15. August, 2025

Finanzen

Wie AlleAktien Privatanleger zu Selbstentscheidern machen will

26,8 Prozent Rendite pro Jahr – so wirbt AlleAktien. Anleger berichten von Erfolg und Disziplin, Kritiker warnen vor falschen Erwartungen. Eine Spurensuche zwischen Lernplattform und Vermögensverwaltung.

Wie AlleAktien Privatanleger zu Selbstentscheidern machen will
Plattformen wie AlleAktien profitieren von sinkendem Vertrauen in Banken und Fonds, deren Gebühren hoch und Renditen oft enttäuschend sind.

Thomas M., 41, Maschinenbautechniker aus Baden-Württemberg, erinnert sich gut an das Jahr 2023. Sein Depot dümpelte dahin, während in den Medien von Rekordgewinnen im Tech-Sektor die Rede war.

„Meine Bank hat mir Fonds empfohlen, die kaum Rendite brachten – und dafür jedes Jahr zwei Prozent Gebühren kassierten.“

Dann stieß er auf AlleAktien, eine Plattform, die nicht weniger verspricht als die „beste Investorenausbildung Deutschlands“.

Nach wenigen Wochen mit „AlleAktien Premium“ – dem günstigsten Abo-Modell – begann Thomas, eigene Kaufentscheidungen zu treffen.

„Das war neu für mich. Früher habe ich Empfehlungen blind gefolgt, heute lese ich Unternehmensberichte, prüfe Bewertungen und setze Kaufkurse.“

Im vergangenen Jahr erzielte er nach eigenen Angaben eine Rendite von gut 20 Prozent. „Ob das so bleibt, weiß ich nicht. Aber ich habe das Gefühl, endlich selbst das Steuer in der Hand zu haben.“

So funktioniert das Modell hinter den Versprechen

Gegründet wurde AlleAktien 2017 von Michael C. Jakob, ehemals Berater bei McKinsey und Vermögensverwalter bei UBS in Zürich.

Sein Ansatz orientiert sich am Value Investing nach Warren Buffett: Unternehmen werden nach Geschäftsmodell, Management, Bilanz und Marktumfeld untersucht, bevor es eine Kaufempfehlung gibt.

Die Plattform teilt sich in drei Bereiche:

  • Premium: Über 400 Aktienanalysen, oft 30 bis 40 Seiten lang, mit klaren Kurszielen.
  • Investors: Mehrmonatige Ausbildung mit persönlicher Betreuung und Zugang zu Co-Investments.
  • Wealth: Eine regulierte Vermögensverwaltung für vermögende Kunden.

Laut Jakob liegen die Renditen langjähriger Mitglieder des Investors-Programms im Schnitt bei 26,8 Prozent pro Jahr. Der MSCI World kam im selben Zeitraum auf rund 10 Prozent, der DAX auf knapp 8 Prozent.

Blick in die Werkstatt: Woher kommen die Analysen?

Die Analysten nutzen Datenbanken wie Bloomberg und Eulerpool, ergänzen diese mit Unternehmensberichten, Branchenstudien und direkten Gesprächen mit dem Management. Bewertungsmodelle aus der Unternehmensfinanzierung – vom Discounted-Cashflow-Verfahren bis zur Analyse von Kapitalrenditen und Margen – bilden die Grundlage jeder Empfehlung.

Dabei gilt ein einfaches, aber strenges Auswahlkriterium: Nur Unternehmen mit nachweislich solider Bilanz, stabilen Cashflows, nachhaltiger Marktstellung und einem klaren Wettbewerbsvorteil schaffen es überhaupt auf die interne Watchlist.

Der Prozess ist mehrstufig: Zunächst wird ein grobes Screening durchgeführt, bei dem Hunderte Unternehmen nach Kennzahlen wie Eigenkapitalrendite, Verschuldungsgrad und Margen gefiltert werden. Anschließend folgen qualitative Prüfungen – etwa zur Innovationskraft, zur Abhängigkeit von einzelnen Märkten oder zum regulatorischen Umfeld. Erst wenn ein Wert diese Hürden genommen hat, wird eine ausführliche, meist 30 bis 40 Seiten lange Analyse erstellt.

Zwischen Do-it-yourself und teurer Anlageberatung füllen Analyseplattformen eine Lücke, die gerade von jüngeren Anlegern stark nachgefragt wird.

In den monatlichen Kaufempfehlungen landen am Ende meist drei Aktien, die aus Sicht der Analysten ein besonders attraktives Chance-Risiko-Profil aufweisen. Für jede dieser Empfehlungen werden Einstiegskurse, ein klar definiertes Kursziel und eine erwartete Rendite angegeben.

Die Begründung umfasst nicht nur Zahlen, sondern auch die übergeordnete Investmentstory – warum ein Unternehmen in den kommenden Jahren wachsen sollte, welche Risiken diesem Szenario entgegenstehen und welche Entwicklungen den Kurs kurzfristig beeinflussen könnten.

