Wenn die Reise zur Belastungsprobe wird
Sommer, Sonne, Sonnenbrand – soweit die Wunschvorstellung. Die Realität: Jeder zehnte Deutsche wurde im letzten Urlaub krank, jeder fünfte bestohlen. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit.
Noch ärgerlicher: Viele wissen im Ernstfall nicht, was zu tun ist. Dabei lassen sich viele Folgen mit ein paar einfachen Vorkehrungen abfedern.
Die wichtigste Frage vor Abflug: Bin ich richtig versichert?
Wer innerhalb der EU reist, ist gesetzlich halbwegs abgesichert. Aber eben nur halb. Die Kasse übernimmt in anderen Ländern nur das, was dort üblich ist – wer Pech hat, bekommt eine Behandlung nach Landesstandard, aber nicht die Kosten zurück. Und der medizinisch notwendige Rücktransport nach Deutschland? Fehlanzeige.
Die Lösung ist simpel und günstig: Eine Auslandskrankenversicherung gibt’s oft für unter 20 Euro im Jahr. Sie übernimmt auch Bergungskosten, Arztbesuche und im besten Fall den „medizinisch sinnvollen“ Rückflug.
Das ist ein Detail, das im Notfall über Tausende Euro entscheidet. Privatversicherte sollten ihren Schutz ebenfalls prüfen – viele Tarife decken Auslandsaufenthalte nur eingeschränkt ab.
Wenn das Portemonnaie verschwindet
Diebe kennen keine Ferien. Besonders in Touristengebieten wird gerne zugegriffen. Wichtig: Sofort zur Polizei. Die Anzeige ist Voraussetzung für neue Ausweisdokumente – und für die Versicherung. Wer eine Hausratversicherung mit Außenversicherung hat, kann damit auch Schäden im Ausland geltend machen.

Und wenn der Ausweis weg ist? Dann hilft die deutsche Auslandsvertretung. Dort gibt es Ersatzpapiere für die Rückreise. Bankkarten lassen sich weltweit über die Sperrnummer +49 30 4050 4050 deaktivieren.
Unfall auf Reisen – was jetzt?
Ein kleiner Parkrempler kann in manchen Ländern große Folgen haben. In Rumänien, Kroatien oder Serbien etwa verlangt die Polizei einen offiziellen Unfallbericht – auch bei Blechschäden. In Westeuropa reicht oft der Europäische Unfallbericht, den beide Parteien ausfüllen.
Empfehlung vom ADAC: Grüne Versicherungskarte mitführen und sich vor Reiseantritt über landesspezifische Vorgaben informieren. Im Ernstfall: Fotos machen, Zeugendaten aufnehmen und an den Zentralruf der Versicherer wenden – erreichbar unter +49 40 300 330 300.
Knöllchen aus dem Ausland – das sollten Sie ernst nehmen
Verkehrsverstöße im Ausland enden nicht an der Grenze. Wer glaubt, ein italienischer Strafzettel sei eine nette Urlaubserinnerung, irrt. Ab 70 Euro (in Österreich sogar ab 25) können Bußgelder auch in Deutschland vollstreckt werden. Und wer nicht zahlt, riskiert Ärger bei der nächsten Einreise.
Viele Forderungen stammen zudem von privaten Mautbetreibern. Deshalb: Erst prüfen, dann reagieren. Bei Unsicherheit hilft das Europäische Verbraucherzentrum. Und Achtung – wer schnell zahlt, spart oft bares Geld. Einige Länder gewähren Rabatte bei zügiger Zahlung.

Gepäck weg – was steht mir zu?
Wer nach der Landung alleine am Gepäckband steht, sollte sofort zur Airline. Wichtig ist der PIR – der „Property Irregularity Report“. Ohne ihn gibt’s später keine Entschädigung. Koffer gelten als verloren, wenn sie nicht innerhalb von 21 Tagen auftauchen. Dann gibt es laut Montrealer Übereinkommen bis zu 1.600 Euro Schadenersatz – sofern man den Inhalt belegen kann.
Tipp: Belege aufheben, Kleidung und Medikamente bei Gepäckverspätung sofort nachkaufen – mit Quittung. Die meisten Airlines erstatten die Kosten. Noch besser: Eine Reisegepäckversicherung abschließen, die auch bei Teildiebstahl oder Schäden zahlt.
Verspätungen, Lärm, Pool geschlossen – und jetzt?
Flug verspätet? Zimmer nicht wie gebucht? Dann heißt es: dokumentieren und sofort melden – am besten vor Ort. Pauschalurlauber haben besondere Rechte: Schon ab drei Stunden Flugverspätung stehen ihnen bis zu 600 Euro Entschädigung zu, wenn die Airline schuld ist.
Bei gravierenden Mängeln vor Ort – etwa Baulärm, fehlender Pool oder Ungeziefer – ist eine Reisepreisminderung möglich. Voraussetzung: der Mangel wurde rechtzeitig gemeldet. Fotos, E-Mails und Gesprächsprotokolle helfen bei der Durchsetzung der Ansprüche. Wer gar nicht verreisen kann, sollte die Reise rechtzeitig stornieren – auch hier ist der Versicherungsschutz entscheidend.
Besser vorbereitet als überrascht
Ein Urlaub soll erholen, nicht entnerven. Trotzdem unterschätzen viele, wie schnell aus Erholung Ernst wird. Dabei sind die Lösungen oft einfach: Versicherung abschließen, Notfallnummern speichern, Unterlagen digital ablegen. Wer vorbereitet ist, bleibt auch im Chaos gelassen.
Denn schlechte Laune ist das eine – finanzielle Katastrophen das andere. Und die lassen sich vermeiden. Mit der richtigen Strategie – schon vor Abflug.
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