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Wie die USA mit „Midnight Hammer“ Irans Atomanlagen trafen
Mit einem perfekt getarnten Luftschlag zerstörten die USA mehrere iranische Nuklearanlagen. Der Angriff war lange vorbereitet – und sagt viel über die neue Kriegsführung aus.
Mit einem perfekt getarnten Luftschlag zerstörten die USA mehrere iranische Nuklearanlagen. Der Angriff war lange vorbereitet – und sagt viel über die neue Kriegsführung aus.
Was auf den ersten Blick wie ein Detail wirkt, wurde zum Signal für Eingeweihte: Mitte Juni schnellten die Google-Auslastungen zweier Pizzerien nahe dem US-Verteidigungsministerium nach oben.
Wer den sogenannten „Pentagon-Pizza-Index“ kennt, weiß: Wenn dort nachts gearbeitet wird, steht etwas Größeres bevor. Kurz darauf verschwanden sieben B-2-Tarnkappenbomber vom Radar – Richtung Iran.
Am 21. Juni registrierten zivile Flugfunk-Enthusiasten ungewöhnliche Bewegungen: B-2-Bomber über der US-Ostküste funken mit Tankflugzeugen, ADS-B-Transponder sind aktiv – eine Maßnahme zur Kollisionsvermeidung im zivilen Luftraum.
Dann, über dem Atlantik: Funkstille. Die Tarnkappenbomber schalten ihre Erkennungssysteme aus. Ab hier wird es ernst.
Die Mission trug den Codenamen „Midnight Hammer“. Sie war alles andere als ein simpler Luftangriff. Insgesamt sieben B-2-Bomber starteten in Missouri, begleitet von Tankflugzeugen, AWACS-Maschinen und Jägern. Ziel: Die am besten geschützten Atomstandorte des Iran. Flugzeit: rund 30 Stunden – nonstop.
Gegen 2 Uhr morgens Ortszeit flogen die B-2 in iranischen Luftraum ein und warfen ihre Waffen über den unterirdischen Anlagen von Fordo und Natanz ab.
Zentrales Element des Angriffs war eine Bombe, wie es sie nur einmal auf der Welt gibt: die GBU-57. Über 13 Tonnen schwer, davon 2,5 Tonnen Polymer-Sprengstoff, ummantelt von speziellem Eglin-Stahl.
Diese Bombe durchschlägt laut Pentagon bis zu 60 Meter Erde oder 20 Meter stahlverstärkten Beton, bevor sie tief unter der Oberfläche explodiert.
Solche Bomben können bislang nur von der B-2 „Spirit“ getragen werden – dem einzigen Flugzeug weltweit, das groß und stabil genug ist, ohne dabei seine Tarnkappeneigenschaften zu verlieren.
Die B-2 ist kein neues Modell. Sie wurde noch zu Zeiten des Kalten Krieges entwickelt – zwischen 1988 und 1997 baute die US-Luftwaffe lediglich 21 Stück. Die Bomber sind langsam, fast so träge wie ein Passagierflugzeug. Doch sie haben einen entscheidenden Vorteil: Für feindliche Radare sind sie nahezu unsichtbar.
Ihre Form, die Materialien, die Lackierung – alles zielt darauf ab, nicht gesehen zu werden. Und in dieser Nacht funktionierte das perfekt.
Operation Midnight Hammer graphic from brief (from @KToropin on X)
by u/Kinmuan in Military
Die Mission war zwar amerikanisch geführt, doch israelische Kampfflugzeuge hatten zuvor wichtige Vorarbeit geleistet.
Bereits Tage vor dem Angriff flogen sie gezielte Angriffe auf iranische Flugabwehrstellungen – insbesondere auf Radarsysteme. Dadurch war der Himmel über Fordo und Natanz deutlich durchlässiger als üblich.
Gleichzeitig kreisten US-Aufklärungsflugzeuge vom Typ E-3 Sentry an der iranischen Nordgrenze und lieferten den Bombern live Daten über Luftraum, Abfangjäger und Radarstellungen.
Was die USA da unternahmen, war mehr als ein gezielter Schlag gegen eine Atomanlage. Es war ein strategisches Signal an alle, die glauben, unterirdische Bauten und moderne Abwehr könnten sie schützen.
Selbst tief vergrabene Urananreicherungsanlagen sind nicht mehr sicher. Das Ziel in Fordo – laut Weißem Haus „essentiell für die Atombombenfähigkeit des Iran“ – wurde laut Generalstabschef Dan Caine vollständig zerstört.
Die offizielle US-Kommunikation kam erst nach der Operation. Donald Trump verkündete den Angriff über seine Plattform „Truth Social“ mit den Worten:
„Wir haben die Nuklearanlagen erfolgreich zerstört.“
Es folgte eine knappe Pressekonferenz, eine Infografik des Weißen Hauses – und sonst nichts. Kein Triumphgeheul, kein Auftritt mit Fahne. Die Botschaft: Wir können jederzeit. Und jeder soll es wissen.
Der Angriff zeigt: Die USA setzen wieder stärker auf konventionelle Hightech-Operationen, bei denen Präzision über Masse triumphiert. Die B-2, einst belächelt als Relikt, ist zurück im Zentrum amerikanischer Machtprojektion. Und sie zeigt eindrucksvoll, dass militärische Dominanz heute bedeutet, zu treffen, ohne gesehen zu werden.
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