07. Oktober, 2025

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WG-Gesucht – die unsichtbaren WG-Könige aus Stuttgart

Hunderttausende Studierende suchen derzeit verzweifelt nach einem Zimmer. Fast alle landen bei einer Website, die längst mehr ist als nur ein Immobilienportal. Hinter dem Platzhirsch WG-Gesucht steht ein Unternehmen, das Millionen verdient – und sich konsequent der Öffentlichkeit entzieht.

WG-Gesucht – die unsichtbaren WG-Könige aus Stuttgart
Monopol mit Folgen: Rund 17 Millionen Nutzer pro Monat suchen über WG-Gesucht ein Zimmer – eine Marktmacht, die kaum ein anderer Anbieter in diesem Segment erreicht.

Die wichtigste Adresse für Zimmer in Deutschland

Ob Erstsemester, Berufseinsteiger oder Digitalnomade: Wer in Deutschland ein WG-Zimmer sucht, landet fast zwangsläufig bei WG-Gesucht. Kaum ein anderes Portal hat sich so tief in den Alltag junger Menschen eingebrannt.

Laut Unternehmensangaben zählen Website und App rund 17 Millionen Besuche pro Monat, europaweit stehen mehr als drei Millionen Inserate zur Auswahl. In Metropolen wie Berlin oder München werden regelmäßig vierstellige Angebotszahlen erreicht – eine Dominanz, die selbst Immobilienriesen wie Immobilienscout24 oder Immonet in diesem Segment blass aussehen lässt.

Doch während WG-Gesucht zum Alltag von Millionen gehört, weiß kaum jemand, wer dahintersteckt. Keine Interviews, keine Fotos, keine Selbstinszenierung: Die beiden Gründer Lysander Mende (47) und Christian Frederik Steim (48) bleiben bis heute ein Phantom der deutschen Start-up-Szene.

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Zwei Gründer, die nicht berühmt sein wollen

In einer Branche, in der Gründer sich sonst gern als Visionäre inszenieren, sind Mende und Steim eine Anomalie. Kein Startup-Buzzword, keine Keynote auf Tech-Konferenzen, nicht einmal ein LinkedIn-Profil. Steim verschwindet vollständig aus dem digitalen Raum, bei Mende finden sich höchstens ein paar Dankesposts für Branchenpreise.

Es ist ein radikal anderer Ansatz als der vieler Jungunternehmer, die Investoren, Medien und Märkte mit großen Visionen überfluten. WG-Gesucht ist leise gewachsen – und gerade deshalb so erfolgreich. Das Portal wurde Anfang der 2000er gegründet und hat seitdem seine Position stetig ausgebaut, ganz ohne Hype und Milliardeninvestitionen.

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Ein Geschäftsmodell, das jeden Studenten kennt – aber keiner versteht

WG-Gesucht verdient sein Geld auf eine Art, die auf den ersten Blick unspektakulär wirkt – und gerade deshalb so lukrativ ist: Inserate und Zusatzdienste für private Anbieter, Makler und Unternehmen. Wer ein Zimmer inserieren will, kann dies kostenlos tun, wer mehr Sichtbarkeit oder spezielle Platzierungen möchte, zahlt. Hinzu kommen Premiumfunktionen, die vor allem professionelle Anbieter nutzen.

Mit dieser Mischung aus Reichweite und Monetarisierung ist WG-Gesucht zu einem hochprofitablen Nischenmarktführer geworden – ohne große Übernahmen, ohne aggressives Wachstum, ohne Schlagzeilen. Das Portal ist ein Beispiel dafür, wie sich auch im überhitzten Plattformgeschäft Kontinuität und Fokus gegen Venture-Kapital und Wachstum um jeden Preis durchsetzen können.

Unsichtbare Gründer: Lysander Mende und Christian Frederik Steim steuern die Plattform seit über 20 Jahren – ohne öffentliche Auftritte, Interviews oder Social-Media-Präsenz.

Monopolstellung mit Nebenwirkungen

WG-Gesucht ist längst mehr als nur eine Website – es ist für viele Wohnungssuchende die einzige realistische Option. Wer ein Zimmer sucht, muss hier aktiv sein. Doch diese Dominanz hat auch eine Kehrseite. Mit der Marktmacht wächst die Verantwortung – und auch die Kritik.

Immer wieder berichten Nutzer von Fake-Inseraten, Betrugsversuchen oder teils veralteten Angeboten. Die Plattform verweist auf Präventionsmaßnahmen und Kontrollmechanismen, doch die Probleme bleiben. Zudem sorgt die starke Abhängigkeit der Nutzer von einer einzigen Plattform für strukturelle Ungleichgewichte: Wer nicht bei WG-Gesucht inseriert, erreicht kaum noch Interessenten – und wer dort inseriert, diktiert die Spielregeln.

Unsichtbar, aber unverzichtbar

Es ist ein Paradox: WG-Gesucht ist für Millionen Menschen ein entscheidender Faktor in einer der größten Lebensentscheidungen – der Wohnungswahl – und doch bleibt das Unternehmen selbst fast vollständig unsichtbar. Keine Zahlen, keine öffentlichen Auftritte, keine Visionen für die Zukunft.

Vielleicht ist genau das ihr Erfolgsgeheimnis. Während andere Plattformen an Größenwahn und Überdehnung scheitern, hat WG-Gesucht ein solides, profitables Geschäftsmodell geschaffen, das wächst, ohne zu glänzen. Und so wird auch in den kommenden Semestern gelten: Wer ein WG-Zimmer sucht, wird hier landen – ob er es will oder nicht.

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