1. Das schwarze Wochenende im Zeitraffer
Sieben B-2-Bomber, 14 GBU-57-Bunkerbuster, drei unterirdische Anlagen – „Operation Midnight Hammer“ traf Irans Nuklearprogramm mit chirurgischer Präzision. Washington feierte den Eingriff als historischen Schlag, Teheran schwor Vergeltung.
Trotzdem sackten E-Mini-S&P-Futures am Montagmorgen nur um 0,17 %, Nasdaq-Terminkontrakte um 0,21 % ab – Bewegungen, die an einem durchschnittlichen Handelstag kaum auffallen.
2. Volatilität ja, Panik nein
Der CBOE-Volatilitätsindex (VIX) notiert weiterhin knapp über 22 Punkten – erhöht, aber weit weg von Krisenniveaus. Investoren hatten den Nahost-Risikozuschlag schon eingepreist, seit israelische Luftschläge vor einer Woche begannen. Neu hinzugekommen ist also vor allem Unsicherheit über Irans Antwort – nicht das Szenario eines Flächenbrands.
3. Das Zeitfenster spielte den Händlern in die Karten
Die Bombardierung traf am späten Sonntagmorgen mitteleuropäischer Zeit – also fast 36 Stunden vor Öffnung der Wall Street. Hedger konnten Optionen justieren, CTAs ihre Modelle neuberechnen, Asset-Allokatoren Risiko reduzieren.
Die Pause ersetzte den Schock durch Abwägen – ein Vorteil, den man bei Angriffen während der Handelszeit nicht gehabt hätte.
4. Ölpreis pingpongt – aber ohne Durchschlag
Brent sprang in den frühen Asien-Stunden bis auf 81,40 US-Dollar und fiel später unter 77 US-Dollar. Gegen Mittag lag das Fass wieder bei knapp 78 Dollar – ein Plus von rund einem Prozent.

Händler setzen darauf, dass Iran die Straße von Hormus höchstens dosiert blockiert: Eine Total-Abriegelung wäre volkswirtschaftlicher Selbstmord für Teheran, das seine eigenen Ölexporte über die Meerenge abwickeln muss.
5. Begrenzte Eskalationspfade
Iran hat weniger schlagkräftige Stellvertreter als früher, will die Golf-Nachbarn nicht verprellen und müsste einen Totalausfall seiner Deviseneinnahmen verkraften, würde es die Hormus-Route schließen.
Washington wiederum betont, nur nukleare Infrastruktur attackiert zu haben – ein Angebot, den Konflikt militärisch zu begrenzen. Solange beide Seiten dieses Fenster offenhalten, preist der Markt kein Worst-Case-Szenario ein.
Was das für Anleger bedeutet
Vorschnelle Entwarnung wäre fahrlässig. Die Optionsskalen verraten, dass Profis weiter Aufschläge für Out-of-the-Money-Puts zahlen. Roh- und LNG-Frachter wenden sich bereits Richtung Kap der Guten Hoffnung, Versicherungsprämien steigen. Sobald Teheran tatsächlich Schiffe kapert oder Raketen auf Golf-Terminals fliegen, explodiert das Risikobudget von Portfolios – und die heute als „Bombenruhe“ gepriesene Marktstimmung wäre Geschichte.
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