30. September, 2025

Reichtum

Acht teure Fallen beim ETF-Sparen – und wie Sie sie souverän umgehen

ETF-Sparen klingt simpel: breit gestreut, geringe Kosten, solide Renditen. In der Praxis stolpern viele Anleger dennoch – über zu viele Produkte, falsches Timing, Kostenfallen und nervöse Hände. Unsere Analyse zeigt die häufigsten Fehler und wie Sie sie vermeiden.

Acht teure Fallen beim ETF-Sparen – und wie Sie sie souverän umgehen
50 Prozent Verlust – historisch möglich – Selbst breit gestreute Aktienportfolios mussten in Krisen wie 2008 zwischenzeitlich Kursverluste von rund 50 % aushalten.

1) Produktüberladung: Weniger ist mehr

Viele Depots sehen aus wie der Mischwald: zu viele, oft überlappende Aktien-ETFs. Das Ergebnis: Komplexität ohne Mehrwert. Wer global streuen will, schafft das mit einem einzigen Welt-ETF auf einen breiten Index (z. B. einen ACWI IMI mit Tausenden Titeln aus Industrie- und Schwellenländern).
Praxisregel: Kernportfolio aus einem weltweiten Aktien-ETF. Zusätze nur, wenn sie klaren Zweck haben (z. B. taktische Quote in Anleihen).


2) Der Timing-Reflex: „Hin und her macht Taschen leer“

Die Theorie verspricht Marktrendite – die Realität vieler Depots bleibt dahinter zurück. Ursache Nummer eins: Verkäufe in Turbulenzen und spätes Wieder­einsteigen. Selbst Profis treffen den perfekten Aus- und Einstiegszeitpunkt nicht systematisch.
Praxisregel: Automatisieren, nicht improvisieren. Sparplan laufen lassen, Krisen aushalten. Wer unbedingt steuern will: feste, seltene Umschaltpunkte definieren (z. B. halbjährlich) – nie „aus dem Bauch“.


3) Falscher Zeithorizont: Aktien brauchen Zeit

Aktienmärkte schwanken – auch bei maximaler Streuung. Historisch mussten Anleger zwischenzeitliche Rückgänge von rund 50 % aushalten. Daher eignen sich Aktien-ETFs für langfristige Ziele, nicht für Geld, das Sie in wenigen Jahren sicher benötigen.
Praxisregel: Mindestens 12 Jahre als Faustregel für den Aktienblock. Spätestens einige Jahre vor Zieltermin schrittweise in sichere Bausteine (Tages-/Festgeld, kurzlaufende Anleihen) umschichten.

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4) Ruhestand ≠ Vollbremsung

Mit 67 alles verkaufen? Das klingt sicher, ist aber riskant – gegen die Inflation. Beispielrechnung: Wer 240.000 € auf dem Konto parkt und 20 Jahre lang 1.000 € pro Monat entnimmt, hat am Ende nominal 0 €. Real (bei 2,5 % Inflationsannahme) sinkt die Kaufkraft deutlich.
Praxisregel: Auch im Ruhestand investiert bleiben – mit passender Aktienquote und einem Entnahmeplan. Eine moderate Rendite (z. B. ~3,5 % p. a.) erlaubt höhere reale Auszahlungen als zinsloses Parken.

12 Jahre Mindesthorizont – Daten des Deutschen Aktieninstituts zeigen: Nach schweren Börsencrashs brauchten große Indizes wie Dax oder Dow Jones maximal zwölf Jahre, um Verluste wieder aufzuholen.

5) Kostenblindflug: Kleinvieh frisst Rendite

ETFs sind günstig – aber nicht kostenlos. Depot- und Ordergebühren, Ausführungskosten bei Sparplänen und TER summieren sich. Beispiel: 2,75 € Ausführungsgebühr auf 100 € Monatsrate kosten über 30 Jahre 990 € an Einzahlungen – mit Zinseszinseffekt fehlen am Ende gut 2.500 €.
Praxisregel: Gesamtkosten prüfen: Depot (0 €?), Sparplanausführung (0 €?), Spreads, TER. Vorsicht bei befristeten Aktionen: Ablaufdatum notieren.


6) Klumpenrisiko: Drei Logos dominieren das Depot

Wer „breit“ (MSCI World) mit „noch breiter“ (Nasdaq 100, KI-Themen-ETF) kombiniert, baut oft ungewollt eine US-Tech-Wette auf. In einem Beispiel mit 60 % World + 20 % Nasdaq 100 + 20 % KI können US-Aktien ~80 % ausmachen; drei Mega-Caps (Nvidia, Microsoft, Apple) kommen am Ende auf ~16 % Depotanteil – trotz Hunderter Einzeltitel.
Praxisregel: Überlappungen prüfen (Region, Sektor, Top-Holdings). Zielquoten festlegen und dokumentieren.

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7) Themen-ETFs: Würze, nicht Hauptspeise

Grüne Energie, Wasserstoff, Cannabis, KI – thematische ETFs sind zyklisch. Wer zu spät ein- oder aussteigt, konserviert Verluste.
Praxisregel: Themen nur als Satellit mit klarer Obergrenze (z. B. 5–15 % des Aktienanteils), mit Exit-Regel (Zeit- oder Kursdisziplin). Kern bleibt global diversifiziert.


8) Kein Rebalancing: Aus 60/40 wird 80/20

Märkte verschieben Gewichte. Ein 60/40-Portfolio (Aktien/kurze Staatsanleihen) kann binnen eines Jahrzehnts zu 80/20 mutieren – mehr Renditechance, aber auch mehr Risiko als ursprünglich geplant. Kleinstpositionen wachsen manchmal zu Klötzen heran (Beispiel Bitcoin: aus 1 % wurden ~9 %).
Praxisregel: Jährlich prüfen und zurück auf Zielquoten trimmen. Regel: „Gewinner schneiden, Verlierer aufstocken“ – emotionslos, regelbasiert.


So bauen Sie ein robustes ETF-Setup – in drei Schritten

  1. Kern definieren: Ein globaler Aktien-ETF (z. B. ACWI IMI) + ein Baustein kurzlaufender Anleihen/Tages-/Festgeld passend zur Risikotoleranz.
  2. Satelliten dosieren: Max. 10 %–15 % für Themen, Faktoren oder Regionen-Neigungen – nur mit klarer Exit-Mechanik.
  3. Betriebssystem festlegen: Sparplan-Turnus, jährliches Rebalancing, Gebührencap je Order, Umschichtungsregeln Richtung Zieltermin. Alles schriftlich – dann befolgen.

Drei kurze Rechensticheleien, die Verhalten ändern

  • Gebühren schlagen Genialität: 0,3 % jährliche Mehrkosten fressen bei 30 Jahren schnell 5–10 % Endvermögen – ohne dass Sie es merken.
  • Timing ist Steuern mit verbundenen Augen: Zwei verpasste beste Börsentage pro Jahr halbieren langfristig die Rendite – empirisch gut dokumentiert.
  • Inflation ist leise, aber gnadenlos: Bei 2,5 % Preisauftrieb halbiert sich Kaufkraft in ~28 Jahren – Ruhestandspläne müssen real denken, nicht nominal.

Unser Fazit – ohne Weichzeichner

Disziplin schlägt Drama. Ein sauberer Kern, niedrige Kosten, klarer Zeitplan, jährliches Rebalancing – mehr braucht es meist nicht. Wer die acht Fallen meidet, bekommt genau das, was ETFs versprechen: Marktrendite mit minimalem Aufwand. Alles andere ist Geräusch.