Die Schufa hat kürzlich eine bemerkenswerte Entwicklung auf dem deutschen Kreditmarkt offenbart. Erstmals in der Geschichte hat die Anzahl der neu aufgenommenen Ratenkredite die Zehn-Millionen-Marke innerhalb eines Kalenderjahres überschritten. Ein erheblicher Anstieg von insgesamt 17.100 Kreditverträgen im Vergleich zum Vorjahr wird überwiegend durch einen neuen Trend auf dem Markt beeinflusst: Ein deutlicher Boom bei Kleinkrediten unter 1.000 Euro ist zu beobachten. Offenbar ist mittlerweile jeder zweite Ratenkredit in diesem Segment anzutreffen. Die Wiesbadener Auskunftei betont, dass dieser Trend, vor allem als "Kaufe jetzt, bezahle später" bekannt, besonders im Online-Handel an Popularität gewinnt.
Die Analyse der Schufa zeigt, dass die Anzahl der Kleinkredite um etwa 14,6 Prozent gestiegen ist, was 4,99 Millionen neuen Verträgen entspricht. Während im Jahr 2020 lediglich ein Fünftel der Ratenkredite auf Kleinkredite entfiel, macht diese Kategorie nun fast die Hälfte aus. Dennoch gibt es auch eine moderate Zunahme bei Krediten jenseits der 1.000 Euro-Marke, die um vier Prozent auf 5,03 Millionen anstiegen. Kombiniert mit bestehenden Verträgen ergibt sich dadurch ein beeindruckendes Gesamtvolumen von 19,6 Millionen Ratenkrediten, was einem Wachstum von 574.000 Verträgen innerhalb des Jahres entspricht.
Die Daten deuten darauf hin, dass insbesondere Menschen im Alter von 35 bis 44 Jahren ihre Verpflichtungen zur Kreditaufnahme verstärken. Dieser Trend ist bei jüngeren Erwachsenen zwar zu verzeichnen, allerdings weniger ausgeprägt. Verbraucherschützer äußern sich hinsichtlich dieser Entwicklungen jedoch besorgt. Sie warnen davor, dass Verbraucher dazu neigen, ihre finanzielle Belastungsfähigkeit zu überschätzen, was bei vermeintlich kostenfreien Finanzierungsangeboten besonders riskant sein kann. Ole Schröder von der Schufa hebt die möglichen Risiken der Überschuldung durch die Vielzahl an Kleinkrediten hervor. Trotz dieser Bedenken zeigt die Analyse, dass in 98,1 Prozent der Fälle die vereinbarten Rückzahlungen eingehalten werden.
Eine neue EU-Richtlinie könnte das aktuelle Kreditvergabeumfeld jedoch bald verändern. Ab Oktober 2023 verlangt diese eine erweiterte Kreditwürdigkeitsprüfung, speziell für Kleinkredite bis 200 Euro, die bisher von solchen Prüfungen ausgeschlossen waren. Der Zweck dieser Maßnahme besteht darin, die Bildung kreditfinanzierter Schuldenberge, insbesondere bei einkommensschwachen Haushalten, zu verhindern. Alle EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, diese Richtlinie bis November 2025 umzusetzen. Ein entsprechender Entwurf wurde bereits vom Bundesjustizministerium vorgelegt. Die neuen Vorschriften sollen helfen, eine stabilere finanzielle Zukunft und mehr Schutz für die Verbraucher zu gewährleisten.