07. Dezember, 2025

Unternehmen

Xpengs Angriff auf Tesla – und der Plan, ein globaler KI-Konzern zu werden

Chinas Elektroautopionier professionalisiert seine Robotik, drängt ins Fluggeschäft und baut eine eigene KI-Architektur. Gründer He Xiaopeng erhöht das Tempo – und setzt Tesla unter Druck.

Xpengs Angriff auf Tesla – und der Plan, ein globaler KI-Konzern zu werden
Xpeng beschleunigt mit Robotern, Robotaxis und Flugautos – und rückt Tesla technologisch näher.

Eine Roboter-Show, die ein ganzes Unternehmen neu definiert

Als „Iron“ mit weichen, fast tänzerischen Bewegungen über die Bühne schreitet, zeigt Xpeng nicht einfach ein technisches Experiment – der Auftritt ist eine Kampfansage. Gründer He Xiaopeng, sonst eher nüchtern, steht sichtbar stolz neben dem humanoiden Roboter. Die Szene geht viral, aber auch kritisch: Viele bezweifeln, dass „Iron“ tatsächlich autonom läuft.

He reagiert ungewöhnlich offen: Am Folgetag veröffentlicht Xpeng ein ungeschnittenes Video, lässt die Stoffschichten aufschneiden, demonstriert die Mechanik – und sorgt endgültig für Aufmerksamkeit. Elon Musk lässt per Nachricht „nicht schlecht“ ausrichten. Ein Satz, der He mehr nutzt als jede Marketingkampagne.

Xpeng formt ein neues Selbstbild – weg vom Auto, hin zur physischen KI

Offiziell baut Xpeng Elektroautos. Tatsächlich entsteht ein vertikal integriertes Technologieunternehmen, das Mobilität, Robotik und KI in einem Stack vereint.

He Xiaopeng formuliert das Ziel klar: Xpeng solle ein „Weltkonzern für verkörperte KI“ werden. Peking hat den Begriff in den Fünfjahresplan aufgenommen, und der Markt explodiert – Morgan Stanley hält 300 Millionen humanoide Roboter in China bis 2050 für möglich. Dass Xpeng die Ambitionen lautstark formuliert, ist also kein Zufall, sondern Strategie.

Die Autoindustrie wird zum Sprungbrett für etwas Größeres

Xpeng ist technologisch eines der aggressivsten Start-ups des chinesischen Marktes. Volkswagen hält seit 2023 knapp fünf Prozent am Unternehmen, um im größten Automarkt der Welt schneller zu lernen. Im Gegenzug erhält Xpeng Zugang zu Produktions-Know-how und Skalierungsmethoden, die in China über Leben oder Tod eines Herstellers entscheiden.

355.209 verkaufte E-Autos in zehn Monaten – fast doppelt so viele wie im Vorjahr – zeigen den Schwung. Die Modelle für Europa produziert Magna in Österreich. Doch für He Xiaopeng ist das Auto längst nicht mehr Ziel, sondern Ausgangspunkt.

Eine neue Softwarearchitektur soll Tesla überholen

Der Kern der Strategie liegt im Software-Stack. Xpeng ersetzt klassische Regelwerke durch Modelle, die direkt aus realen und simulierten Videos lernen. Komplexe Zwischenschritte entfallen – eine Abkehr von der herkömmlichen Logik vieler Autopiloten.

Mit dem eigenen KI-Chip „Turing“ tritt Xpeng in Konkurrenz zu Nvidia und Tesla. Ein Chip soll die Leistung dreier Nvidia-Orin-X-Einheiten erreichen. Für He ist das ein technologischer Wendepunkt: weniger Ruckeln, weniger Verzögerungen, eine Fahrweise, die einem erfahrenen Menschen ähnelt.

Diese Software wird „open source“ – ein ungewöhnlicher Schritt in einer Branche, die ihre Modelle traditionell schützt. Zwei neue VW-Xpeng-Modelle sollen sie erstmals nutzen.

