In der norwegischen Hauptstadt Oslo herrscht eine spürbare Erwartungshaltung, da heute die mit Spannung erwartete Verkündung des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers bevorsteht. Das norwegische Nobelkomitee sieht sich vor die herausfordernde Aufgabe gestellt, aus einer umfangreichen Liste von Kandidaten, insgesamt 338 an der Zahl, zu entscheiden. Diese umfassen 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen. Eine besondere Brisanz erhält das Auswahlverfahren durch die 50-jährige Geheimhaltung der Nominierungen, die immer wieder für Überraschungen sorgt.
Besondere Beachtung erfährt in diesem Jahr US-Präsident Donald Trump, der sich durch seine Rolle bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und Hamas in den Vordergrund gespielt hat. Diese Gespräche zielen darauf ab, den andauernden Gaza-Konflikt zu deeskalieren. Trump, der sich selbst als Friedensstifter sieht, hat mehrfach öffentlich betont, zahlreiche internationale Konflikte entschärft zu haben – eine Behauptung, die in der internationalen Gemeinschaft jedoch kontrovers diskutiert wird.
Im Vergleich zum Vorjahr hat die Anzahl der Nominierten um 52 zugenommen. Im letzten Jahr war es die japanische Organisation Nihon Hidankyo, die für ihren Einsatz zur Abschaffung von Atomwaffen gewürdigt wurde. Auch in diesem Jahr bleibt die Entscheidung des Komitees schwer abzusehen, insbesondere da weltweite Krisenherde fortbestehen. Trumps Hoffnungen werden von führenden Persönlichkeiten wie dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog und Premierminister Benjamin Netanjahu öffentlich unterstützt, was seinem Anspruch zusätzlich Gewicht verleiht.
Neben Donald Trump gibt es auch andere starke Anwärter: Die syrische Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim und Julia Nawalnaja, die Witwe des prominenten Kremlkritikers Alexej Nawalny, werden ebenfalls als aussichtsreiche Kandidaten gehandelt. Kritische Stimmen werfen Trump jedoch vor, internationale Kooperationen zu untergraben, während Friedensforscher wie Karim Haggag anregen, die Aufmerksamkeit verstärkt auf oft übersehene lokale Friedensstifter zu lenken. Nina Græger, Direktorin des Osloer Friedensforschungsinstituts, setzt derweil ihren Fokus auf Organisationen wie das Komitee zum Schutz von Journalisten und den Internationalen Strafgerichtshof.
Der heutige Tag bildet den Höhepunkt der Nobelpreis-Woche, die traditionell mit den Auszeichnungen in den Naturwissenschaften und in Literatur ihren Anfang nahm und am kommenden Montag mit der Verleihung in den Wirtschaftswissenschaften einen feierlichen Abschluss finden wird. Die prächtigen Zeremonien, die am 10. Dezember stattfinden werden, ehren das Vermächtnis des Preisstifters Alfred Nobel und umfassen eine Dotation von elf Millionen schwedischen Kronen für jede der Preiskategorien.