Die Bombe, die nicht fällt
Israels Luftwaffe hat in den vergangenen Tagen zahlreiche iranische Nuklear- und Raketenziele angegriffen. Doch eine Anlage trotzt allen Angriffswellen: Fordow. Das hochgesicherte, tief unter Fels liegende Zentrum südlich von Teheran ist das Herzstück des iranischen Atomprogramms – und bislang unangetastet. Nicht, weil Israel den Ort nicht kennt. Sondern weil es schlicht nicht über die nötigen Waffen verfügt.
Was fehlt, sind bunkerbrechende Bomben vom Typ GBU-57 – und die besitzt nur ein Land: die Vereinigten Staaten. In Jerusalem weiß man das. Und man weiß, dass der Schlüssel zum nächsten Schritt in Washington liegt. Genauer: im Büro von Donald Trump.
Ein Präsident als taktischer Faktor
Trumps jüngste Aussagen zur Lage könnten klarer kaum sein – und zugleich vager nicht wirken. „Wir wissen, wo Khamenei ist“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social, gefolgt von der Einschränkung:
„Wir werden ihn nicht ausschalten – zumindest im Moment nicht.“
Eine Drohung mit offenem Ausgang.
Noch deutlicher wird Trump in Richtung Teheran: Der Iran müsse sich „bedingungslos ergeben“. Worte, die im Ton an die Bush-Doktrin erinnern – aber mit unklarer Handlungsbereitschaft einhergehen. Während US-Kampfbomber und der Flugzeugträger USS Nimitz in Stellung gebracht werden, bleibt offen, ob Washington wirklich eingreifen wird.
Israel sieht sich daher in einem Dilemma: Man hat Erfolge erzielt – aber nicht den entscheidenden.

Israels Erfolge – und die Lücken
Tatsächlich gelang es Israel, zahlreiche Ziele im Iran zu zerstören: Urananreicherungsanlagen in Natans, Gebäude im Nuklearkomplex Isfahan, sowie Raketenfabriken, Abschussrampen und Kommandozentralen. Mehr als ein Dutzend ranghoher Offiziere und Atomexperten kamen ums Leben.
Auch zivile Ziele wurden getroffen – in Teheran starben Journalisten während einer Live-Sendung, Krankenhäuser in Kermanshah wurden zerstört. Internationale Hilfsorganisationen sprechen von Hunderten Toten und Tausenden Verletzten.
Gleichzeitig hat der Iran reagiert – mit dem schwersten Raketenangriff auf Israel seit Bestehen des Landes. Tel Aviv wurde massiv getroffen, Dutzende Menschen starben, hunderte wurden verletzt. Die Eskalationsspirale dreht sich weiter.
Warum Fordow alles verändert
Die Anreicherungsanlage Fordow gilt als militärisch nicht neutralisierbar – zumindest nicht durch Israel allein. Sie liegt 80 Meter unter massivem Gestein, geschützt durch ein mehrschichtiges Luftabwehrsystem. Dort laufen Zentrifugen, die Uran auf bis zu 90 Prozent anreichern können – waffenfähig.
Ein Angriff mit konventionellen Mitteln ist ausgeschlossen. Und genau deshalb setzt Israels Sicherheitspolitik jetzt auf ein unkonventionelles Mittel: den politischen Druck auf Trump, militärisch aktiv zu werden.
„Ohne Amerika können wir Fordow nicht zerstören“, sagt der langjährige Geheimdienstoffizier und Iran-Experte Danny Citrinowicz.
Nur die USA verfügen über die nötige Technologie – und die militärische Logistik, um einen präzisen Angriff in dieser Tiefe durchzuführen.
Die stille Erwartung
Israel hofft, dass Trump, wie schon 2020 bei der Tötung von Qassem Soleimani, erneut auf militärische Stärke setzt. Und es ist kein Zufall, dass die israelische Regierung ihre Wortwahl in den letzten Tagen verschärft hat. Benjamin Netanjahu spricht offen von der „Verteidigung des nationalen Überlebens“. Der Begriff ist nicht rhetorisch, sondern strategisch – er soll Washington zum Handeln zwingen.
In israelischen Militärkreisen kursiert inzwischen ein Szenario: Die USA greifen gezielt Fordow an – mit dem Ziel, den Iran so sehr unter Druck zu setzen, dass er sich auf ein neues Atomabkommen einlässt. Ein „begrenzter Eingriff“, der maximale Wirkung entfalten soll.
Doch auch dieses Kalkül ist riskant.
Wirtschaftlicher Flurschaden
Der Konflikt ist nicht nur militärisch explosiv – er ist ökonomisch verheerend. Jeder Kampfeinsatz kostet Israel hunderte Millionen Dollar. Die Ratingagentur S&P warnte jüngst vor einer möglichen Herabstufung der Kreditwürdigkeit, sollte sich der Konflikt weiter hinziehen.
Ein langwieriger Luftkrieg, ohne Aussicht auf schnelle Lösung, würde nicht nur Teheran schwächen, sondern auch Jerusalem. In Israel mehren sich Stimmen, die vor einem „Krieg auf Raten“ warnen – hochmodern, aber ohne klare Erfolgsgrenze.
Ein Krieg ohne Bodentruppen – aber mit offenem Ausgang
Was diesen Krieg einzigartig macht, ist seine Struktur: keine Infanterie, keine Besatzung, keine Landgewinne – nur Luftangriffe, Drohnen, Raketen. Ein Hightech-Krieg auf Distanz. Für Israel sind die Erfolge teuer erkauft – militärisch und politisch. Und der entscheidende Schlag steht noch aus.
Die Frage ist: Will Donald Trump ihn führen?
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