15. Juli, 2025

Unternehmen

App-Zulassung verlängert: Wie DocMorris beim E-Rezept das Rennen anführt

Die Gematik hat die CardLink-Zulassung bis 2027 verlängert – DocMorris und Redcare sichern sich damit den Zugriff auf den wachsenden Markt der E-Rezepte. Für Anleger ein Signal. Für stationäre Apotheken eine Warnung.

App-Zulassung verlängert: Wie DocMorris beim E-Rezept das Rennen anführt
Digitale Vormacht: Mit der verlängerten CardLink-Zulassung bis 2027 sichern sich DocMorris und Redcare einen exklusiven Zugang zum rasant wachsenden E-Rezept-Markt – während viele kleinere Anbieter außen vor bleiben.

DocMorris bleibt im Spiel – und legt an der Börse zu

Ohne große Ankündigung, aber mit spürbarer Wirkung: Die staatlich kontrollierte Gematik hat am Dienstag die Zulassung für die E-Rezept-Abwicklung via CardLink für DocMorris und Redcare bis Januar 2027 verlängert.

Quelle: Eulerpool

Eine bürokratische Entscheidung mit klarem wirtschaftlichem Effekt: Die DocMorris-Aktie schnellte am Vormittag im Schweizer Handel um über 5 % in die Höhe, Redcare-Papiere legten parallel an der Xetra um gut 3,4 % zu. Für Anleger ist die Botschaft eindeutig – die digitalen Apotheken bleiben mittendrin im Milliardenmarkt E-Rezept.

Quelle: Eulerpool

Die Verlängerung betrifft die sogenannte CardLink-Lösung – ein technisches Bindeglied, das es ermöglicht, E-Rezepte über die App mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) einzulösen, ohne PIN oder Terminal.

Eigentlich war die Zulassung bis März 2026 befristet. Nun hat die Gematik die Frist um fast ein Jahr verlängert – ein Aufschub, der den beiden Marktführern auf dem digitalen Apothekenmarkt Luft verschafft.

Hintergrund: Deutschland steht vor der Einführung der neuen PoPP-Infrastruktur („Proof of Patient Presence“), die die E-Rezept-Abwicklung technisch vereinfachen und sicherer machen soll. Doch bis dahin – und das heißt: mindestens bis Ende Januar 2027 – bleiben die bisherigen Apps im Spiel.

App statt Apotheke: Fast 90 % der Arztpraxen stellen inzwischen E-Rezepte aus – und immer mehr Patienten lösen sie direkt per App ein, ohne je eine Offizinapotheke zu betreten.

E-Rezept boomt – DocMorris profitiert

Die Daten geben DocMorris und Redcare recht: Nach Angaben der US-Bank Jefferies ist die Zahl eingelöster E-Rezepte in Deutschland allein im letzten Jahr um 37 % gestiegen.

Neun von zehn Arztpraxen nutzen das System bereits, in Apotheken liegt die Quote sogar bei 96 %. Wer hier einen Zugangskanal besitzt – sprich: eine zugelassene App –, sitzt auf einem verlässlichen Geschäftsmodell.

Für DocMorris ist das ein strategischer Erfolg: Das Unternehmen hat früh auf digitale Rezeptabwicklung gesetzt und galt bei der ersten Einführung des E-Rezepts 2022 noch als politisch angezählt. Damals standen Datenschutzbedenken im Raum. Heute ist klar: Der technische Vorsprung zahlt sich aus.

Der Apothekenmarkt sortiert sich neu

Für stationäre Apotheken in Deutschland ist die Verlängerung ein weiterer Warnschuss. Zwar bleibt das klassische Filialgeschäft rechtlich abgesichert – E-Rezepte dürfen auch weiterhin in der Apotheke vor Ort eingelöst werden.

Aber der Trend ist nicht zu übersehen: Immer mehr Patientinnen und Patienten nutzen die bequeme Lösung per App – insbesondere bei Dauerverordnungen und rezeptpflichtigen Medikamenten, die nicht sofort benötigt werden.

Die Angst im Apothekenlager wächst. Denn mit jeder technischen Hürde, die fällt, wird der Griff zum Smartphone einfacher – und der Gang zur Apotheke vor Ort seltener. Die Politik versichert zwar, den Apothekenstandort Deutschland stärken zu wollen. Doch während Ministerien noch prüfen, haben DocMorris und Redcare längst geliefert.

Markt mit Milliardenpotenzial: Seit Einführung des E-Rezepts ist die Zahl der Einlösungen laut Jefferies um 37 % gestiegen – ein Boom, den DocMorris und Redcare frühzeitig antizipiert haben.

Regulatorik als Wettbewerbsvorteil

Dass gerade die Regulierungsseite – also die Gematik – nun zur Verlängerung der CardLink-Zulassung beiträgt, ist ein Signal. Es zeigt: Die technischen Plattformen der großen Online-Apotheken gelten inzwischen als zuverlässig.

Und: Der regulatorische Übergang zur neuen PoPP-Infrastruktur dauert länger als gedacht. Wer da frühzeitig auf die richtige Technologie gesetzt hat, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern – ohne weitere Investitionen.

DocMorris-Aktie auf Erholungskurs

Für Anleger kommt die Nachricht zur richtigen Zeit. Die DocMorris-Aktie hatte in den vergangenen zwölf Monaten deutlich an Wert verloren, unter anderem wegen stagnierender Margen und wachsender Konkurrenz.

Mit dem jüngsten Kursplus von rund 6 % (Stand: Dienstagmittag) signalisiert der Markt: Das Unternehmen bleibt ein relevanter Player im E-Health-Sektor.

Auch Redcare, die 2022 aus Shop Apotheke hervorgegangen sind, können profitieren. Beide Anbieter decken inzwischen den Großteil der digitalen Rezepte in Deutschland ab – ein Quasi-Oligopol, das nun bis 2027 weiter Bestand hat.

Wie lange bleibt das Fenster offen?

Doch trotz aller Euphorie ist klar: Die Verlängerung ist ein Aufschub – kein Freifahrtschein. Sobald die PoPP-Infrastruktur steht, dürfte sich der Markt erneut verschieben. Die Gematik kündigt bereits strengere Standards an, um die Authentifizierung der Patienten zu verbessern.

Ob dann auch kleinere Anbieter oder Startups Marktanteile gewinnen, ist noch offen. DocMorris und Redcare aber haben sich mit der jetzigen Entscheidung eine exklusive Verlängerung ihres Technologievorsprungs gesichert.

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