18. Juni, 2025

Technologie

Waymo enteilt der Konkurrenz – warum Alphabet beim Robotaxi-Rennen vorn liegt

Trotz deutlich höherer Preise wächst der Marktanteil von Waymo in San Francisco rasant. Während Tesla und Uber noch kalkulieren, bezahlt Alphabet Milliardenverluste für einen technologischen Vorsprung, der sich jetzt auszuzahlen beginnt.

Waymo enteilt der Konkurrenz – warum Alphabet beim Robotaxi-Rennen vorn liegt
Waymo verlangt mit durchschnittlich 11,22 US-Dollar pro Kilometer rund 30 Prozent mehr als Uber – trotzdem wächst der Marktanteil rasant.

Höherer Preis, höhere Nachfrage

Im Rennen um den lukrativen Robotaxi-Markt hat sich Alphabet-Tochter Waymo in eine strategisch günstige Position manövriert.

In San Francisco, dem derzeit umkämpftesten Testmarkt für autonome Fahrdienste, zahlen Kunden inzwischen im Schnitt 11,22 US-Dollar pro Kilometer für eine Waymo-Fahrt. Uber liegt bei 8,36 Dollar, Lyft bei 7,99 Dollar – der Preisunterschied ist damit erheblich.

Bemerkenswert: Trotz der hohen Kosten greifen immer mehr Fahrgäste zu. Laut Daten des Preisvergleichsdienstes Obi bevorzugen rund 70 Prozent der befragten Nutzer Waymo gegenüber konventionellen Fahrdiensten.

Das entscheidende Argument: autonom, keine menschlichen Fahrer, keine Konversationen, keine Unsicherheiten. Allein die Möglichkeit, ungestört im Fahrzeug zu sitzen, scheint für viele den Aufpreis wert.

27 Prozent Marktanteil in San Francisco – Tendenz steigend

Waymo kommt aktuell auf rund 250.000 bezahlte Fahrten pro Woche. In San Francisco liegt der Marktanteil inzwischen bei 27 Prozent – Lyft ist damit bereits überholt, Uber nur noch wenige Prozentpunkte voraus.

Auffällig ist vor allem die Wachstumsdynamik: Während Uber und Lyft seit Jahren um Marktanteile ringen, wächst Waymo nahezu exponentiell.

Besonders aggressiv treibt Alphabet die Expansion voran. Neben neuen Routen zum Flughafen plant Waymo derzeit Fahrten auf Highways und langfristig eine Ausweitung des Netzes bis ins Silicon Valley und nach San José.

Die technische Infrastruktur ist vorhanden, das regulatorische Umfeld wird schrittweise angepasst.

Bereits 27 Prozent Marktanteil in San Francisco: Waymo hat Lyft überholt und nähert sich langsam Uber – trotz weiterhin milliardenschwerer Verluste.

Milliardenverluste als strategische Wette

Der Erfolg hat allerdings seinen Preis: Die Waymo-Sparte von Alphabet schreibt weiter Milliardenverluste. Allein die Entwicklung, der Fahrzeugausbau und die Flottenwartung verschlingen enorme Summen. Doch Alphabet scheint bereit, den Preis für die Marktführerschaft zu zahlen.

Der Konzern setzt darauf, dass sich der hohe Kapitaleinsatz durch den Aufbau einer dominierenden Marktposition langfristig amortisiert. Die zugrundeliegende Logik: Wer die beste Technologie entwickelt und frühzeitig skalieren kann, diktiert später die Regeln des Geschäfts.

Tesla will aufschließen – unter schwierigen Bedingungen

Tesla wiederum steht kurz vor dem Start seines eigenen Robotaxi-Dienstes. Am 22. Juni sollen in Austin, Texas, die ersten Fahrzeuge starten. Elon Musk hatte den Robotaxi-Service seit Jahren angekündigt, musste die Markteinführung jedoch immer wieder verschieben.

Ökonomisch bleibt das Modell für Tesla allerdings herausfordernd: Während Uber mit selbstfahrenden Partnern und niedrigen Fahrerlöhnen arbeitet, müsste Tesla eine eigene Flotte aufbauen und warten – mit entsprechend höheren Fixkosten.

Technologischer Vorsprung gegenüber der Konkurrenz

Derzeit sprechen mehrere Faktoren für Waymo. Studien belegen, dass die KI-gesteuerten Fahrzeuge deutlich weniger Unfälle verursachen als menschliche Fahrer.

Gleichzeitig verfügt Waymo über umfassende Echtzeitdaten aus hunderttausenden Fahrten pro Woche – ein immenser Datenschatz für die Weiterentwicklung der Algorithmen.

250.000 bezahlte Fahrten pro Woche – Waymo profitiert von der wachsenden Akzeptanz autonomer Fahrten ohne menschliche Fahrer.

Uber, Lyft und Tesla stehen vor dem Problem, dass sie entweder hohe Entwicklungskosten tragen oder auf Technologiepartner angewiesen sind. Waymo hingegen kontrolliert die gesamte Wertschöpfungskette: Hardware, Software, Datenanalyse und Flottenmanagement.

Die entscheidende Frage bleibt: Profitabilität

Trotz des aktuellen Erfolgs bleibt eine Kernfrage ungelöst: Kann sich Robotaxi-Technologie irgendwann selbst tragen? Selbst optimistische Analysten rechnen erst in einigen Jahren mit nennenswerten Gewinnen. Wartung, Software-Updates, Versicherungskosten und hohe Anfangsinvestitionen belasten die Margen massiv.

Alphabet kalkuliert langfristig – der Robotaxi-Markt wird als Infrastrukturprojekt gesehen, ähnlich wie Google Maps, YouTube oder Android: einmal dominant aufgebaut, lässt sich der Markt schwer angreifen.

Die aktuellen Verluste betrachtet man in Mountain View daher eher als Eintrittskosten in einen später hochprofitable Monopolstellung.

Waymo fährt Uber und Lyft davon – doch das Rennen ist noch offen

Alphabet hat mit Waymo zweifellos einen technologischen Vorsprung erarbeitet, der sich nun in Marktanteilen niederschlägt. Doch der Robotaxi-Markt steht erst am Anfang seiner kommerziellen Reife. Entscheidend wird am Ende nicht nur die Technik sein, sondern wer das operative Geschäftsmodell nachhaltig profitabel skalieren kann.

Noch ist es keine Vorentscheidung – aber Waymo hat sich früh in die Pole Position geschoben.

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