21. Dezember, 2025

Börse

Zwischen Boom und Blase entscheidet sich das Schicksal der KI-Rally

Die NVIDIA-Aktie treibt den Tech-Markt weiter an. Historische Muster sprechen für eine Fortsetzung bis 2026 – doch genau darin liegt das Risiko. Wann aus Wachstum Überhitzung wird, ist die zentrale Frage für Anleger.

Zwischen Boom und Blase entscheidet sich das Schicksal der KI-Rally
Rekordaufträge, hohe Bewertungen, wachsender Wettbewerb: Warum sich 2026 entscheidet, ob die KI-Rally weiterläuft oder endet.

Der Tech-Bullenmarkt lebt – und er lebt vor allem von einem Namen: NVIDIA. Der KI-Chiphersteller ist zum Symbol einer Rally geworden, die sich fundamental begründen lässt und zugleich zunehmend unheimlich wirkt. Aufträge explodieren, Gewinne steigen, Bewertungen bleiben – gemessen an der Fantasie – erstaunlich moderat. Und doch wächst die Sorge, dass sich der Markt auf dünnem Eis bewegt.

Die entscheidende Frage lautet nicht mehr, ob Künstliche Intelligenz die Wirtschaft verändert. Sondern, ob der Kapitalmarkt diese Veränderung bereits zu weit vorweggenommen hat.

Historische Muster sprechen für einen langen Bullenmarkt

Ein Blick in die Börsengeschichte liefert zunächst Rückenwind. Laut Daten, die der Marktstratege Ryan Detrick von der Carson Group ausgewertet hat, dauern Bullenmärkte, die ihr drittes Jahr erreichen, im Schnitt rund acht Jahre. Grundlage sind Marktzyklen seit 1950.

Der aktuelle Tech-Aufschwung hat diese Schwelle überschritten. Rein statistisch wäre damit eine Fortsetzung bis 2026 oder darüber hinaus plausibel. Auch der NASDAQ 100 bestätigt das Bild: Seit Ende 2022 befindet sich der Index in einer Rally, die bereits länger läuft als viele historische Vergleichsphasen – ohne bislang klare Ermüdungserscheinungen.

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NVIDIA liefert die Fundamentaldaten zur Rally

Der wichtigste Unterschied zu früheren Hype-Phasen liegt in den Zahlen. NVIDIA profitiert von einer Nachfrage, die das Angebot weiter übersteigt. Insbesondere die neuen Blackwell-GPUs gelten als ausverkauft, Cloud-Kapazitäten sind knapp, die Preissetzungsmacht enorm.

Besonders bemerkenswert ist der Auftragsbestand. Für die fünf Quartale bis Ende 2026 belaufen sich die gesicherten Bestellungen auf rund 307 Milliarden Dollar – mehr als der Umsatz der vergangenen vier Quartale zusammen. Das verschafft dem Konzern eine Visibilität, die an der Börse selten ist.

Analysten erwarten für das Geschäftsjahr 2027 einen Gewinnanstieg von rund 58 Prozent. Trotz dieser Perspektive wird die Aktie auf Basis eines erwarteten KGV von etwa 23 gehandelt – deutlich unter dem Durchschnitt des NASDAQ 100. Das erklärt, warum viele Investoren die Bewertung weiterhin als vertretbar ansehen.

Die Rally ist konzentriert – und genau das macht sie anfällig

Doch die Stärke des Marktes ist zugleich seine Schwäche. Die Tech-Rally hängt an wenigen Schwergewichten. Neben NVIDIA zählen auch Titel wie Broadcom zu den großen Profiteuren des KI-Trends.

Ein Warnsignal ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Führende KI-Aktien haben zuletzt KUVs von über 30 erreicht. In früheren Technologiezyklen war das bei Mega-Caps häufig ein Vorbote scharfer Korrekturen. Die Parallelen zur Dotcom-Phase drängen sich auf – auch wenn die Unternehmen heute real existierende Umsätze und Gewinne vorweisen können.

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Der Wettbewerbsdruck nimmt zu

Hinzu kommt ein strukturelles Risiko, das bislang unterschätzt wird. Viele Großkunden von NVIDIA – darunter Hyperscaler – entwickeln eigene KI-Chips für ihre Rechenzentren. Diese Inhouse-Lösungen sind günstiger, spezifischer zugeschnitten und könnten mittelfristig den Bedarf an teuren Standard-GPUs reduzieren.

Sollte sich dieser Trend beschleunigen, würde das NVIDIAs Knappheitsvorteil und damit die außergewöhnlichen Margen angreifen. Die hohe Bewertung der gesamten KI-Wertschöpfungskette basiert jedoch genau auf dieser Annahme: dauerhafte Nachfrage, begrenztes Angebot, hohe Preise.

2026 wird zum Prüfstein

Die Gemengelage ist klar: Kurzfristig stützen Auftragsbücher, Gewinnsprünge und historische Marktlogik die Rally. Mittelfristig wächst das Risiko, dass Erwartungen zu ambitioniert sind – und dass der Markt technologische Fortschritte schneller einpreist, als sie sich wirtschaftlich monetarisieren lassen.

Das Jahr 2026 rückt damit in den Fokus. Gelingt es NVIDIA & Co., ihre Wachstumsversprechen einzulösen, könnte die Rally länger tragen als viele Skeptiker glauben. Bleibt das Wachstum hinter der Fantasie zurück, droht eine abrupte Neubewertung – nicht nur einzelner Aktien, sondern des gesamten KI-Sektors.

Zwischen Rationalität und Euphorie

Der Vergleich mit der Dotcom-Blase greift zu kurz – aber er ist nicht grundlos. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass heute reale Umsätze existieren. Die entscheidende Gemeinsamkeit ist die Geschwindigkeit, mit der Kapital auf eine Zukunft wettet, die noch nicht vollständig sichtbar ist.

Für Anleger bedeutet das: Die KI-Rally ist weder irrational noch risikolos. NVIDIA bleibt der Wachstumstreiber des Marktes. Doch je länger die Kurse steigen, desto schmaler wird der Grat zwischen nachhaltigem Boom und überdehnter Erwartung.

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