Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes überraschten viele Volkswirte: Die deutsche Wirtschaft wuchs im vergangenen Sommer unerwartet um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Dies kam trotz vorangegangener Rückgänge, die darauf hinzudeuten schienen, dass Europas größte Volkswirtschaft weiter in die Rezession abrutschen könnte. Besonders auffällig waren die gestiegenen Konsumausgaben sowohl des Staates als auch privater Haushalte.
Im Vergleich dazu zeigt sich das zweite Quartal des Jahres deutlich weniger positiv. Mit einem Rückgang des BIP um 0,3 Prozent hatte sich die konjunkturelle Abkühlung bereits angekündigt. Dennoch warnen Experten, wie Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, dass die positive Abweichung in den Sommermonaten nicht von Dauer sein könnte. Die Prognosen für die kommenden Monate bleiben aufgrund von Faktoren wie den Schwierigkeiten der Autoindustrie und der schwächelnden Standortqualität kritisch.
Die Bundesbank teilt diesen verhaltenen Optimismus und erwartet im Gesamtjahr keine breite Rezession, stellt aber fest, dass die Wirtschaft weiterhin unter einer anhaltenden Schwächeperiode leidet. Regierungsprognosen und internationale Einschätzungen wie die des IWF bleiben pessimistisch, was das Wachstumspotenzial der kommenden Jahre betrifft.
Die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft sind zahlreich. Der Rückgang der Nachfrage aus China, steigende Insolvenzen und stagnierende Konsumausgaben zeichnen ein düsteres Bild. Obwohl die Europäische Zentralbank die Leitzinsen senkt, könnte es dauern, bis dies in der Realwirtschaft wirkt. Zusätzliche Belastungen durch hohe Energiekosten und bürokratische Hürden erschweren die wirtschaftliche Erholung weiter.
Im Bemühen, die Konjunktur anzukurbeln, setzt die Bundesregierung auf einen neuen "Pakt für die Industrie", wie Bundeskanzler Olaf Scholz nach einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern ankündigte. Doch ob dieser Plan die dringend gewünschten Impulse bringen wird, bleibt abzuwarten.