Die derzeitige Lage der deutschen Wirtschaft ist von erheblichen Herausforderungen geprägt, wie das renommierte Münchner Ifo-Institut in seiner jüngsten Konjunkturprognose eindrucksvoll darlegt. Die Erwartung, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr zulegen wird, wurde im Vergleich zu früheren Einschätzungen revidiert. Ebenso scheint der erhoffte Aufschwung für das Jahr 2026 in der aktuellen Analyse weniger ausgeprägt, als ursprünglich angenommen.
Nach Einschätzung der Ifo-Experten wird für das Jahr 2023 ein marginales Wirtschaftswachstum von lediglich 0,2 Prozent erwartet. Diese Prognose stellt eine Absenkung von 0,1 Prozentpunkten gegenüber den Sommererwartungen dar. Auch auf dem Arbeitsmarkt sind beunruhigende Entwicklungen zu verzeichnen: Es wird mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen um rund 155.000 Personen gerechnet, was eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent zur Folge hätte. Der Ausblick für das Jahr 2026 wurde ebenfalls nach unten korrigiert, wobei das angestrebte Wachstum nun bei 1,3 Prozent liegt, was einer Anpassung um 0,2 Prozentpunkte entspricht.
Die Bewältigung der andauernden Wirtschaftsflaute hängt stark von der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der Bundesregierung in Berlin ab. Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturanalysen, betont, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen, sofern sie ab dem kommenden Jahr konsequent umgesetzt werden, als bedeutende Stütze für das Wachstum fungieren könnten. Ohne eine konsequente Politik droht jedoch eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Stagnation.
Ein positiver Lichtblick ist die erzielte Einigung zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, obwohl die von Donald Trump verhängten Zölle größtenteils unangetastet bleiben. Trotz dieser Einschränkungen könnte die damit verbundene Unsicherheit abnehmen, was den Aufschwung der Konjunktur unterstützen könnte, so die Einschätzung des Ifo-Instituts.
Gleichzeitig bemerken die Wirtschaftsforscher, dass das deutsche Konjunkturpaket bislang kaum die erhoffte Wirkung zeigt. Der wirtschaftliche Effekt der geplanten Erhöhungen im Ausgabenbereich, Steuersenkungen und Investitionen wird auf 9 Milliarden Euro in diesem Jahr und 38 Milliarden im kommenden Jahr geschätzt – somit fast 20 Milliarden Euro weniger als noch in der Sommerprognose erwartet. Dennoch könnte ein Lichtblick in den massiven Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung der Bundesregierung zu finden sein, welche insbesondere im Jahr 2026 der deutschen Wirtschaft dringend benötigten Schwung verleihen könnten.
Im Hinblick auf die Beschäftigung erwarten die Fachleute, dass die Arbeitslosenquote erst im Jahr 2027 wieder unter die 6-Prozent-Marke fallen wird. Der kritische Sommer 2023, der mit über drei Millionen Arbeitslosen ein besorgniserregendes Niveau markierte, war das erste Mal seit 2015. Zudem wird für das Jahr 2025 eine Inflationserhöhung auf 2,6 Prozent prognostiziert, nachdem die Durchschnittsrate 2024 noch bei 2,2 Prozent lag.