Mit einer Softwarelösung, die Unternehmen bei der Organisation der betrieblichen Altersvorsorge hilft, sammelt das Start-up Penzilla 3,2 Millionen Euro ein.
Hinter der Finanzierung stehen bekannte Investoren – und ein wachsender Kundenstamm mit klangvollen Namen. Doch reicht das, um ein veraltetes System wirklich zu modernisieren?
Die Altersvorsorge als Software-Problem
In vielen Personalabteilungen herrscht noch immer das 20. Jahrhundert – zumindest, wenn es um die betriebliche Altersvorsorge geht. Tabellen, Ordner, Formulare: Was eigentlich gesetzlich geregelt und steuerlich gefördert ist, verkommt im Alltag zur Zettelwirtschaft.
Genau dort setzt das Münchner Start-up Penzilla an. Mit einer digitalen Plattform, die Altersvorsorge einfacher, transparenter und effizienter machen will – für Unternehmen und Mitarbeitende.
Jetzt hat das junge Unternehmen 3,2 Millionen Euro frisches Wachstumskapital eingesammelt. Die Runde wird angeführt von Acadian Ventures und Delin Ventures, beide erfahren im Bereich HR- und Fintech-Investments.
Auch Motive Ventures, der VC-Arm von Finleap-Macher Ramin Niroumand, ist dabei. Und mit Diana zur Löwen, Investorin und Influencerin, steigt eine weitere bekannte Figur der deutschen Start-up-Szene ein.
Excel war gestern
„Die betriebliche Altersvorsorge ist in vielen Firmen noch immer eine Excel-Hölle“, sagt Mitgründer Christoph Leser (38). Gemeinsam mit Catherine Leser (35) hat er Penzilla aufgebaut – mit dem Ziel, ein System zu digitalisieren, das jahrzehntelang kaum angefasst wurde.
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Und tatsächlich: In vielen Unternehmen ist die Verwaltung der bAV (betriebliche Altersversorgung) ein aufwendiges Nebenprojekt der Personalabteilung. Verträge sind verstreut, Ansprechpartner unklar, und bei Jobwechseln bleibt für die Mitarbeitenden meist nur die Ratlosigkeit.
Penzilla verspricht, das zu ändern. Die Software digitalisiert Bestandsverträge, übernimmt die Verwaltung neuer Verträge und vermittelt in rund 80 Prozent der Fälle auch gleich das passende Produkt – ein Geschäftsmodell, das klassische Versicherungsmakler zunehmend unter Druck setzt.
Schon im Einsatz – bei ProSiebenSat.1 und Lacoste
Das Produkt trifft offenbar einen Nerv. Zu den Kunden gehören laut Penzilla bereits Unternehmen wie Lacoste, Notebooksbilliger.de und ProSiebenSat.1 – keine kleinen Namen. Damit ist auch klar: Penzilla richtet sich nicht vorrangig an den Mittelstand, sondern an größere Firmen mit Hunderten oder Tausenden Beschäftigten.
Aktuell zählt das Start-up nach eigenen Angaben rund 5.000 verwaltete Verträge – bei gerade einmal 15 Mitarbeitenden. Die neue Finanzierung soll vor allem für die Skalierung genutzt werden: Mehr Kunden, mehr Integrationen, mehr Automatisierung.
Ein schwieriger Markt – aber mit Potenzial
Die betriebliche Altersvorsorge ist ein Markt mit hohen Eintrittshürden. Stark reguliert, tief verzahnt mit Versicherungen, steuerlich komplex. Doch gerade diese Trägheit ist die Chance für neue Anbieter. Denn viele Unternehmen wissen selbst, dass ihre Systeme veraltet sind – und viele Angestellte verstehen nicht, was ihnen zusteht.
Penzilla positioniert sich dabei nicht nur als technischer Dienstleister, sondern auch als Vermittler. Das Unternehmen tritt selbst als Makler auf und verdient an den Provisionen der abgeschlossenen Verträge. Genau das könnte künftig auch regulatorische Debatten auslösen – etwa zur Frage, ob Plattform und Produktgeber wirklich sauber getrennt sind.
Prominente Unterstützung, hohe Erwartungen
Der Einstieg von Investor*innen wie Diana zur Löwen sorgt nicht nur für PR, sondern öffnet auch Türen – etwa zu HR-Abteilungen großer Konzerne, die sich zunehmend mit Employer Branding beschäftigen. Wer jungen Talenten heute keine einfache, moderne Altersvorsorge anbieten kann, wirkt schnell wie aus der Zeit gefallen.
Genau hier setzt Penzilla an. Die Plattform soll nicht nur administrativ helfen, sondern auch als Benefit-Tool funktionieren: Mitarbeitende können über ein Dashboard ihre Ansprüche sehen, verstehen und mitgestalten – ein Pluspunkt in Zeiten des Fachkräftemangels.
Das nächste Level?
Mit dem neuen Kapital will das Gründerduo nun den Sprung schaffen: vom cleveren Tool für Early Adopters zum Standard bei großen Arbeitgebern. Ob das gelingt, hängt nicht nur vom Produkt ab, sondern auch vom Vertrieb. Der bAV-Markt ist traditionell langsam, risikoavers und geprägt von langfristigen Beziehungen – Fintech ist da nicht immer willkommen.
Doch das Start-up scheint gewappnet. Mit Investoren, Kunden und Marktverständnis. Und mit einem Ziel, das weit über ein Softwareupdate hinausgeht: Altersvorsorge so gestalten, dass sie endlich wieder verstanden wird.
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