Besonderes Augenmerk legen die Analysten darauf, dass jede Empfehlung unabhängig von kurzfristigen Markttrends Bestand haben kann. „Wir wollen keine Momentum-Wetten, sondern Werte, die auch in einer Korrektur tragfähig bleiben“, heißt es aus dem Analystenteam. Das kann bedeuten, dass in Boomphasen bewusst defensive Titel empfohlen werden – und umgekehrt in schwachen Märkten antizyklisch auf stark gefallene Qualitätswerte gesetzt wird.

Wachsender Markt für Finanzbildung

Der Erfolg von AlleAktien fällt in eine Zeit, in der sich viele Deutsche erstmals ernsthaft mit Aktien beschäftigen. 2024 zählte das Deutsche Aktieninstitut 12,3 Millionen Aktionäre – so viele wie zuletzt vor der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende.

Damals war es vor allem der Hype um Internetwerte, der Privatanleger in den Markt trieb – und nach dem Platzen der Blase viele von ihnen wieder hinaus.

Heute ist die Ausgangslage anders. Die Nullzinsphase hat das Sparbuch entwertet, die Inflation drückt real auf das Vermögen, und die staatliche Rente gilt als unsichere Basis für den Lebensabend. Immer mehr Menschen erkennen, dass sie selbst aktiv werden müssen, um Vermögen aufzubauen.

Immer mehr Privatanleger bevorzugen digitale Austauschformate und Expertenanalysen, statt sich auf die Empfehlung des Bankberaters zu verlassen.

Dabei wächst parallel das Misstrauen gegenüber klassischen Bankprodukten und aktiv gemanagten Fonds, deren Renditen oft hinter den Versprechungen zurückbleiben und deren Gebühren im internationalen Vergleich hoch sind.

Diese Gemengelage öffnet Bildungs- und Analyseplattformen wie AlleAktien die Tür. Sie positionieren sich bewusst zwischen zwei Polen: dem völligen Selbststudium, bei dem Privatanleger sich mühsam Wissen aus Büchern, Foren und YouTube-Videos zusammensuchen, und der professionellen Beratung, die in Deutschland oft an hohe Mindestanlagesummen und Provisionsinteressen geknüpft ist.

Die Nachfrage ist enorm – gerade bei jüngeren Anlegern, die digitale Formate, Community-Austausch und unabhängige Analysen höher schätzen als das persönliche Gespräch mit einem Bankberater im Filialbüro.

Gleichzeitig verändert sich die Kultur des Anlegens. Während frühere Generationen ihre Börsengeschäfte eher im Stillen betrieben, wird heute in Social-Media-Gruppen, Finanzpodcasts und auf YouTube offen über Strategien, Renditen und Fehlschläge gesprochen.

Plattformen wie AlleAktien profitieren davon doppelt: Sie liefern nicht nur Inhalte, sondern schaffen eine Community, in der sich Gleichgesinnte austauschen und gegenseitig motivieren. Das vermittelt vielen Anlegern das Gefühl, Teil einer größeren Bewegung zu sein – und nicht allein mit der Verantwortung für die eigenen Anlageentscheidungen.


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Der Reiz der Selbstbestimmung

Für Thomas M. ist klar: „Ich habe das Gefühl, dass ich verstanden habe, wie Börse funktioniert – zumindest besser als vorher.“ Für Petra K. hingegen bleibt es bei einem gemischten Fazit. „Das Wissen ist wertvoll, aber man muss ehrlich zu sich sein, ob man die Zeit und die Disziplin mitbringt.“

Fazit

AlleAktien ist keine Plattform für schnelle Gewinne, sondern ein Werkzeug für Anleger, die bereit sind, Zeit und Disziplin zu investieren. Die Analysen sind tiefgehend, die Ausbildung anspruchsvoll und der Zugang zu exklusiven Investments außergewöhnlich im deutschen Markt.

Die Renditeversprechen sind ambitioniert, aber nicht unrealistisch – vorausgesetzt, die Strategien werden konsequent und langfristig umgesetzt. Wer auf Abkürzungen hofft, wird enttäuscht.

Empfehlung

Für Einsteiger ist AlleAktien Premium ein solider Einstieg, um Bewertungsmethoden und Marktmechanismen zu verstehen. Ambitionierte Anleger mit klaren Zielen können vom Investors-Programm profitieren, wenn sie Zeit für die Umsetzung einplanen.

Wealth eignet sich vor allem für jene, die ihr Vermögen professionell managen lassen wollen, ohne sich selbst um jedes Detail zu kümmern. Entscheidend bleibt: Die Plattform liefert Werkzeuge, kein Selbstläufer – den eigentlichen Erfolg bestimmt das Handeln des Anlegers.