Viel Show, wenig Substanz
Weiße Hemden, teure Uhren, Posen auf Flugzeugtoiletten – die Marke „Baulig“ ist eine Inszenierung. Andreas und Markus Baulig verkaufen unter dem Label Baulig Consulting Coaching-Programme für Unternehmer, die „mehr“ wollen – mehr Umsatz, mehr Einfluss, mehr Erfolg.
Was sie dafür bekommen? Fragwürdige Ratschläge, massentaugliche Videos und ein Preisetikett, das so exklusiv ist wie der Lifestyle der Brüder – aber inhaltlich kaum gerechtfertigt.
Marketing statt Mentoring
Wer die Social-Media-Profile der Bauligs sieht, bekommt eine klare Botschaft: Erfolg ist sichtbar – in Form von Porsche-Kennzeichen mit dem Kürzel „BC“, Restaurantrechnungen über 5.000 Euro und Aussagen wie „Networking ist ein Mindset“. Der Stil ist kalkuliert provokant, irgendwo zwischen Ironie und Arroganz – ein typisches Lockmittel im Coaching-Markt.

Der Unterschied: Die Bauligs sind besonders gut darin, Follower in zahlende Kunden zu verwandeln. Ihre Programme kosten schnell fünfstellige Beträge – und liefern laut Berichten enttäuschter Teilnehmer Inhalte auf dem Niveau frei verfügbarer YouTube-Videos.
Ein Geschäftsmodell auf Druck aufgebaut
Der Einstieg ins Coaching beginnt mit einem Telefonat. Es folgt ein Videogespräch, bei dem nach kurzer Analyse direkt der Abschluss kommt.
Kunden berichten übereinstimmend von aggressiven Verkaufsmethoden, psychologischem Druck, FOMO-Taktik („Jetzt oder nie“) – und einer einzigen Mission: Umsatz um jeden Preis.
Von individueller Beratung oder echtem Coaching kann laut Kunden kaum die Rede sein. Stattdessen gibt es vorgefertigte Kurspakete, deren Inhalte auf Selbstständige in der Frühphase zugeschnitten sind – egal, ob der Kunde bereits ein laufendes Unternehmen führt oder nicht.
Einmal zahlen, dann ignoriert werden
Viele Kunden fühlen sich nach Vertragsabschluss alleingelassen. Die versprochene „persönliche Betreuung“ entpuppt sich oft als automatisierter Chat oder als der Hinweis, sich „Video 17“ noch einmal anzusehen.
Live-Calls finden mit Dutzenden Teilnehmern gleichzeitig statt. Persönliche Fragen? Fehlanzeige.

Ein ehemaliger Kunde bringt es auf den Punkt: „Es war, als ob ich in ein leeres Fernsehstudio spreche. Kein Feedback, keine echten Antworten. Nur eine Dauerwerbesendung für mehr Baulig-Produkte.“
Das System Baulig – ein Familienunternehmen in eigener Sache
Wer nach der Seriosität der Baulig-Gruppe googelt, stößt schnell auf vermeintlich unabhängige Artikel mit positiven Erfahrungsberichten.
Erst beim zweiten Hinsehen wird klar: Es handelt sich um bezahlte Advertorials aus einem Verlag, der vom dritten Bruder, David Baulig, geführt wird.
Der Eindruck journalistischer Objektivität wird gezielt unterlaufen – mit juristischen Konsequenzen: 2023 verhängte das Landgericht Frankfurt ein Ordnungsgeld in Höhe von 12.000 Euro wegen Schleichwerbung.
Coaching als Geschäftsmodell – nicht als Berufung
Was Baulig Consulting verkauft, ist in erster Linie ein Lebensgefühl – und das Versprechen, selbst zum Coach zu werden. Inhalte über Strategie, Marketing oder Unternehmensführung sind zweitrangig.
Viele Kunden berichten, dass ihnen nahegelegt wurde, ihre eigentliche Dienstleistung aufzugeben – und stattdessen Coach zu werden, ganz nach dem Vorbild der Bauligs.
Die Spirale beginnt erneut: Wer selbst coacht, braucht wiederum Kunden – und nutzt die gleichen Vertriebsmaschen, mit denen er selbst gewonnen wurde.
Exklusivität hat ihren Preis – aber keinen Wert
Die Krönung des Systems ist die Einzelstunde mit Andreas Baulig – buchbar im hauseigenen Shop für 11.900 Euro. Was genau Kunden dafür bekommen, bleibt unklar. Erfahrungsberichte deuten eher auf Showeinlagen als auf Substanz. Die Bauligs sehen das anders: Laut eigener Aussage seien sie „zu günstig für das, was wir anbieten“.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, muss sich fragen: Geht es hier wirklich um Hilfe zur Selbstständigkeit – oder um ein Verkaufssystem, das sich selbst perpetuiert?
Ein Fazit, das keines braucht
Baulig Consulting ist kein Einzelfall, aber ein besonders schillerndes Beispiel für einen Coaching-Markt, der kaum reguliert ist und in dem Professionalität oft nur gespielt wird.
Der Erfolg der Brüder beruht auf Hochglanzinszenierung, psychologischer Verkaufsführung und der gezielten Nutzung sozialer Medien. Beratung findet in diesem System – wenn überhaupt – nur am Rand statt.
Für viele bleibt nach dem Kurs vor allem eine Frage: Wie viel kostet es eigentlich, enttäuscht zu werden?
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