Weniger als gedacht: So exklusiv ist ein ganzer Bitcoin wirklich
Knapp 1 Million Bitcoin-Adressen enthalten mindestens einen BTC – doch in Wahrheit besitzen deutlich weniger Menschen tatsächlich einen ganzen Coin. Die Diskrepanz entsteht durch Börsen-Wallets, institutionelle Pools und technische Fragmentierung.

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Weniger als gedacht: So exklusiv ist ein ganzer Bitcoin wirklich

Knapp eine Million Adressen halten mindestens einen BTC – doch die Zahl der Menschen, die tatsächlich über einen ganzen Bitcoin verfügen, ist deutlich kleiner. Was das über die Vermögensverteilung im Krypto-Markt verrät.

Nur ein Bitcoin? Für viele längst außer Reichweite

Es klingt zunächst nach einer riesigen Community: Rund 983.000 Wallet-Adressen enthalten heute mindestens einen ganzen Bitcoin. Doch wer genauer hinschaut, erkennt schnell: Der sogenannte „Wholecoiner“-Status ist weit exklusiver, als es die Blockchain auf den ersten Blick vermuten lässt.

Denn viele dieser Adressen gehören nicht Einzelpersonen, sondern Kryptobörsen, institutionellen Anlegern oder liegen schlicht aufgeteilt bei denselben Nutzern. Die tatsächliche Zahl der Menschen, die wirklich über einen kompletten Bitcoin verfügen, liegt weit darunter – irgendwo zwischen 800.000 und 850.000 weltweit.

Der Unterschied zwischen Wallet und Wirklichkeit

Die Blockchain ist öffentlich, transparent – und doch irreführend. Sie zeigt zwar exakt, welche Adresse wie viel BTC hält. Doch wem diese Adresse gehört, bleibt offen.

Und genau hier liegt das Problem: Große Kryptobörsen wie Binance oder Coinbase bündeln die Guthaben ihrer Kunden in wenigen Adressen. Eine einzelne Wallet kann Millionen Nutzer repräsentieren – oder nur einen einzigen institutionellen Investor mit Milliardenvermögen.

Ein weiteres Beispiel: Die größte bekannte Wallet weltweit hält aktuell 248.598 BTC – das entspricht mehr als 1,25 % aller existierenden Bitcoins. Eigentümer? Vermutlich Binance. Menschliche Besitzer? Wahrscheinlich Millionen. Die Blockchain verrät es nicht.

Wholecoiner – der neue Statussymbol-Begriff

In Krypto-Kreisen hat sich für jene, die einen ganzen Bitcoin halten, ein eigener Begriff etabliert: „Wholecoiner“. Was früher nur ein technischer Umstand war, ist heute Ausweis einer exklusiven Minderheit. Und ein Signal: „Ich war früh genug dabei – oder reich genug, um mir das leisten zu können.“

Denn wer heute einen BTC kaufen möchte, zahlt dafür – je nach Kurs – zwischen 60.000 und 70.000 Dollar. Für viele bleibt das außerhalb jeder Reichweite.

Vor allem, wenn man bedenkt, dass 6,8 % der Weltbevölkerung mittlerweile Kryptowährungen halten – laut Triple-A also rund 560 Millionen Menschen. Doch fast alle davon besitzen nur Bruchteile eines BTC oder alternative Coins.

Von den maximal 21 Millionen Bitcoins sind über 20 Millionen bereits im Umlauf – bis zu 20 % davon gelten als verloren. Für neue Anleger wird der Zugang zum „Wholecoiner“-Status damit zunehmend illusorisch.

Verteilung: Konzentration statt Dezentralisierung

Ironischerweise zeigt sich gerade beim Bitcoin – der angetreten ist, Macht zu dezentralisieren – eine erstaunlich starke Vermögenskonzentration.

Laut Bitinfocharts halten gerade einmal rund 1,1 Millionen Adressen Werte von über 100.000 Dollar in BTC. Die große Mehrheit dümpelt im Kleinanlegerbereich – mit wenigen Hundert Dollar pro Wallet. Dazu kommen verlorene Coins, unzugängliche Wallets, tote Keys.

Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 20 % aller Bitcoins dauerhaft verloren sein könnten – vergessen, gelöscht oder durch Todesfälle unerreichbar. Diese strukturelle Knappheit macht den Erwerb eines vollen BTC noch schwieriger.

21 Millionen BTC – aber längst nicht für 21 Millionen Menschen

Ein oft zitiertes Argument in der Bitcoin-Welt lautet: „Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben.“ Ein mathematisch korrektes und ökonomisch wirkungsvolles Argument. Aber es übersieht, dass diese 21 Millionen Einheiten eben nicht gleichmäßig verteilt sind – und nie waren.

Bereits heute befinden sich über 20 Millionen BTC im Umlauf. Der Rest wird in den kommenden Jahrzehnten über das Halving-Modell nur noch langsam freigesetzt. Doch selbst wenn alle Bitcoins sofort verfügbar wären, bliebe der Zugang hoch konzentriert.

Riesige Bestände liegen bei Firmen wie MicroStrategy, ETF-Anbietern, Fonds und Großinvestoren. Wer jetzt noch „Wholecoiner“ werden will, tritt in einen Markt ein, der längst eng geworden ist.

Symbolik schlägt Technologie

Ein ganzer Bitcoin ist heute mehr als ein digitaler Coin. Es ist ein Statussymbol. In Teilen der Krypto-Community wird er gefeiert wie eine Vintage-Rolleex oder ein seltener Kunstbesitz: Nicht weil man ihn unbedingt braucht – sondern weil man ihn sich leisten kann.

Für viele Anleger wird das Ziel, einen ganzen BTC zu besitzen, zunehmend unrealistisch. In vielen Fällen bleibt es bei Bruchteilen – Satoshis, wie die kleinste Einheit heißt. 1 BTC = 100.000.000 Satoshis. Für die Masse bleibt es beim Mikrosparen.

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