Stabil, aber nicht harmlos
Die gute Nachricht zuerst: Die Inflationsrate in Deutschland verharrt auch im Mai bei 2,1 Prozent und damit auf demselben Niveau wie im April. Das meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag.

Für die EZB mag das beruhigend klingen. Für die Verbraucher bedeutet es: Die Preissteigerungen bleiben zwar gedämpft, aber spürbar. Die Teuerung hat sich an der kritischen Marke festgebissen – und zeigt kaum Bereitschaft zum schnellen Rückzug.
Energie wird günstiger – aber das reicht nicht
Auffällig bleibt, wie stark Energiepreise derzeit den Gesamtwert dämpfen. Heizen und Tanken sind gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent günstiger geworden, so das Bundesamt. Damit setzt sich der seit Monaten anhaltende Abwärtstrend fort. Im April lag der Rückgang sogar noch bei 5,4 Prozent.
Doch dieser Entlastungseffekt kaschiert nur, dass andere Preisbereiche weiter anziehen. Sobald sich die Energiepreise stabilisieren, könnten die wahren Preistreiber wieder deutlicher sichtbar werden.
Dienstleistungen bleiben das Sorgenkind
Besonders hartnäckig zeigt sich der Preisauftrieb bei Dienstleistungen. Hier lagen die Preise im Mai 3,4 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das liegt deutlich über dem Gesamtwert und zeigt: In vielen Bereichen wird das Leben im Alltag weiter spürbar teurer.

Besonders betroffen sind Beförderungsdienste, die sich um satte 11,4 Prozent verteuerten – getrieben von gestiegenen Kosten bei Taxifahrten, Bahn- und Flugtickets. Auch Versicherungen legten mit einem Plus von 9,4 Prozent kräftig zu.
Ursache ist hier vor allem der anhaltende Lohndruck in vielen Dienstleistungsbranchen, der Unternehmen zwingt, höhere Kosten an Kunden weiterzugeben.
Der Wocheneinkauf bleibt teuer
Auch beim Einkaufen an der Supermarktkasse zeigt sich das gemischte Bild: Im Schnitt stiegen die Preise für Nahrungsmittel um 2,8 Prozent. Besonders kräftig kletterten die Preise für Butter (plus 17,6 Prozent), Schokolade (plus 20,2 Prozent) und Obst (plus 7,4 Prozent).
Für Entlastung sorgen lediglich einzelne Produkte wie Zucker, der um 27,5 Prozent billiger wurde, oder Olivenöl mit einem Minus von 17,2 Prozent.
Kerninflation deutlich über dem Ziel
Besonders beunruhigend: Die sogenannte Kerninflation – also die Teuerung ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel – lag im Mai bei 2,8 Prozent.
Dieser Wert zeigt, wie fest die Inflation inzwischen in den Binnenmärkten verankert ist. Für die Geldpolitik der EZB ist das ein kritischer Punkt, denn stabile Kernraten über zwei Prozent sprechen für einen anhaltenden Aufwärtsdruck bei Löhnen und Preisen.
Prognosen bleiben vorsichtig optimistisch
Volkswirte rechnen dennoch mit einer langsamen Normalisierung der Lage. Die Bundesbank erwartet für 2025 eine Inflationsrate von 2,2 Prozent nach europäischer Berechnungsmethode (HVPI), 2026 soll sie dann auf 1,5 Prozent sinken. Das ifo-Institut rechnet für dieses Jahr mit durchschnittlich 2,1 Prozent. Für 2026 wird eine Rückkehr zur Zielmarke von 2,0 Prozent erwartet.
Doch die Unsicherheiten bleiben.
„Während wir in der Eurozone zeitweise Inflationsraten unter zwei Prozent sehen werden, dürfte Deutschland noch etwas länger oberhalb der Zielmarke verharren“, so Ulrike Kastens von der DWS.
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