20. September, 2025

Fintech

Wenn der Neobroker den Zugang zu Private Equity öffnet

Ein Berliner Kleinanleger erzählt, wie er mit wenigen Euro in eine Anlageklasse investiert, die bislang Milliardären vorbehalten war. Trade Republic verspricht eine Demokratisierung der Geldanlage – doch Fachleute warnen vor Risiken und versteckten Kosten.

Wenn der Neobroker den Zugang zu Private Equity öffnet

Als Jan Krüger an diesem Montagmorgen seine Trade-Republic-App öffnet, stößt er auf einen Button, der ihn stutzen lässt: „Investieren wie die Profis – Private Equity ab 1 Euro.“

Der 32-Jährige, der seit drei Jahren regelmäßig 200 Euro im Monat in ETFs einzahlt, zögert. „Private Equity? Das war für mich bisher eine Welt von Milliardären, nicht von Angestellten wie mir“, sagt er.

Krüger klickt weiter, liest von Solarparks, mittelständischen Unternehmen und Infrastrukturprojekten, die über den Neobroker nun zugänglich sein sollen.

„Einerseits klingt es verlockend – zwölf Prozent Rendite im Jahr. Andererseits frage ich mich, wo der Haken ist.“

Demokratisierung oder Marketing?

Der Berliner Fintech-Pionier Trade Republic, inzwischen mit mehr als zehn Millionen Kunden der größte Neobroker Europas, hat am Sonntag in einer aufwendig inszenierten Keynote erstmals Private-Equity-Produkte vorgestellt.

Christian Hecker, Mitgründer des Unternehmens, inszenierte die Premiere im Stil einer Apple-Präsentation – schwarze Kleidung, große Leinwand, emotionale Gründergeschichte. Seine Botschaft: „Langfristiger Vermögensaufbau ist mehr als nur ein ETF-Sparplan.“

Kunden können ab sofort ab einem Euro Anteile an Private-Equity-Fonds erwerben. Zum Start gibt es sogar einen Bonus: Wer in den ersten 30 Tagen investiert, erhält einen Zuschuss von einem Prozent der Anlagesumme.

Die neue Anlageklasse

Private Equity – also Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen – gilt seit Jahren als Ertragsquelle der Superreichen. Institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Stiftungen setzen Milliarden in diesem Bereich ein. Bisher lag die Eintrittshürde für Privatanleger bei Summen von mindestens 10.000 Euro, oft deutlich höher.

Mit Partnern wie Apollo aus den USA und EQT aus Schweden öffnet Trade Republic diese Tür nun auch für Kleinanleger. „Jeder soll die Möglichkeit haben, so zu investieren wie Vermögende“, erklärte Hecker.

Risiken im Kleingedruckten

Doch Fachleute mahnen zur Vorsicht. „Private Equity verspricht hohe Renditen, birgt aber auch erhebliche Risiken“, sagt Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband. Anders als bei Aktienfonds gebe es keine laufende Kursbewertung, die Beteiligungen seien oft über Jahre gebunden, und die Kostenstruktur sei schwer durchschaubar.

Tatsächlich bleibt Trade Republic bei den Gebühren vage. Während ETFs transparent und günstig sind, können Private-Equity-Fonds hohe Management- und Performancegebühren verlangen. Welche Anteile die Partner Apollo und EQT erhalten, ließ der Neobroker bislang offen.

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Eine Anlageklasse für jeden?

Für Anleger wie Jan Krüger stellt sich die Frage, ob Private Equity überhaupt in ein privates Depot passt. Wer nur wenige hundert Euro im Monat investiert, läuft Gefahr, ein Klumpenrisiko einzugehen. „Ich werde wahrscheinlich erst mal mit 50 Euro testen“, sagt Krüger. „Aber ich rechne damit, dass das Geld länger gebunden ist – im Zweifel ist es weg.“

Zwischen Innovation und Illusion

Trade Republic will bis Jahresende zwei weitere Anlageklassen freischalten und sich so vom klassischen ETF-Broker zum vollwertigen Vermögensmanager entwickeln. Die Strategie: Kunden binden, bevor sie zu Banken oder spezialisierten Vermögensverwaltern wechseln.

Doch während die Präsentation am Sonntag Aufbruchstimmung verbreiten sollte, bleibt die Grundfrage bestehen: Ist es wirklich eine Demokratisierung der Geldanlage, wenn Kleinanleger für ein Prozent Bonus in eine der komplexesten Anlageklassen der Welt gelockt werden?

Für Jan Krüger bleibt ein Restzweifel. „Ich will investieren wie die Profis – aber nicht die Fehler machen, die mich teuer zu stehen kommen.“

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