Robotaxis sollen in Serie gehen – früher als geplant

Xpeng will 2026 autonome Robotaxis serienfertig ausliefern. Anders als Wettbewerber, die bestehende Autos nachrüsten, plant das Unternehmen fertige Robo-Modelle, die regulatorisch anpassbar sind und an Betreiber weltweit verkauft werden.

Der chinesische Markt signalisiert Nachfrage: Level-4-Funktionen verbreiten sich schneller als erwartet, Fahrdienste und Städte testen zunehmend autonome Flotten. Xpeng kooperiert mit Amap, Chinas größtem Kartendienst, um Datentiefe und Lokalisierung zu sichern.

2026 sollen die ersten Modelle in Guangzhou in den regulären Betrieb gehen.

Flugautos werden zum nächsten Geschäftsfeld

Parallel entsteht eine Luftfahrt-Sparte. Die Xpeng-Tochter Aridge testet seit November die Massenproduktion eines Land-Air-Carriers, eines Transporters mit integriertem eVTOL-Fluggerät. Preis: unter 244.000 Euro. Bestellungen: angeblich 7000.

Das eVTOL fliegt 20 bis 30 Kilometer, gedacht für touristische Strecken und abgegrenzte Flugzonen. In Dunhuang existiert die erste Teststrecke, 200 weitere Camps sollen 2026 folgen.

Nach einem Unfall bei einer Vorführung verteidigt das Unternehmen die Technologie – menschliches Versagen, kein Systemfehler. He verpflichtet sich öffentlich zu 5000 Flugkilometern, ein Vertrauenssignal in eigener Sache.

Humanoide Roboter sollen erst lernen – und dann Geld verdienen

„Iron“ ist kein Showgag. Xpeng hat den Roboter mit Wirbelsäule, Gelenkarchitektur und bionischer Hand selbst entwickelt. 82 mögliche Bewegungsachsen erfordern Software, die nicht mehr programmiert, sondern trainiert wird – und zwar durch die gleiche KI, die autonomes Fahren ermöglicht.

In Fabriken oder Haushalten sieht Xpeng die Roboter vorerst nicht. Zu teuer, zu riskant, zu komplex. Stattdessen sollen sie in kontrollierten Umgebungen arbeiten: Empfang, Beratung, Tourismus. Sie lernen dort durch Interaktion – ein entscheidender Schritt für He, der humanoide Roboter vor allem als Datensystem begreift.

Xpeng fordert den Westen heraus – und kämpft gleichzeitig ums eigene Geschäftsmodell

Inhaltlich steckt hinter der Robotikoffensive eine klare Wahrheit: Xpeng muss beweisen, dass es profitabel werden kann. 2024 lag der Umsatz bei rund fünf Milliarden Euro, der Nettoverlust bei knapp 1,3 Milliarden Euro.

He ist sich der Risiken bewusst. Nur fünf bis sechs chinesische Hersteller werden den Preiskampf überleben, sagt er. Sein Gegenentwurf lautet: nicht der billigste, sondern der technologisch vollständigste Anbieter werden. Ein Auto, in dem Software, Anwendungen und Mechanik verschmelzen – und das als Plattform für weitere KI-Produkte dient.

Ein Gründer, der an frühere Tesla-Tage erinnert

He Xiaopeng wirkt wie jemand, der die Erzählung der Branche neu schreiben will: erst Autos, dann Robotaxis, dann Roboter, dann Fluggeräte. Ein Modell, das stark an Teslas frühen Multiplattformanspruch erinnert – nur dass Xpeng in mehreren Bereichen schneller liefert.

Die Zweifel an „Iron“ haben ihn sichtbar getroffen. Sie sind Antrieb und Kränkung zugleich. He formuliert es schlicht: Vor zehn Jahren habe niemand geglaubt, dass China gute Elektroautos bauen könne. „Wir haben das Gegenteil bewiesen“, sagt er – und deutet an, dass die nächste Beweisführung gerade erst begonnen hat.

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