30. Mai, 2025

Unternehmen

YouTube greift Netflix frontal an – mit Sponsoring, das wie Fernsehen riecht

Die Streamingplattform setzt zunehmend auf klassische Werbeformate und Events wie die PGA Championship, um große Marken an Bord zu holen. Mit Formaten à la „Caddie & the Kid“ will YouTube beweisen, dass Creator-Content nicht nur günstiger, sondern auch hochwertiger sein kann.

YouTube greift Netflix frontal an – mit Sponsoring, das wie Fernsehen riecht
70 Milliarden US-Dollar hat YouTube laut eigenen Angaben in drei Jahren an Creator ausgezahlt – doch der Zugang zu Premium-Werbekunden bleibt für viele Influencer begrenzt.

Mehr State Farm als State-of-the-Art?

YouTube denkt Fernsehen neu – und greift damit gezielt Netflix an. Mit dem Format „Caddie & the Kid“ zeigt die Plattform, wohin die Reise geht: kulturelle Großereignisse wie das PGA-Turnier, gekoppelt mit Creator-Formaten und Premium-Werbung.

Möglich gemacht durch einen Werbepartner – in diesem Fall die Versicherung State Farm, die Produktion und Ausstrahlung mitfinanzierte.

Das Prinzip ist simpel: Marken sollen nicht nur pre-rolls schalten, sondern direkt Teil der Story werden. Die Plattform will damit klassische TV-Budgets abgreifen – und sich als ernstzunehmender Produktionspartner etablieren.

Creator Economy als trojanisches Pferd

Was Netflix mit üppigen Produktionsbudgets und exklusivem Content aufbaut, kontert YouTube mit seinem offenen System: Kein Rechte-Einkauf, keine Fixkosten – aber eine wachsende Zahl hochprofessioneller Creators.

Über 70 Milliarden US-Dollar an Einnahmen habe man laut YouTube in den letzten drei Jahren an Creator und Partner ausgeschüttet. Jetzt soll ein Teil davon direkt über „kulturelle Sponsoringmomente“ fließen.

Die Idee: Marken kaufen sich nicht mehr nur in Werbung ein, sondern in Relevanz. Dabei will YouTube zum Kurator für Inhalte werden, die zur jeweiligen Großveranstaltung – Oscar, Black Friday, Wimbledon – passen. Ganz wie klassisches Fernsehen. Nur günstiger.

Die Gretchenfrage: Reicht das für den Imagewechsel?

YouTube dominiert die globalen Streamingzahlen – laut Nielsen liegt die Plattform in der Nutzung vor Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video. Und doch: Für viele Werbetreibende ist YouTube noch immer das „Hobbyfernsehen“, kein Ort für Markeninszenierung im großen Stil.

Zwar wird YouTube laut Nielsen inzwischen häufiger im Wohnzimmer als auf dem Handy geschaut – doch ob das auch zu mehr Vertrauen bei klassischen Werbekunden führt, bleibt offen.

Zwar wandern immer mehr Zuschauer ins Wohnzimmer – laut eigenen Angaben wird YouTube in den USA inzwischen häufiger auf dem TV als auf dem Handy geschaut –, aber der letzte Schritt zur vollwertigen TV-Alternative ist psychologisch.

Die neue Werbestrategie soll das ändern: „TV-like shows“ mit hochwertigem Schnitt, bekannten Gesichtern, längerer Laufzeit. Möglichst wenig Handyoptik, möglichst viel „Prime Time“.

Netflix kontert mit Creator-Offensive

Lange Zeit galt YouTube als das Zuhause der Creator – doch Netflix hat das Spielfeld längst betreten. Eigenproduktionen mit TikTok-Stars, dokumentarische Einblicke hinter Influencer-Kulissen, Serienformate mit YouTube-Gesichtern: Der Streamingriese versucht zunehmend, Talente zu kaufen – und ihnen direkte Einnahmen zu bieten. Ein Modell, das YouTube so nicht bietet. Hier lebt die Monetarisierung vom Algorithmus, nicht vom Festgehalt.

YouTube will das durch höhere Sichtbarkeit und Werbedeals ausgleichen. Aber das Wettrennen ist längst eröffnet. Die entscheidende Frage: Wem vertrauen Creator mehr – der Freiheit von YouTube oder den Budgets von Netflix?

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