14. November, 2025

Quartalszahlen

Adesso wächst zweistellig – doch die öffentliche Hand bremst

Der Dortmunder IT-Dienstleister steigert Umsatz und Gewinn kräftig und präzisiert seine Prognose. Während Versicherer, Energieversorger und Gesundheitsbranche stark investieren, bleibt das Geschäft mit der Autoindustrie und dem Staat zäh.

Adesso wächst zweistellig – doch die öffentliche Hand bremst
Adesso steigerte den Umsatz in den ersten neun Monaten um 13 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro. Während Versicherer, Energieversorger und das Gesundheitswesen kräftig investieren, bleibt der öffentliche Sektor deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Starke Nachfrage, klare Richtung

Adesso ist weiter auf Wachstumskurs. In den ersten neun Monaten legte der Umsatz organisch um 13 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro zu, das operative Ergebnis (Ebitda) kletterte um 17 Prozent auf 77,9 Millionen Euro.

Besonders die Segmente Gesundheit, Energieversorgung und Versicherungen trieben das Geschäft – Branchen, in denen die Digitalisierung aktuell am schnellsten voranschreitet.

In diesen Feldern profitiert Adesso von der wachsenden Nachfrage nach Cloud-Integration, Datenanalyse und branchenspezifischer Prozessautomatisierung. Versicherungen digitalisieren Schadensmeldungen, Kliniken ihre Patientenakten, Energieversorger ihr Netzmanagement. Der Trend: Weg von Einzellösungen, hin zu ganzheitlichen Digitalplattformen.

Stripe bereitet Mega-Börsengang vor – erstmals erhalten auch Privatanleger Zugang
Der geplante Börsengang des Zahlungsdienstleisters Stripe könnte einer der größten Tech-IPOs der vergangenen Jahre werden. Das 2010 gegründete Fintech gilt als zentrale Infrastruktur im globalen Online-Zahlungsverkehr und verarbeitet Zahlungen für Konzerne wie Amazon, Shopify oder Spotify. Vor dem Börsendebüt wird Stripe aktuell mit 80 bis 90 Milliarden US-Dollar bewertet – ein Volumen, das in eine Liga mit Meta, Alphabet oder Airbnb führt.

Öffentlicher Sektor bleibt schwach

Weniger erfreulich entwickelt sich das Geschäft mit der Automobilindustrie – hier hemmen Investitionszurückhaltung und schleppende Projekte die Dynamik. Noch enttäuschender: Der erhoffte Digitalisierungsschub in Behörden bleibt aus. Trotz Milliardenprogrammen und Fördertöpfen wartet die Branche weiter auf große Aufträge aus der Verwaltung. Adesso sprach von „ausbleibenden Nachholeffekten“ im öffentlichen Sektor.

Dabei hatte die Politik die digitale Modernisierung der Verwaltung seit Jahren zur Priorität erklärt. Doch das Tempo bleibt gering, Verfahren langwierig, Budgets unklar. Für Anbieter wie Adesso bedeutet das: volle Auftragsbücher in der Privatwirtschaft, Leerlauf bei staatlichen Projekten.

Präzisierte Prognose – vorsichtiger Optimismus

Angesichts der soliden Entwicklung hat der Vorstand die Jahresziele konkretisiert. Für 2025 rechnet Adesso nun mit einem Umsatz am oberen Ende der Spanne von 1,35 bis 1,45 Milliarden Euro und einem Ebitda zwischen 105 und 125 Millionen Euro. Das Management zeigt sich zuversichtlich, zumal die Margen im Projektgeschäft stabil bleiben und das internationale Geschäft weiter anzieht.

Zugleich mahnt der Vorstand zur Disziplin: steigende Personalkosten, Fachkräftemangel und längere Entscheidungsprozesse in einigen Industrien könnten das Wachstum dämpfen. Die Auftragslage bleibt aber insgesamt robust – Adesso ist mit mehr als 9.000 Mitarbeitenden einer der größten unabhängigen IT-Dienstleister Deutschlands.

Der Blick nach vorn

Strategisch will Adesso sein Profil weiter schärfen: mehr KI-gestützte Anwendungen, mehr Plattformgeschäft, mehr Branchenlösungen. Der Fokus liegt auf nachhaltigem Wachstum, nicht auf kurzfristiger Expansion. Gerade in der Gesundheits- und Versicherungsbranche sieht das Unternehmen große Chancen, weil viele Systeme noch auf veralteten Infrastrukturen laufen.

Sollte die öffentliche Hand ihre Digitalstrategie beschleunigen, dürfte Adesso einer der Hauptprofiteure sein – mit skalierbaren Lösungen und bewährter Branchenexpertise. Noch aber gilt: Die Digitalisierung in Deutschland ist für Adesso ein Wachstumsversprechen, das weiter auf Abruf steht.

Die stille Blase der Zuversicht – warum die Märkte ruhig bleiben, obwohl die Welt wankt
Die Kapitalmärkte wirken stabil, obwohl Kriege, Protektionismus, KI-Euphorie, Schulden und Demografie die Konjunktur bremsen. Dahinter steckt ein Erwartungsparadoxon: Ausgerechnet die Ahnung, dass sich alles ändert, hält vorerst alles ruhig – mit hohen Risiken für die Zeit danach.