Alphabet konnte im zweiten Quartal des Jahres mit einem Umsatzwachstum von 14% im Vergleich zum Vorjahr auf 84,74 Milliarden US-Dollar überzeugen und übertraf damit die Schätzungen der Analysten um 450 Millionen US-Dollar. Der Gewinn je Aktie stieg um bemerkenswerte 31% auf 1,89 US-Dollar und lag damit knapp über den Konsensprognosen.
Über die positive Entwicklung hinaus trübte jedoch die Verlangsamung der Werbeeinnahmen von YouTube sowie die Konkurrenz durch die neue Suchmaschine von OpenAI die Stimmung. Trotz dieser Herausforderungen stieg Alphabets Aktie in den vergangenen 12 Monaten um fast 30%.
Im zweiten Quartal generierte Alphabet 76% seines Umsatzes durch das Werbegeschäft von Google, zu dem Such- und Displaywerbung, Werbenetzwerke und YouTube gehören. Weitere 12% stammten aus Google Cloud, während 11% auf kostenpflichtige Abonnements, nicht werbebasierte Plattformen und Hardwareprodukte entfielen.
Das Werbegeschäft von Google litt 2022 unter steigenden Zinssätzen und makroökonomischen Herausforderungen, aber in 2023 beschleunigte sich das Wachstum wieder. Diese Erholung endete jedoch im zweiten Quartal, als die Einnahmen aus YouTube-Werbung nur um 13% stiegen, verglichen mit 21% im ersten Quartal. Dies lag deutlich unter den Erwartungen der Analysten, die ein Wachstum von 17% prognostiziert hatten.
Ruth Porat, CFO von Alphabet, äußerte sich während der Telefonkonferenz zufrieden mit den Ergebnissen von YouTube, ohne konkrete Gründe für das verlangsamte Wachstum zu nennen. Möglicherweise kämpft YouTube mit der Konkurrenz von ByteDance's TikTok und anderen werbebasierten Streaming-Plattformen. Zudem könnte YouTube seine eigenen Werbeeinnahmen durch kostenpflichtige Abonnements kannibalisieren.
Die Werbeeinnahmen von Google's "Such- und anderen" stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 14%, was dem Wachstum des Vorquartals entspricht. Doch dieses Wachstum wurde durch die Einführung von SearchGPT, der neuen Suchmaschine von OpenAI, überschattet. Diese Konkurrenz könnte unerwartete Herausforderungen für Google darstellen, da das Unternehmen bereits darum kämpft, mit OpenAI und Microsoft mitzuhalten.
Das Wachstum der Abonnements, Plattformen und Geräte von Google verlangsamte sich ebenfalls, da es sich mit den Preiserhöhungen für YouTube TV aus dem Vorjahr überschneidet. Der einzige Lichtblick war das dritte Quartal in Folge beschleunigte Wachstum von Google Cloud, das von der rapiden Expansion des KI-Marktes profitierte.
Auch wenn das Umsatzwachstum von Alphabet abkühlt, blieb die operative Marge im Vergleich zum Vorquartal konstant und stieg im Jahresvergleich um 3 Prozentpunkte auf 32%. Diese Expansion verdankt das Unternehmen weitgehend seinen Kostensenkungsmaßnahmen, einschließlich Entlassungen. Doch diese Strategien könnten unbeabsichtigt das Wachstum bremsen, indem sie Investitionen begrenzen.
Alphabet polarisiert die Investoren: Die Optimisten heben hervor, dass das Unternehmen seine Margen ausbaut, Aktien im Wert von 70 Milliarden US-Dollar zurückkauft und endlich Dividenden ausschüttet. Die Pessimisten hingegen deuten diese Maßnahmen als Zeichen dafür, dass das Geschäft von Alphabet reift und das Wachstumspotenzial nachlässt.
Analysten erwarten für Alphabet von 2023 bis 2026 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 12% und ein Wachstum des Nettogewinns von 20%. Diese Wachstumsraten sind stabil, und die Aktie scheint mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 weiterhin fair bewertet zu sein. Auch die Dividendenrendite von 0,5% mag gering erscheinen, doch die niedrige Ausschüttungsquote von 3% lässt Raum für künftige Dividendenerhöhungen.
Sollte Alphabet die Erwartungen der Analysten erfüllen und die aktuellen Bewertungen stabil bleiben, könnte die Aktie bis Ende 2025 um mehr als 30% steigen. Aber falls die Werbeeinnahmen von YouTube weiter sinken und das Unternehmen Schwierigkeiten hat, gegen Microsoft und OpenAI im KI-Markt anzutreten, könnte die Aktie als gereifte Technologiefirma neu bewertet werden. In diesem Fall könnte die Aktie in den nächsten 12 Monaten stagnieren oder sogar fallen.
Trotz der bevorstehenden Herausforderungen glaube ich nicht, dass Alphabet in naher Zukunft zu einer Value-Aktie wird. Selbst bei einer niedrigeren Bewertung könnte die Aktie auf 180 US-Dollar steigen, da das Unternehmen sein Geschäft strafft und seinen Wettbewerbsvorteil ausbaut. Auch wenn die Aktie in den nächsten Quartalen möglicherweise keine überdurchschnittlichen Gewinne erzielt, könnte sie dennoch eine stabile langfristige Investition für geduldige Anleger sein.