem zuletzt realisierten Schlusskurs von 211,21 Dollar. Das bedeutet: Kein nennenswertes Aufwärtspotenzial.
Das Rating bleibt bei „Neutral“. Übersetzt heißt das: Kaufen lohnt sich nicht. Aber verkaufen auch nicht – jedenfalls noch nicht. Für einen Konzern wie Apple, der jahrelang als „must have“ im Portfolio galt, ist das eine deutliche Zäsur.
Ein Jahr zum Vergessen – und ein unsicherer Ausblick
Apple hat im laufenden Jahr bereits rund 16 Prozent an Börsenwert verloren – ein deutliches Warnsignal in einem Markt, der Technologie sonst überdurchschnittlich belohnt.
Die Analystengemeinde ist gespalten: 18 empfehlen einen Kauf, 12 raten zum Halten, drei sprechen sich für einen Verkauf aus. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 236,47 US-Dollar – also knapp 11 Prozent über dem aktuellen Stand.
Doch wer sich die fundamentalen Risiken ansieht – Innovationsmüdigkeit, geopolitische Unsicherheiten, Marktsättigung –, könnte diese Prognosen bald für zu optimistisch halten.
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