15. Oktober, 2025

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ABB verbündet sich mit Nvidia – Strom für die KI-Zukunft

Der Schweizer Industriekonzern ABB entwickelt gemeinsam mit Nvidia neue Energieinfrastrukturen für KI-Rechenzentren. Der Deal markiert den nächsten Schritt in einem stillen Machtkampf zwischen Hardware-, Energie- und Chipgiganten.

ABB verbündet sich mit Nvidia – Strom für die KI-Zukunft
Energiehunger der KI: Rechenzentren von Nvidia und ABB könnten künftig mehr Strom verbrauchen als ganze Städte – Kritiker warnen vor einem massiven Anstieg des globalen Energiebedarfs durch KI-Anwendungen.

Eine Allianz der Giganten

Während Siemens seine Softwareoffensive ausbaut, schlägt der Rivale ABB eine völlig andere Richtung ein – und schließt sich mit keinem Geringeren als Nvidia zusammen. Das Ziel: Rechenzentren der nächsten Generation mit hocheffizienten Stromversorgungssystemen auszustatten. In einer Ära, in der Künstliche Intelligenz ganze Industrien neu ordnet, geht es längst nicht mehr nur um Rechenleistung, sondern auch um Energieeffizienz.

ABB bringt jahrzehntelange Erfahrung in der Stromverteilung, Halbleitertechnik und Gleichstromarchitektur ein, Nvidia steuert seine Dominanz im KI-Chip-Segment bei. Zusammen wollen sie die physische Grundlage schaffen, auf der sich die globale KI-Revolution überhaupt erst entfalten kann.

„Rechenzentren werden zu den Kraftwerken des 21. Jahrhunderts“, sagte ABB-Electrification-Chef Giampiero Frisio. „Doch sie brauchen stabile, verlustarme und skalierbare Stromversorgungssysteme – genau hier setzen wir an.“

Der stille Engpass der KI-Revolution

Während Tech-Konzerne weltweit um die Vorherrschaft bei KI-Modellen kämpfen, wächst im Hintergrund ein Engpass, den viele unterschätzen: Strom. Schon jetzt verbrauchen KI-Rechenzentren mehr Energie als ganze Metropolen. Jede Anfrage an ChatGPT, jedes neuronale Netzwerktraining bedeutet enorme elektrische Last.

Laut Prognosen von BloombergNEF wird der globale Strombedarf von Rechenzentren bis 2030 um bis zu 160 Prozent steigen. Besonders die sogenannten „Workloads“ – also die Rechenoperationen, die ein System bei KI-Aufgaben leisten muss – explodieren förmlich. Ohne innovative Gleichstrom- und Energieverteilungssysteme könnten selbst modernste Rechenzentren bald an ihre physischen Grenzen stoßen.

ABB will genau dort ansetzen: mit neuartigen Gleichstromarchitekturen, verlustarmen Umrichtern und intelligenter Stromsteuerung, die Lastspitzen ausgleicht. Nvidia wiederum liefert die neuronale Grundlage – Chips, die Billionen Rechenoperationen pro Sekunde bewältigen.

Kampf um das Rückgrat der KI-Wirtschaft

Der Deal ist mehr als nur eine technische Kooperation. Er ist Teil eines geopolitischen Wettrüstens um die digitale Infrastruktur der Zukunft. Wer die Stromversorgung der KI-Rechenzentren kontrolliert, kontrolliert letztlich auch die Geschwindigkeit, mit der Innovationen weltweit entstehen.

Bislang dominieren US-Konzerne wie Nvidia, Microsoft und Amazon den Markt für KI-Rechenleistung. ABB positioniert sich nun als europäische Antwort – ein Unternehmen, das die physische Welt der Elektrizität mit der digitalen Intelligenz des Silicon Valley verbindet.

Die Entscheidung fällt in eine Phase, in der sich Europa zunehmend Sorgen um seine technologische Souveränität macht. Der ABB-Nvidia-Pakt könnte daher nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein politischer Schachzug sein – Europas Versuch, beim Aufbau der globalen KI-Infrastruktur mitzuspielen.

Investoren wittern eine neue Wachstumsstory

An der Schweizer Börse reagierten Anleger prompt: Die ABB-Aktie legte nach der Bekanntgabe kurzfristig um rund 0,7 Prozent zu. Analysten werten die Kooperation als strategisch klugen Schritt in einem Segment, das in den kommenden Jahren explosionsartig wachsen dürfte.

Die jüngste Entscheidung folgt auf den milliardenschweren Verkauf der Robotiksparte an Softbank – ein Befreiungsschlag, der ABB mehr Kapital und strategische Flexibilität verschafft. Nun konzentriert sich der Konzern auf Hochtechnologie im Energiebereich, wo Margen und Innovationskraft deutlich höher liegen.

Finanzielle Details der Nvidia-Kooperation wurden bislang nicht bekanntgegeben. Doch Brancheninsider gehen davon aus, dass sich ABB über langfristige Infrastrukturverträge Zugang zu einem Marktvolumen von mehreren Dutzend Milliarden Dollar sichern könnte.

Strom ist das neue Gold

Während Nvidia die Rechenleistung liefert, sorgt ABB dafür, dass der Strom dorthin fließt, wo er gebraucht wird. Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz wird Energie zur kritischen Währung. Der Deal zeigt: Die Macht in der digitalen Wirtschaft entscheidet sich künftig nicht nur auf den Servern – sondern in den Leitungen, die sie versorgen.

ABB spielt damit leise, aber wirkungsvoll in einer neuen Liga.

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