Wie ein deutscher Auswanderer in Florida sein Geschäftsmodell neu erfand
Nach Personalmangel und Überlastung schloss Maik Bischoff sein gut bewertetes Restaurant – und transformierte es in ein skalierbares Feinkostgeschäft mit planbarem Betrieb und klarer Positionierung.

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Wie ein deutscher Auswanderer in Florida sein Geschäftsmodell neu erfand

Maik Bischoff kam mit einer Idee und blieb mit einem Plan: Nach dem Aus seines Restaurants eröffnet der „Goodbye Deutschland“-Auswanderer nun einen deutschen Feinkostmarkt in Sarasota. Die InvestmentWeek hat mit ihm vor Ort über den Wandel vom Gastronomen zum Lebensmittelexperten gesprochen.

Sarasota, Florida. Zwischen deutschen Landjägern, Nürnberger Rostbratwürsten und importiertem Senf sitzt Maik Bischoff auf einer hölzernen Bierbank vor seinem neuen Markt. Er wirkt müde, aber zufrieden.

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10 likes, 0 comments - grandpas_german_market on May 3, 2025

Das Schild über dem Eingang prangt in Schwarz-Rot-Gold: „Grandpa’s German Market & Deli“. Die Ära „Grandpa’s Schnitzel“ ist vorbei. Der Ort, an dem zuvor serviert wurde, wird jetzt eingekauft – und gegessen wird an der Theke.

IW: Herr Bischoff, was hat Sie dazu bewegt, das Restaurant zu schließen?

Maik Bischoff: „Ganz ehrlich: Ich war ausgebrannt. Sieben Tage die Woche, kein Team, kaum Personal. Ich stand allein in der Küche, während mein Sohn den Service gemacht hat. Ich wusste, das kann so nicht ewig weitergehen. Aber die Gäste waren begeistert, die Nachfrage war da. Also musste ich umdenken – nicht aufgeben.“


Vom Teller zum Thekenkonzept

Was im Fernsehen nach persönlicher Überforderung aussah, war in Wahrheit der Beginn eines neuen unternehmerischen Kapitels. Die Lösung: ein Feinkostkonzept mit klarerem Fokus, schlankerem Betrieb und skalierbaren Prozessen.

Mit seinem Delikonzept erzielt Bischoff höhere Margen und geringere Fixkosten – ein pragmatischer Schritt, der zeigt: Unternehmerischer Erfolg braucht oft weniger Romantik und mehr Rechenstift.

„Ein Restaurant muss täglich geöffnet sein, braucht eine vollbesetzte Küche, konstante Warenverfügbarkeit, gutes Timing“, sagt Bischoff. „Ein Markt tickt anders. Ich biete jetzt das, was die Leute mitnehmen wollen – oder gleich hier essen. Das ist planbarer und wirtschaftlich stabiler.“

Im „Grandpa’s German Market & Deli“ verkauft er typische deutsche Spezialitäten: Brot, Käse, Wurst, Bier, eingelegte Gurken, Senf, Süßigkeiten – vieles davon direkt importiert. Dazu gibt’s warme Küche auf die Hand: Schnitzel, Kartoffelsalat, Currywurst. „Aber halt ohne den Gastraum-Stress.“

Neues Format, alte Zielgruppe

Die Zielgruppe hat sich nicht verändert – aber das Angebot wurde angepasst. Deutsche Expats, Nostalgiker, Touristen – sie alle wollen ein Stück Heimat im amerikanischen Alltag.

Und genau hier hat Bischoff seine Nische gefunden: „Die großen Supermärkte haben keine Ahnung, was gute Leberwurst ist. Ich schon.“

Dass der Markt gerade in Florida funktioniert, ist kein Zufall. Sarasota zählt zu den Regionen mit hohem Rentneranteil und wachsender europäischer Community. Viele Deutsche zieht es in die Sonne – und ins „Deli“.


IW: Wie sieht Ihr Geschäftsmodell heute aus?

Maik Bischoff: „Ich importiere über einen Großhändler aus New Jersey, arbeite mit lokalen Bäckereien und Metzgern zusammen, die deutsche Standards bedienen. Die Marge liegt höher als im Restaurant – und ich kann besser steuern, was läuft und was nicht.“


„Ich habe gelernt, weniger zu wollen – und besser zu führen“

Nach der TV-Bekanntheit, dem Restaurantdruck und den Jahren harter Arbeit wirkt Bischoff heute strategischer. Er spricht über Kundenzahlen, Deckungsbeiträge, über Vertriebspartnerschaften und Produktrotation.

„Ich bin nicht mehr der Koch, ich bin jetzt Händler mit Herz. Das ist mehr Business – und weniger Burnout.“


Ein Unternehmer, der sich neu erfunden hat – mit gesundem Instinkt

Was Bischoff gelungen ist, wirkt auf den ersten Blick wie ein Rückschritt – ist aber in Wahrheit eine smarte Transformation. Er hat sein Geschäftsmodell entschlackt, seine Risiken reduziert und eine wachsende Marktlücke besetzt.

In einer Zeit, in der viele deutsche Auswanderer an überzogenen Gastronomieträumen scheitern, hat er sich neu erfunden – mit Fokus, Bauchgefühl und dem Mut zum Kurswechsel.


IW: Was würden Sie anderen Gründern im Ausland raten?

Maik Bischoff: „Guck dir den Markt an – nicht nur den Sonnenuntergang. Du kannst noch so gut Schnitzel braten, wenn keiner kommt, ist’s egal. Und du musst loslassen können. Ein gutes Konzept ist nicht das, was du willst – sondern das, was gebraucht wird.“


„Schnitzel war der Anfang – jetzt beginnt das eigentliche Geschäft“

Maik Bischoff hat seinen Laden geschlossen, um ein Unternehmen zu eröffnen. „Grandpa’s German Market & Deli“ ist keine Auswandererromantik – es ist bodenständiger Unternehmergeist mit klarer Positionierung.

Dass sich das Geschäft heute trägt, liegt nicht an TV-Kameras oder Nostalgie, sondern an einem Konzept, das funktioniert: regional gedacht, deutsch gemacht, amerikanisch verkauft.


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