04. Oktober, 2025

Märkte

55-Milliarden-Dollar-Deal: Was die Übernahme von Electronic Arts über den M&A-Markt verrät

Finanzinvestoren wollen den Spielekonzern EA von der Börse nehmen. Mit 55 Milliarden Dollar ist es einer der größten Deals des Jahres – und ein Signal für die Rückkehr großer Transaktionen. Doch der Rekord-Buy-out wirft auch Fragen auf.

55-Milliarden-Dollar-Deal: Was die Übernahme von Electronic Arts über den M&A-Markt verrät
Rekord-Buy-out: Mit 55 Milliarden Dollar ist die EA-Übernahme die größte fremdfinanzierte Transaktion (LBO) der Geschichte – rund 20 Milliarden davon stemmt JP Morgan als Kredit.

Die Überraschung am Markt

Es ist ein Paukenschlag für die Branche: Electronic Arts (EA), Entwickler von Blockbuster-Reihen wie Battlefield, Madden NFL und dem Fußballspiel EA Sports FC, verschwindet von der Börse. Private-Equity-Firmen haben ein Übernahmeangebot über 55 Milliarden Dollar vorgelegt – und das Management hat zugestimmt.

Das Käuferkonsortium besteht aus Silver Lake, dem saudischen Staatsfonds PIF sowie Affinity Partners, der Investmentfirma von Jared Kushner, dem Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump. Gezahlt werden sollen 210 Dollar je Aktie, ein Aufschlag von 25 Prozent gegenüber dem Kurs vor Bekanntwerden der Gespräche.

Für die Investoren ist es ein strategischer Coup – für den M&A-Markt ein Fanal.

M&A-Volumen springt über die Billionenmarke

Allein dieser Deal hat das weltweite Transaktionsvolumen im dritten Quartal 2025 über die Marke von eine Billion Dollar gehoben. Nach zwei schwachen Jahren deutet vieles auf eine Trendwende hin. „Der Deal markiert einen weiteren Meilenstein in der Erholung des globalen M&A-Marktes“, sagt Tibor Kossa, Co-Leiter Investmentbanking bei Goldman Sachs.

Gaming als Cashcow: Vier der zehn meistverkauften Spiele des vergangenen Jahres stammen von EA – ein Hauptgrund, warum Investoren den Konzern als verlässliche Ertragsquelle einstufen.

Auch Boutique-Banker Eric Tokat (Centerview Partners) sieht den EA-Kauf als Signal: „Was vor kurzem noch undenkbar schien, wird wieder verhandelbar.“

Größter Buy-out mit Fremdkapital aller Zeiten

Besonders bemerkenswert ist die Finanzierung. 36 Milliarden Dollar kommen von den Investoren selbst, weitere 20 Milliarden Dollar Kredit stellt JP Morgan bereit. Damit ist es der größte Leveraged Buy-out (LBO) der Geschichte.

Der Rekord zeigt zweierlei: Private-Equity-Häuser sitzen weiterhin auf enormer Liquidität – und Banken sind trotz hoher Zinsen bereit, massiv Fremdkapital bereitzustellen. Dass eine einzige Transaktion in dieser Dimension möglich ist, spricht für ein wiedererstarktes Vertrauen in die Stabilität des M&A-Marktes.

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Gaming als Wachstumsstory

Warum gerade EA? Die Antwort liegt im Sportsegment. Vier der zehn meistverkauften Videospiele des letzten Jahres stammten aus der EA-Sportschmiede. Mit jährlich wiederkehrenden Umsätzen aus digitalen Zusatzkäufen und Lizenzpartnerschaften gilt EA als verlässliche Cashcow.

Dazu kommt die Pipeline: Am 10. Oktober soll Battlefield 6 erscheinen – ein Release, den Analysten als möglichen Milliardenhit einstufen. Die Käufer setzen also nicht nur auf bestehende Titel, sondern auch auf Wachstumsfantasie.

Vom Börsenparkett ins Private-Equity-Portfolio

Mit der Übernahme folgt EA einem Trend: Immer mehr Unternehmen ziehen sich von der Börse zurück. Während die Zahl der IPOs seit 2021 dramatisch eingebrochen ist, haben sogenannte „Take-Private“-Deals deutlich zugenommen.

2024 lag das weltweite IPO-Volumen laut Dealogic bei nur 126 Milliarden Dollar, während Übernahmen börsennotierter Unternehmen 308 Milliarden Dollar ausmachten. Der EA-Deal verstärkt dieses Bild: Für Finanzinvestoren ist das Delisting oft attraktiver als ein Börsengang – gerade weil die Märkte für Neuemissionen ausgedörrt sind.

Risiken für Private Equity

Doch die Euphorie hat Schattenseiten. Fondsmanager stehen unter Druck, Beteiligungen gewinnbringend zu veräußern. Der klassische Exit über die Börse fällt weg oder wird verschoben. Damit werden Investoren zunehmend selbst zu Käufern, um das eingesammelte Kapital unterzubringen.

Der EA-Deal zeigt, wie stark Private Equity inzwischen auf Kredithebel setzt. Für die Käufer ist das riskant: Hohe Schuldenlasten können zum Problem werden, wenn die Spielehits ausbleiben oder die Konsumkonjunktur schwächelt.

Signalwirkung für Europa

Bemerkenswert: Während Mega-Deals wie dieser in den USA zustande kommen, zeigen Daten von Goldman Sachs auch in Europa eine Erholung. Das Transaktionsvolumen stieg zuletzt um zehn Prozent. Vor allem internationale Investoren wittern Chancen, weil viele europäische Firmen vergleichsweise niedrig bewertet sind.

Der EA-Deal könnte auch auf hiesige Märkte ausstrahlen: Wenn Gaming und Entertainment Milliardenbewertungen rechtfertigen, warum nicht auch Industrie, Energie oder Infrastruktur?

Starker Schluss

Der Kauf von Electronic Arts ist mehr als ein Deal im Gaming-Sektor. Er ist ein Gradmesser für die Macht von Private Equity, ein Symbol für das Comeback großer Transaktionen – und ein Warnsignal, wie weit Investoren bereit sind zu gehen.

55 Milliarden Dollar sind eine Wette auf den nächsten Spielehit. Aber auch eine Wette darauf, dass die M&A-Märkte zurück sind. Wer gewinnt, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Sicher ist nur: Die Übernahme wird zum Prüfstein für den gesamten Markt.

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