12. Juni, 2025

Global

Wer wird Trumps neuer Silicon-Valley-Flüsterer?

Elon Musk ist raus – jetzt suchen Tech-Bosse Nähe zum Präsidenten. Wer Donald Trumps neue rechte Hand im Silicon Valley wird, entscheidet auch, wer Milliardenaufträge bekommt. Die Kandidatenliste ist brisant.

Wer wird Trumps neuer Silicon-Valley-Flüsterer?
Sam Altman (OpenAI) begleitete Trump nach Saudi-Arabien, während sein Konzern an einem Milliarden-Deal mit Abu Dhabi arbeitete – Elon Musk soll laut WSJ versucht haben, das Projekt zu torpedieren.

Ende einer Zweckfreundschaft

Donald Trump und Elon Musk – das war eine Zeit lang die wohl prominenteste Polit-Tech-Connection der USA. Doch was als schillernde Allianz begann, endete abrupt: Musk, einst Trump-Bewunderer, gilt inzwischen als abgekühlt.

In Washington kursiert bereits ein neues Spiel: Wer beerbt Musk als inoffiziellen Technologieberater des Präsidenten?

Dass Trumps zweiter Amtsantritt nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Macht neu verteilt, wurde bei der pompösen Inauguration im Januar sichtbar. Neben konservativen Politikern versammelte sich auffällig viel Tech-Prominenz.

Darunter Meta-Chef Mark Zuckerberg, Google-CEO Sundar Pichai – und Sam Altman, der Mann, der aktuell wohl am besten weiß, wie man Trump beeindruckt.

Sam Altman: KI, Kapital und Kaltblütigkeit

OpenAI-Chef Sam Altman hat sich nach vorn gespielt. Erst Stargate, Trumps 100-Milliarden-Dollar-Programm für KI-Infrastruktur. Dann ein gemeinsamer Besuch in Saudi-Arabien, bei dem Altman Investoren für ein gigantisches Datenzentrum umwarb. Musk versuchte das Projekt in letzter Minute zu sabotieren – erfolglos. Altman bekam den Zuschlag.

Die Botschaft: Trump mag Musk, aber er liebt Deals. Altman liefert. Dass OpenAI eng mit Oracle, SoftBank und auch Nvidia kooperiert, macht den Mann mit dem blassen Lächeln zum strategischen Favoriten im KI-Wettlauf. Trumps Worte bei der Projektvorstellung: „We’ll lead the world in artificial intelligence.“ Altman könnte der Mann sein, der diesen Satz mit Inhalten füllt.

Mark Zuckerberg: Vom Buhmann zum Ballgast

Noch vor wenigen Jahren war Zuckerberg für Trump ein Feindbild. Heute zählt er wieder. Meta spendete rund eine Million Dollar zur Inauguration, Zuckerberg selbst war Co-Gastgeber eines Empfangs.

Meta-Chef Mark Zuckerberg ließ sich Trumps Amtseinführung eine Million Dollar kosten – ein Investment in politische Nähe, während Meta zeitgleich von US-Kartellwächtern verklagt wird.

Und: Mit einem neuen DC-Anwesen und einem stilistischen Imagewandel (Goldkette statt Hoodie) sendet er klare Signale Richtung Machtzentrum.

Doch Zuckerberg bleibt ein Risiko. Meta steht wegen Kartellverfahren unter Druck, eine Bundesklage wegen angeblicher Monopolbildung läuft. Trumps Nähe könnte helfen – oder schaden, falls sie allzu offensichtlich wird. Aktuell wirkt Zuck wie jemand, der wieder dazugehören will, aber nicht so genau weiß, wie.

Jeff Bezos: Der stille Strippenzieher

Bezos galt lange als Trump-Gegner – nicht zuletzt wegen der Trump-kritischen Washington Post, die er besitzt. 2015 witzelte er, er wolle Trump „ins All schießen“.

2025 klingt das anders: Bezos lobt das Raumfahrtprogramm der Regierung, soll laut Axios sogar strategisch mit dem Weißen Haus kommuniziert haben.

Mit Blue Origin steht Bezos bereit, falls Trump seine Drohung wahrmacht und SpaceX Verträge streicht. Schon jetzt hält Blue Origin milliardenschwere NASA-Aufträge. Der Ex-Amazon-Chef könnte derjenige sein, der im Hintergrund Deals einfädelt, statt in der ersten Reihe zu stehen. Weniger sichtbar, aber wirkungsvoll.

Jensen Huang: Der Mann mit den Chips

Der Nvidia-Chef ist der am wenigsten politische Kandidat – und gerade deshalb interessant. Zwar fehlte Huang bei Trumps Inauguration, nahm aber am Nahost-Besuch teil.

Nvidia ist tief in OpenAIs Infrastrukturpläne verwoben, mit Partnern wie SoftBank, Oracle und G42. Wirtschaftlich ist Huang dort, wo Trump hinwill: bei den globalen Supercomputern der Zukunft.

Aber es gibt Reibung. Trump verbot Nvidia im April den Export fortschrittlicher Chips nach China – ein Milliardenverlust. Huang passte das Produkt an, um Schlupflöcher zu nutzen. Ein riskantes Manöver, aber auch ein Beweis für die Fähigkeit, mit geopolitischen Spannungen umzugehen.

Sundar Pichai: Auf Tauchstation

Google steht unter Druck. Zwei große Kartellklagen, das Risiko einer Zerschlagung – Alphabet steht an einem Punkt, den man als existenziell bezeichnen kann. Pichai war zwar bei Trumps Amtseinführung, agiert aber auffallend defensiv. Keine öffentlichen Gesten, keine Großprojekte, keine Lobbyoffensive.

Vielleicht ist das Kalkül. Oder Ohnmacht. Für einen Präsidenten wie Trump, der sichtbare Loyalität schätzt, dürfte Pichais Schweigen kein Vorteil sein. Dass Google zudem erwägt hatte, Trumps Importzölle im Shop anzuzeigen, brachte dem Unternehmen kurzzeitig heftigen Gegenwind aus dem Weißen Haus ein.