Amazon hat im zweiten Quartal 2025 nahezu alle Erwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg um satte 13 Prozent auf 167,7 Milliarden US-Dollar – Analysten hatten im Vorfeld nur mit 162,15 Milliarden gerechnet. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 1,68 Dollar deutlich über dem Konsens von 1,33 Dollar.
Unterm Strich verdiente der US-Konzern 19,17 Milliarden Dollar – ein Plus von 31 Prozent. Die operative Marge stieg auf 11,4 Prozent (Vorjahr: 9,7 Prozent). Doch trotz dieses Zahlenwerks verlor die Aktie nachbörslich rund zwei Prozent.
Cloud bleibt Zugpferd – doch Erwartungen steigen mit
Treiber der Entwicklung war erneut das Cloud-Geschäft: Amazon Web Services (AWS) steuerte 30,87 Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz bei – ein Wachstum von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und leicht über den Erwartungen. Die operative Marge von AWS wurde zwar nicht separat ausgewiesen, gilt aber als weiterhin hochprofitabel.
Dass die Aktie trotzdem nachgab, zeigt die inzwischen hochgesteckten Markterwartungen an das Cloud-Geschäft. Anleger hatten offenbar auf ein noch stärkeres Wachstum bei AWS gesetzt – oder auf klarere Aussagen zur Marge.
Handelsgeschäft läuft solide – aber ohne Euphorie
Auch das klassische Handelsgeschäft entwickelte sich positiv: In Nordamerika legten die Umsätze um elf Prozent auf 100,07 Milliarden Dollar zu.
Die physischen Läden steigerten ihre Erlöse um 7,5 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. Der Bereich mit Drittanbietern (Third-Party Services) kam auf 40,35 Milliarden Dollar – ein Plus von ebenfalls elf Prozent.
Zwar zeigt sich das Kerngeschäft robust, doch revolutionäre Impulse blieben aus. Anleger, die auf spektakuläre Innovationen oder Margensprünge im Handelssegment hofften, wurden enttäuscht.
Vorsichtige Prognose für Q3 – mit viel Spielraum
Für das laufende dritte Quartal kündigte Amazon Umsätze zwischen 174 und 179,5 Milliarden Dollar an – das liegt über den Markterwartungen von rund 173,2 Milliarden Dollar.
Gleichzeitig nennt das Unternehmen eine ungewöhnlich breite Spanne beim operativen Gewinn: zwischen 15,5 und 20,5 Milliarden Dollar. Das lässt Raum für Interpretation – und für Unsicherheit.
Anleger zwischen Zahlenwerk und Bauchgefühl
Trotz eines beeindruckenden Quartals bleibt das Sentiment an der Börse verhalten. Der leichte Kursrückgang ist weniger Ausdruck fundamentaler Schwäche als vielmehr ein Zeichen überhöhter Erwartungen.
In einem Umfeld, in dem Tech-Giganten wie Amazon regelmäßig mit zweistelligen Wachstumsraten glänzen, wird selbst ein starkes Ergebnis schnell zur Enttäuschung.
Fundamentaler Rückenwind – aber Bewertungsdruck bleibt
Amazon bleibt operativ auf Kurs. Das Unternehmen liefert sowohl im Cloud- als auch im Handelsgeschäft überzeugende Ergebnisse. Doch die hohe Bewertung macht es schwer, positive Überraschungen zu landen.
Wer investiert ist, kann gelassen bleiben – alle anderen sollten auf Rücksetzer achten. Denn gute Nachrichten reichen bei Amazon allein nicht mehr aus. Der Markt verlangt Großes – immer wieder.
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