11. Juli, 2025

Börse

Warum Siemens Energy India jetzt die Fantasie der Anleger beflügelt

Die Abspaltung der indischen Tochter bringt Schwung – nicht nur für Siemens Energy India, sondern auch für den Mutterkonzern. Analysten sehen ein Milliardenpotenzial im Stromnetz-Ausbau des Subkontinents.

Warum Siemens Energy India jetzt die Fantasie der Anleger beflügelt
Indiens Stromnetz gilt als eines der weltweit ausbaufähigsten – die Regierung plant Investitionen von über 280 Milliarden US-Dollar bis 2030.

Indien bringt Energie – auch für Siemens Energy

Es war ein stiller Start für eine große Hoffnung. Am 19. Juni 2025 notierte Siemens Energy India zum ersten Mal eigenständig an der Börse in Mumbai – knapp 2.850 Rupien zum Handelsbeginn.

Keine vier Wochen später steht die Aktie bereits bei 3.160 Rupien. Für einen Nebenwert beachtlich, für Siemens Energy eine Bestätigung: Die Entscheidung zur Abspaltung der indischen Sparte scheint aufzugehen – wirtschaftlich wie strategisch.

Dabei rückt die indische Tochterfirma erst jetzt wirklich in den Blick internationaler Investoren. Der Grund: Ein optimistischer Analystenkommentar der US-Investmentbank Jefferies hat die Aufmerksamkeit neu gelenkt. Das Kursziel: 3.500 Rupien. Die Empfehlung: Kaufen.

Quelle: Eulerpool

36 Prozent Gewinnplus und klare Kante

Was die Analysten so zuversichtlich stimmt, ist nicht bloß die Dynamik der Aktie, sondern vor allem die operative Entwicklung. Siemens Energy India hat im abgelaufenen Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen.

Ein Umsatzplus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Eine Steigerung des Nettogewinns um mehr als 36 Prozent im Vorjahresvergleich. Und: Eine EBITDA-Marge von 19,1 Prozent – für ein Infrastrukturunternehmen in einem Schwellenland ein bemerkenswerter Wert.

Trotz des Erfolgs der indischen Tochter tritt die Siemens Energy-Aktie in Deutschland auf der Stelle – der Markt bleibt skeptisch gegenüber strukturellem Wandel.

Seit der Verselbstständigung konzentriert sich Siemens Energy India ausschließlich auf Stromübertragung, Verteiltechnik und kleine Turbinen. In einem Land mit sprunghaft wachsendem Energiebedarf ein kluger Fokus.

Ein Markt mit Stromhunger – und Milliardeninvestitionen

Denn die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Laut Jefferies dürften sich die Investitionen Indiens in seine Energieinfrastruktur zwischen 2025 und 2030 auf über 280 Milliarden US-Dollar belaufen – mehr als das 15-Fache des vorherigen Fünfjahreszeitraums.

Allein im Geschäftsjahr 2025 wurden Aufträge im Volumen von 1,5 Billionen Rupien ausgeschrieben. Im Jahr davor waren es gerade einmal 395 Milliarden Rupien. Eine Vervierfachung in zwölf Monaten.

Siemens Energy India reagiert auf den Boom – mit Investitionen. Bis Ende 2025 soll die Produktion von Großtransformatoren verdoppelt werden. Auch Reaktoren kommen neu ins Portfolio. Die geplanten Ausgaben: 4,6 Milliarden Rupien. Eine Expansion aus eigener Kraft – mit dem klaren Ziel, im erwarteten Milliardenmarkt nicht nur mitzumischen, sondern zu dominieren.

Quelle: Eulerpool

Warum auch die Mutter profitiert

Was häufig übersehen wird: Auch Siemens Energy als Konzern könnte von der neuen Struktur profitieren.

Die Analysten von Jefferies argumentieren, dass die Eigenständigkeit der indischen Einheit es der deutschen Mutter ermögliche, sich stärker auf das globale Kerngeschäft zu fokussieren. Gemeint sind insbesondere die Investitionen in die weltweite Übertragungsinfrastruktur – auch in Europa, Nordamerika und Südostasien.

Die geplanten globalen Investitionen in Hochspannungsnetze werden auf über 100 Milliarden Dollar beziffert. Siemens Energy ist in diesem Segment mit seinen Technologien für HGÜ-Leitungen und Netzstabilisierung gut aufgestellt. Mit weniger Konzernkomplexität könnte der Fokus schärfer, das Geschäft skalierbarer werden.

Die Börse bleibt noch skeptisch

Trotzdem zeigt sich der deutsche Aktienkurs davon bislang unbeeindruckt. Die Siemens Energy-Aktie bewegte sich im XETRA-Handel zuletzt kaum, notierte bei 91,54 Euro. Ein Plus von 0,02 Prozent – nicht mehr als ein Schulterzucken. Der Enthusiasmus bleibt bislang der indischen Tochter vorbehalten.

Ob sich das ändert, hängt auch davon ab, ob der Markt die Strategie langfristig honoriert. Und ob Siemens Energy beweisen kann, dass die internationale Expansion mehr ist als ein Wachstumsversprechen auf dem Papier.

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