Profis kaufen, bevor es alle merken
Während viele Anleger noch überlegen, ob Chinas Wirtschaft die Kurve kriegt, haben sich Hedgefonds bereits entschieden. Die aktuelle VIP-Liste von Goldman Sachs zeigt: So viele US-Hedgefonds wie seit Jahren nicht mehr wetten auf chinesische Aktien. Und das nicht irgendwie – sondern mit Milliarden.
Was die VIP-Liste ist – und warum sie wichtig ist
Die sogenannte VIP-Liste gilt an der Wall Street als Frühwarnsystem für Kursbewegungen. Goldman Sachs wertet jedes Quartal aus, welche Aktien die größten US-Hedgefonds in ihren Portfolios ganz oben gewichtet haben. Wer auf dieser Liste steht, steht im Fokus des „Smart Money“.
Das Ergebnis dieses Quartals ist eindeutig: Der Anteil von Hedgefonds mit China-Engagement ist auf 24 % gestiegen – der höchste Wert seit 2022. Die Liste selbst hat seit Jahresbeginn den S&P 500 deutlich geschlagen: +6 % gegenüber +1 %.

Alibaba führt das China-Ranking an
Ganz oben auf der Liste: Alibaba. 91 Hedgefonds halten Anteile am E-Commerce-Giganten. Bei 14 davon gehört die Aktie sogar zu den zehn größten Positionen. Damit ist Alibaba bei US-Profis ähnlich beliebt wie Microsoft oder Eli Lilly.
Das Unternehmen ist nicht nur Onlinehändler, sondern auch Fintech-Gigant (Alipay), Cloud-Anbieter und Tech-Plattform – mit über 900 Millionen Kunden und einem Börsenwert von knapp 300 Milliarden Dollar. Trotz allem ist die Aktie günstig bewertet. Zu günstig, meinen offenbar viele Profis.
Auch PDD und Baidu weit vorn
Auf Platz zwei der beliebtesten China-Aktien: PDD Holdings, vormals Pinduoduo. Der Konzern setzt auf Social-Commerce – Nutzer kaufen gemeinsam mit Freunden ein und erhalten Rabatte. 56 Hedgefonds sind dabei.
Baidu – oft als das „chinesische Google“ bezeichnet – landet auf Platz drei. Die Aktie ist in 46 Fondsportfolios vertreten. Baidu investiert stark in künstliche Intelligenz, Cloud-Dienste und autonomes Fahren. Auch hier gilt: Technologie auf Augenhöhe mit dem Westen, aber an der Börse viel niedriger bewertet.
Was Hedgefonds an China reizt
Chinesische Tech-Aktien sind günstig. Teilweise absurd günstig. Gleichzeitig zeigen erste Konjunkturdaten, dass die Wirtschaft wieder anzieht. Die Regierung in Peking steuert um, stützt den Immobilienmarkt, kurbelt Infrastrukturprojekte an und lockert die Geldpolitik.
Hinzu kommen geopolitische Signale: Die USA und China haben kürzlich bei den Zollverhandlungen Fortschritte erzielt. Für die Märkte ist das ein Hoffnungsschimmer. Für Hedgefonds offenbar das Startsignal.
Risiken bleiben – aber auch Chancen
Natürlich bleibt ein Investment in China riskant. Die Rechtslage ist fragil, der Zugriff ausländischer Investoren unsicher, politische Eingriffe möglich. Doch gerade weil viele Investoren Abstand halten, sehen andere Chancen: Die Bewertungen sind niedrig, das Marktpotenzial riesig.
Was Privatanleger daraus lernen können
Die VIP-Liste ersetzt keine Analyse – sie gibt aber Orientierung. Wer sich fragt, wohin das kluge Geld fließt, bekommt hier eine Antwort. Wer mitziehen will, sollte sich aber über die Risiken im Klaren sein.
Nicht alles, was für Hedgefonds funktioniert, passt auch in ein privates Depot. Aber wer verstehen will, wie Profis denken, sollte hinschauen.
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