Der spektakuläre Schlag – und das Schweigen danach
Keine Warnung, kein Ultimatum, kein langes Zögern: Der Angriff kam über Nacht. Die USA haben am vergangenen Wochenende mit Tarnkappenbombern des Typs B-2 Spirit weite Teile des iranischen Atomprogramms zerstört.
Ein gezielter, geheimer Einsatz – geflogen von einer Handvoll Menschen, die weltweit ihresgleichen suchen.
Über ihre Identität wird nichts bekannt. Auch nicht über die Route, die sie flogen, oder die genaue Bewaffnung. Was bekannt ist: Es war die Elite der Elite. Ausgebildet an einem einzigen Standort – der Whiteman Air Force Base in Missouri – und ausgerüstet mit Flugzeugen, die so geheim sind, dass selbst hochrangige Militärs oft nur schemenhaft darüber sprechen dürfen.
Ausbildung extrem: Wer es ins Cockpit schafft
Thomas Wassmann war selbst Kampfpilot, heute ist er Vorsitzender eines deutschen Pilotenverbands. Er kennt die Auswahlverfahren – und ihre Brutalität. Körperlich und mental wird sortiert, was nicht passt, fliegt raus.
Erst nach Jahren voller Tests, Simulationen und Hunderten Flugstunden kommt der Moment, in dem man das erste Mal überhaupt mit dem Gedanken spielt, eine B-2 fliegen zu dürfen.
„Wer das tut, hat meist mindestens zehn Jahre militärische Karriere hinter sich“, sagt Wassmann.
Rangmäßig ist ab Hauptmann aufwärts alles möglich – aber keineswegs garantiert. Oft sind es Majore oder Oberstleutnante, die am Steuer dieser fliegenden Milliardenplattformen sitzen.
550 Menschen, 33 Jahre – das exklusivste Cockpit der Welt
Seit der Einführung der B-2 im Jahr 1989 haben laut US-Regierung gerade einmal 550 Menschen überhaupt das Steuer übernommen. Zum Vergleich: Jedes Jahr werden in Deutschland rund 1.000 Verkehrsflugzeugführer ausgebildet.

Die Zahl zeigt, wie restriktiv das amerikanische System funktioniert – und wie bewusst man Piloten auf wenigen, streng geschützten Luftwaffenstützpunkten auswählt und abschirmt.
Das Training umfasst mehrere hundert Stunden in Theorie und Praxis – exklusiv an der Whiteman Base. Wer sich dort durchbeißt, darf sich zu einer Elite zählen, die zwar nahezu unbezahlbar wirkt, aber nicht einmal besonders viel verdient.
8.600 Euro – für einen potenziell tödlichen Auftrag
Denn was die Gehaltslisten der US Air Force offenbaren, ist ernüchternd: Zwischen rund 5.500 und 8.600 Euro brutto im Monat gibt es für die Piloten, dazu gewisse Zuschläge, abhängig von Region und Gefahrenstufe. Eine „Abschussprämie“? Gibt es nicht. Wer seine Mission erfolgreich fliegt, tut schlicht seinen Job.
In Relation zum Risiko – 30 Stunden im Luftkampfgebiet, potenziell mit Atomwaffen an Bord – wirken die Summen beinahe absurd niedrig. Auch im Vergleich mit deutschen Piloten der Bundeswehr, die auf dem Boden bleiben dürfen und dennoch bis zu 6.400 Euro verdienen.
Der Jet, den sich nur Amerika leisten kann
Die B-2 ist ein Monstrum – unsichtbar für Radar, gebaut für atomare Einsätze. Jedes Exemplar kostet rund zwei Milliarden Euro. Weltweit gibt es nur eine kleine zweistellige Zahl dieser Maschinen, sie gilt als die teuerste Waffe, die je geflogen wurde. In Europa gibt es kein vergleichbares Modell. Auch die F-35, die Deutschland in Zukunft erhält, ist ein Tarnkappenjet – aber kein Bomber.
Dass sich die USA so ein System leisten, liegt nicht nur am Budget. Es ist auch ein Zeichen der politischen Ambition: militärische Überlegenheit, weltweit, jederzeit. Und ein Zeichen der Verschwiegenheit. Über Technik, Einsätze, Piloten dringt fast nichts nach außen. Selbst unter NATO-Partnern bleibt vieles streng unter Verschluss.
Wer schützt eigentlich die, die uns schützen?
So exklusiv, so geheim – und doch: Wer die Bedingungen für Amerikas Elitepiloten betrachtet, merkt schnell, dass Ruhm, Risiko und Realität weit auseinanderliegen. Ihre Karrieren sind geprägt von Disziplin und Pflichtgefühl, nicht von Publicity. Sie stehen nicht im Rampenlicht. Und verdienen kein Millionenhonorar.
Vielleicht ist genau das die Tragik – und die Größe – dieses Berufs.
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