Das traditionsreiche Volkswagen-Werk in Zwickau steht am Beginn einer neuen Phase seiner industriellen Entwicklung. Nach erfolgreicher Bewältigung der Transformationsprozesse in den 1990er Jahren und der Etablierung als führende Elektroauto-Fabrik in Europa, bereitet sich der Standort nun auf den nächsten Meilenstein vor: den Übergang zur Kreislaufwirtschaft. Der renommierte Autoexperte Werner Olle beschreibt diesen Schritt treffend als die dritte große Neuerfindung des Zwickauer Werkes. Er unterstreicht die exzellenten Voraussetzungen, die das Werk bietet, um sich als europäisches Zentrum für die Demontage und Diagnose von Elektrofahrzeugen zu profilieren.
Werner Olle, als Mitbegründer des Chemnitz Automotive Institute der Technischen Universität Chemnitz, betont die strategische Bedeutung dieser Initiative. Er verweist darauf, dass die Automobilhersteller Renault, Stellantis und neuerdings auch Toyota bereits in der europäischen Kreislaufwirtschaft engagiert sind. Das Potenzial für das Zwickauer Werk, mit Standorten wie dem von Toyota in Burnaston zu konkurrieren, ist hoch, zumal dort derzeit rund 10.000 Fahrzeuge jährlich demontiert werden. Dennoch bleibt die Produktion neuer Fahrzeuge ein zentraler Bestandteil der strategischen Planung.
Aktuell beschäftigt das Zwickauer Werk etwa 8.500 Mitarbeiter, abgesehen von den zahlreichen Zulieferern. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft wird jedoch zunächst zu einer Reduktion des Personals führen, da die Demontage älterer Fahrzeuge weniger Arbeitskraft erfordert als die traditionelle Produktion. Diese Personalveränderungen geschehen in einer Zeit allgemeiner Unsicherheit für die Automobilbranche. Der erwartete Rückgang der Fahrzeugproduktion bis zum Jahr 2027 stellt eine schmerzhafte Entwicklung dar, nicht zuletzt aufgrund der bestehenden Überkapazitäten an anderen deutschen Standorten von Volkswagen. Derzeit ist die Produktion in Zwickau auf einen Zwei-Schicht-Betrieb reduziert, und einige Modelle sind zur Verlagerung an andere Standorte vorgesehen.
Dennoch bleibt der Standort Zwickau, laut Olle, ein bedeutender Bestandteil von Volkswagens Elektromobilitätsstrategie. Trotz der potenziellen Produktionseinbußen birgt das Werk zukunftsfähiges Potenzial. Die traditionsreiche Abteilung nimmt als Vorreiter im Bereich der Elektrofahrzeuge eine Schlüsselfunktion ein und ist bestens gerüstet, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern und neue Standards in der Kreislaufwirtschaft zu setzen.