Der „Spotify-Moment“ der Börse?
Max Heinzle, Gründer des Frankfurter Fintechs 21x, spricht von nichts Geringerem als einem Epochenwechsel. Seine Blockchain-Börse, die an diesem Montag an den Start geht, soll Aktienhandel so einfach und günstig machen wie Musikstreaming. Der Vergleich ist kühn – aber er zeigt, wie groß die Ambitionen sind.

Warum die Technik Banken überflüssig machen soll
Die Idee: Statt dass Wertpapiertransaktionen über Börsen, Depotbanken, Clearingstellen und weitere Mittler laufen, werden Käufe und Verkäufe direkt auf der Blockchain abgewickelt.
Das spart Zeit und Geld. Während eine klassische Transaktion zwei Tage dauern kann, sollen Aktien über 21x in Sekunden im Depot landen – und das nahezu ohne Gebühren.

Einschränkungen zum Start
Noch richtet sich 21x ausschließlich an institutionelle Investoren: Family Offices, Kryptounternehmen, Banken. Privatanleger müssen draußen bleiben. Zudem ist das Angebot bisher überschaubar: Gehandelt wird zunächst nur ein tokenisierter Geldmarktfonds. Erst mit dem Ausbau des Produktportfolios wird sich zeigen, ob die Plattform mehr als ein Experiment ist.
Milliardenmarkt oder Nische?
Der globale Markt für tokenisierte Vermögenswerte liegt laut rwa.xyz aktuell bei knapp 30 Milliarden Dollar. Optimisten wie BlackRock-Chef Larry Fink sehen jedoch ein Potenzial in Billionenhöhe. Transaktionen könnten künftig jederzeit und ohne Börsenschluss erfolgen.

Doch die Realität ist härter: Auch wenn regulatorische Genehmigungen wie die der BaFin vorliegen, bleibt offen, ob Banken und Investoren bereit sind, sich vom etablierten System zu lösen.
Konkurrenz schläft nicht
Die Börse Stuttgart baut mit Senturion bereits eine eigene Blockchain-Plattform auf und verspricht bis zu 90 Prozent geringere Kosten. Damit zeigt sich: Der Wettlauf um den Handel der Zukunft hat begonnen. Ob 21x dabei die Nase vorn hat, entscheidet sich weniger an der Technik, sondern daran, ob Marktteilnehmer Vertrauen in die neue Infrastruktur entwickeln.
Der Start von 21x markiert einen wichtigen Moment: Europas erster Versuch, den Wertpapierhandel vollständig auf die Blockchain zu verlagern. Ob daraus ein „Spotify-Moment“ oder nur ein weiteres Fintech-Märchen wird, liegt nun in den Händen der Investoren – und im langen Atem der Regulierung.
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