Im jüngsten Diskurs mit Elon Musk ließ AfD-Chefin Alice Weidel die politischen Wogen hochschlagen, indem sie die Steuerlast in Deutschland kritisierte. Ihrer Aussage nach würde ein durchschnittlicher deutscher Arbeitnehmer mehr als die Hälfte seines Jahreseinkommens an den Staat abgeben. Ihr Vergleich zieht jedoch ein weniger präzises Bild als erhofft und bedarf einer genaueren Betrachtung. Während Weidel ihre Kritik pointiert auf die Steuerbelastung abzielte, inkludierte sie offenbar auch die erheblichen Sozialabgaben, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber tragen – darunter Leistungen für Kranken- und Pflegeversicherung. Tatsächlich errechnete der Bund der Steuerzahler, dass 2024 ein Durchschnittshaushalt in Deutschland 52,6 Prozent seines Einkommens staatlichen Abgaben überlässt. Dabei entfallen 31,7 Cent pro Euro auf Sozialabgaben, der Rest auf diverse Steuern. Die Richtigkeit ihrer Aussage wird jedoch dadurch relativiert, dass Deutschland im internationalen Vergleich nicht an der Spitze steht. Beispielsweise ist die Abgabenquote für Singles in Belgien und für Familien in Belgien und Frankreich höher. Kritiker unterstreichen, dass in die Rechnung des Steuerzahlerbundes die staatlichen Gegenleistungen für die entrichteten Abgaben nicht einfließen. Ohne diese würden Bürger erhebliche Summen für eigene Vorsorge aufbringen müssen, etwa für Gesundheitsvorsorge oder Altersrente. Laut OECD liegt Deutschland 2023 mit einer Abgabenquote von 47,9 Prozent für den Durchschnittsarbeiter auf Platz zwei der untersuchten 38 Länder, direkt hinter Belgien. Österreich und Frankreich folgen. Besonders kinderlose Alleinstehende spüren die hohe Abgabenlast in Deutschland deutlich. Für Alleinverdiener-Familien mit zwei Kindern hingegen ist die Quote weitaus geringer und reiht sich im europäischen Vergleich hinter mehreren Staaten ein.
Wirtschaft
Alice Weidels Steuernachhilfe: Verwirrspiel um die deutsche Abgabenlast
