Gewinnsprung statt Gähnen
Während andere Tech-Schwergewichte mit stagnierenden Zahlen kämpfen, liefert Apple wieder ein Quartal, wie es Investoren lieben: Mehr Umsatz, mehr Gewinn, weniger Steuern. Der Konzern aus Cupertino steigerte seinen Umsatz im vierten Geschäftsquartal auf 102,5 Milliarden US-Dollar, ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Gewinn schoss sogar noch stärker nach oben: 1,85 US-Dollar je Aktie, statt der erwarteten 1,78 US-Dollar. Unter dem Strich steht ein Nettoergebnis von 27,5 Milliarden Dollar – satte 86 Prozent mehr als im Vorjahr.
Damit übertrifft Apple die Prognosen der Analysten klar – und zeigt, dass die Marke mit dem Apfel auch in einem schwierigen Umfeld kaum an Biss verliert.
iPhone bleibt Goldesel, Services werden Schatzkammer
Wie immer trägt das iPhone den größten Teil zum Ergebnis bei. Doch die wahren Margen fließen längst woanders: Apple Services – also Abos, Cloud, App Store, Musik und TV+ – wachsen weiter zweistellig und gelten inzwischen als das „stabilste Segment“ des Unternehmens.
Dieser Wandel vom Hardware-Hersteller zum Ökosystem-Anbieter macht Apple unabhängiger von Sättigungstendenzen am Smartphone-Markt. Die Zahlen zeigen: Während der Absatz in China schwächelt, hält die Service-Sparte das Unternehmen auf Kurs.
Tim Cook sprach bei der Bilanzvorlage von einem „starken Jahr trotz makroökonomischer Gegenwinde“ – und meinte damit vor allem die politischen Spannungen und den Wettbewerbsdruck in China.
China bleibt das große Fragezeichen
Denn dort verliert Apple Marktanteile. Chinesische Rivalen wie Huawei holen auf – mit aggressiver Preispolitik, lokalem Patriotismus und eigener Chiptechnologie.
Auch geopolitisch bleibt das Terrain heikel: Peking setzt auf technologische Unabhängigkeit, und die US-Regierung auf Exportkontrollen. Das ist für Apple gleich doppelt gefährlich.
Zwar bleibt China weiterhin einer der wichtigsten Absatzmärkte, doch die Abhängigkeit birgt Risiken. Analysten sehen mittelfristig die Gefahr, dass Apple dort auf der Stelle tritt – oder ganz ins Hintertreffen gerät, sollte die politische Lage eskalieren.
Ein Milliardenjahr für den iKonzern
Im gesamten Geschäftsjahr 2025 erwirtschaftete Apple einen Umsatz von 416,2 Milliarden US-Dollar – nach 391 Milliarden im Vorjahr. Der Gewinn je Aktie kletterte auf 7,46 Dollar, ebenfalls deutlich über den Erwartungen.
Apple ist damit wieder in einer Liga, die an alte Rekorde erinnert. Und doch: Das Wachstum verlangsamt sich strukturell. Die großen Sprünge der 2010er-Jahre sind vorbei, die Innovationen kleiner geworden.
Dass Apple trotzdem neue Höchstwerte erreicht, liegt an seiner Effizienz, Preismacht und – wie in diesem Quartal – an einer ungewöhnlich niedrigen Steuerquote. Ohne diesen Effekt wäre der Gewinnsprung deutlich moderater ausgefallen.
Die Börse jubelt – aber nicht überschwänglich
An der Nasdaq legte die Aktie nachbörslich um rund 5 Prozent zu – auf etwa 244 Euro umgerechnet. Kein Feuerwerk, aber ein klares Signal: Anleger sind erleichtert, dass Apple nicht enttäuscht.
Gleichzeitig bleibt die Bewertung sportlich. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 30 gilt Apple zwar als Qualitätsaktie, aber auch als teurer Dauerläufer. Viele Investoren fragen sich, wie lange diese Story noch trägt – und woher das nächste große Wachstum kommen soll.

Ausblick: Zwischen Stabilität und Stagnation
Cook kündigte an, 2026 werde ein Jahr der „neuen Geräteklassen“. Gemeint ist vor allem die Vision Pro, Apples Vorstoß in die Welt der Mixed Reality. Noch ist das kein Massenprodukt – aber vielleicht der Versuch, ein neues iPhone-Moment zu schaffen.
Ob das gelingt, hängt nicht nur von Technik, sondern auch von Geduld ab. Der Konzern muss beweisen, dass er noch Visionen hat – und nicht nur bestehende Geschäftsmodelle perfektioniert.
Stark, aber nicht unverwundbar
Apple hat das getan, was Apple am besten kann: Erwartungen übertreffen. Doch unter der glatten Oberfläche zeigen sich Risse. Der Konzern ist profitabler denn je, aber strategisch angreifbarer – insbesondere in China und bei der Produktinnovation.
Für Investoren bleibt die Aktie attraktiv, solange die Margen sprudeln. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Selbst ein Gigant wie Apple kann wachsen – und trotzdem an Dynamik verlieren.


