Die maritime Sicherheitslage verschärft sich, wie jüngst bekannt wurde, durch die Erweiterung des Aktionsradius der Huthi-Rebellen. Mit einem Drohnenangriff auf das Containerschiff MSC Orion weit entfernt von der Roten Meer-Route setzten die vom Iran unterstützten Huthis ihre Drohung vom März in die Tat um, ihre Angriffe auf die Schifffahrtswege im Indischen Ozean auszuweiten. Dies stellt insbesondere Routen zwischen Asien und Europa, die um das Kap der Guten Hoffnung führen, unter ein erhöhtes Risiko. Schifffahrtsunternehmen hatten bereits zur Vermeidung von Angriffen im Bereich des Suezkanals und des Golfs von Aden auf diese alternative Route ausgewichen.
Die Eskalation der Huthis manifestiert sich in zahlreichen Angriffen mittels Raketen und Drohnen seit November, die offiziell als Unterstützung der Palästinenser in Gaza deklariert werden. Der Übergriff auf die MSC Orion, die dem weltgrößten Containerflottenbetreiber Mediterranean Shipping Company angehört, erweitert das bedrohte Seegebiet nun dramatisch in Richtung nordwestlichen Indischen Ozean.
Experten wie Jakob Larsen, Leiter für maritime Sicherheit bei Bimco, gehen davon aus, dass Reedereien ihre Routenplanung anpassen werden, um sich von der gestiegenen Bedrohung abzusichern. Besonders Schiffe mit Verbindung zu Israel, den USA oder Großbritannien könnten von einer Umleitung betroffen sein.
Der Vorfall mit der MSC Orion, die von einem nicht besetzten Luftfahrzeug 300 bis 400 Seemeilen südöstlich des Horns von Afrika getroffen wurde, wurde vom britischen Maritime Trade Operations Office in Dubai bestätigt. Damit wird dieser Angriff als der erste von einer internationalen Organisation anerkannte Vorfall in diesem Gebiet gewertet, das zuvor als sicher galt.
Die MSC Orion ist baugleich mit der MSC Aries, die am 13. April von der iranischen Revolutionsgarde im Straß von Hormus festgesetzt wurde. Beide Schiffe waren Teil einer Acht-Schiff-Bestellung von Israels Zodiac Maritime und führen den "Himalaya Express"-Service zwischen Europa und Häfen in Sri Lanka und Indien durch. MSC wählte laut Berichten der Fachpresse den Hafen von Salalah in Oman als Alternative zu Häfen im Golf, um eine mögliche Konfrontation mit dem Iran zu vermeiden.
Das Schiffsverfolgungssystem Marine Traffic zeichnete auf, dass die MSC Orion sich auf dem Weg nach Salalah befand, als der Angriff verübt wurde. MSC hat bislang nicht auf eine Bitte um Stellungnahme reagiert. Laut UK Maritime Trade Operations ist das Schiff samt Besatzung sicher und setzt die Reise fort, nachdem es nur leichten Schaden nahm.
In den letzten Monaten gerieten mehrere MSC-Schiffe ins Visier iranisch assoziierter Gruppierungen. Ein Zusammenhang mit MSCs Beziehungen zu Israel wurde von der JMIC dabei hervorgehoben. Fachleute wie Jon Gahagan von Sedna Global schätzen die Unterstützung Irans für den Angriff auf die MSC Orion als "hoch wahrscheinlich" ein, in Anbetracht der Distanz vom Jemen und der fehlenden maritimen Aufklärungsmöglichkeiten der Huthis.
Aktionen der Huthi-Rebellen zeigen auch in der Versenkung des libanesischen Schiffs Rubymar und einem tödlichen Angriff auf den Bulk Carrier True Confidence Anfang des Jahres eine zunehmende Aggression. Nachdem allerdings die Behshad, ein iranisches Schiff, das drei Jahre lang vor Jemen operierte und dem Verdacht der Informations- und Zielunterstützung ausgesetzt war, zu Anfang April nach Iran zurückkehrte, ließen die Angriffe nach.
Die jüngsten Ereignisse um die MSC Orion sowie den Treffer auf den Öltanker Andromeda Star im Roten Meer deuten darauf hin, dass die maritime Bedrohung erneut ansteigt. Die britische Beratungsfirma EOS Risk warnt, dass die Drohnen der Huthis eine Reichweite von bis zu 2000 Kilometern hätten und Schiffe mit Verbindungen zu Israel, den USA und dem Vereinigten Königreich gezielt anvisiert würden, ungeachtet teilweise nur schwacher oder vergangener Beziehungen zu diesen Ländern.