08. Mai, 2025

Startups & VC

50 Millionen für ein Fragezeichen – Mira Muratis KI-Wette

Wer bei „Thinking Machines Lab“ mitspielen will, braucht mehr als Kapital. Die Ex-OpenAI-CTO sammelt Milliarden – und liefert kaum Details. Was steckt hinter dem geheimnisvollen Projekt?

50 Millionen für ein Fragezeichen – Mira Muratis KI-Wette
Ex-OpenAI-CTO Mira Murati bei einem Event 2024: Ihre neue Firma „Thinking Machines Lab“ wird mit zehn Milliarden Dollar bewertet – obwohl es noch keine konkreten Produkte oder veröffentlichten Prototypen gibt.

Kein Produkt, kein Pitch – aber ein Preisschild

Wer Mira Murati kennt, wundert sich nicht über große Ambitionen. Die frühere Technikchefin von OpenAI, Architektin von ChatGPT, geht mit ihrem neuen Startup „Thinking Machines Lab“ aufs Ganze.

Zwei Milliarden US-Dollar will sie einsammeln – und wer mitmachen will, muss mindestens 50 Millionen Dollar investieren. Das ist nicht ambitioniert. Das ist absurd hoch. Und es funktioniert trotzdem.

Die Runde wird von Andreessen Horowitz angeführt. Die Bewertung: zehn Milliarden. Damit wäre „Thinking Machines Lab“ eines der am höchsten bewerteten KI-Startups überhaupt – obwohl es bislang kein Produkt gibt, keine Website, keine offizielle Beschreibung. Nur einen Namen. Und Murati.

Ein Start in der Königsklasse

Seed-Runden in der Größenordnung von zwei Milliarden Dollar gibt es nicht. Punkt. Frühphasenfinanzierungen liegen normalerweise im einstelligen Millionenbereich. Muratis Projekt hingegen spielt in der Champions League, bevor es überhaupt den Ball gesehen hat.

Das Mindestticket von 50 Millionen dürfte viele bekannte Frühinvestoren ausschließen. Kein Family Office, kein klassischer Angel, kein „Smart Money“ aus dem erweiterten Netzwerk. Es ist ein geschlossener Zirkel – und genau das scheint Teil des Plans zu sein.

Noch geheim, aber teuer: Laut Quellen soll Thinking Machines Lab rund zwei Milliarden US-Dollar Kapital aufnehmen – das wäre eine der größten Frühphasenfinanzierungen aller Zeiten, ohne dass die technische Ausrichtung öffentlich ist.

Ein Name, der genügt

Murati hat einen Ruf wie kaum jemand sonst in der KI-Welt. Sechs Jahre bei OpenAI, maßgeblich an der Entwicklung von ChatGPT beteiligt, kurzzeitig Interims-CEO nach dem Altman-Chaos – sie kennt die Branche, ihre Schwächen und ihre Träume.

Dass ihr neues Unternehmen sofort Milliarden einsammelt, sagt viel über den Zustand des Markts. Generative KI ist heiß. Aber es sagt vor allem etwas über Murati selbst.

Wer so viel Geld ohne ein klares Produktversprechen bekommt, hat Vertrauen aufgebaut, das nicht an eine Idee, sondern an die Person gebunden ist.

Was macht Thinking Machines eigentlich?

Gute Frage. In einem Blogpost Anfang des Jahres ließ Murati durchblicken, dass es um die Demokratisierung von KI gehen soll: verständlicher, anpassbarer, zugänglicher. Die üblichen Vokabeln. Genauer wurde es nicht. Auch aus dem Umfeld von Andreessen Horowitz dringt wenig Konkretes nach außen.

Fest steht: In einem Markt mit Schwergewichten wie OpenAI, Google Gemini, Anthropic oder Musks xAI wird es nicht reichen, nur mitzuspielen. Wer bestehen will, muss überraschen.

Kapitalbedarf, der sich gewaschen hat

Ein Grund für die gigantische Runde ist banal: KI kostet. Viel. Training großer Modelle frisst Hunderttausende GPU-Stunden.

Entwickler, Forscher und Top-Ingenieure lassen sich von Meta, Google und OpenAI nicht für ein paar Aktienoptionen abwerben. Wer in diesem Rennen vorne bleiben will, muss mit Milliarden rechnen – oder gleich gar nicht antreten.

Ein exklusiver Zirkel

Dass ausgerechnet Andreessen Horowitz die Runde anführt, überrascht nicht. Der Investor hat sich in den letzten Jahren vom klassischen VC zum Tech-Dompteur gewandelt. Große Visionen, große Namen, große Schecks – das passt zum Murati-Projekt.

Und der Ausschluss kleiner Investoren passt ebenfalls: Es geht hier nicht um Risikostreuung. Es geht um Wetten auf Weltveränderung. Im Dutzend.

Muratis Poker: Genial oder größenwahnsinnig?

Die Wahrheit ist: Niemand weiß, was genau bei Thinking Machines Lab entsteht. Und dennoch ist die Finanzierung fast durch.

Das ist weniger eine Geschichte über KI. Es ist eine Geschichte über Vertrauen. Über ein Ökosystem, das inzwischen bereit ist, Milliarden zu investieren, wenn die richtige Person „Ich habe eine Idee“ sagt – selbst wenn sie nicht sagt, was es genau ist.

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