Der jüngste Preissturz passt nicht zum Muster einer Blase
Gold ist seit März 2024 um 120 Prozent gestiegen – ein historischer Lauf, der im Oktober bei 4381 Dollar gipfelte. Die anschließende Korrektur um elf Prozent in wenigen Tagen nährte die Vermutung, die Blase sei geplatzt. Doch der Trendverlauf spricht dagegen.
Drei längere Konsolidierungsphasen unterbrachen den Aufstieg, der Kurs bewegte sich nicht in jener vertikalen Einbahnstraße, die spekulative Exzesse typischerweise markieren.
Dass Gold sich nun knapp über der Marke von 4000 Dollar stabilisiert, deutet eher auf eine Fortsetzung des Grundtrends hin als auf ein abruptes Ende.
Anleger sind in Gold viel weniger investiert, als viele glauben
Ein weiteres Indiz gegen eine Blase ist die geringe Allokation. Laut Bank of America halten institutionelle Anleger im Durchschnitt nur 2,4 Prozent ihres Vermögens in Gold, Privatanleger sogar nur 0,5 Prozent. 1980 lag die Quote bei zehn bis 15 Prozent – ein echter Extremwert. Die aktuelle Zurückhaltung zeigt, dass das Metall in vielen Portfolios weiterhin eine Nebenrolle spielt.
Bemerkenswert ist, dass vermögende Investoren tendenziell höhere Goldquoten halten. Das spricht dafür, dass professionelle Vermögensplanung Gold als strategischen Baustein sieht, nicht als kurzfristige Spekulation.
Minenaktien starten von niedrigen Bewertungen
Der Höhenflug des Goldpreises hat Minenaktien zwar mitgezogen, doch die Bewertungen liegen nicht auf Blasenniveau. Der Nyse Arca Gold Bugs Index hat sich seit März 2024 zwar stärker bewegt als das Metall selbst, doch das geschah von historisch niedrigen Ausgangsbewertungen aus.
Minenaktien besitzen einen natürlichen Hebel: Steigt der Goldpreis, steigen Umsatz und Substanzwert gleichzeitig. Dadurch wirken die Kursbewegungen stärker. Kritisch wird das erst, wenn Bewertungen überzogen sind – was derzeit nicht der Fall ist.

Alamos Gold zeigt, wie solide die Fundamentaldaten sind
Die Bilanz des kanadischen Förderers Alamos Gold illustriert die Lage. Drei Minen produzieren 570.000 Unzen im Jahr, bei Gesamtkosten von knapp 2000 Dollar je Unze. Bei einem Verkaufspreis um 4000 Dollar erzielt Alamos einen Gewinn von rund 2000 Dollar pro Unze im Schlussquartal – ein außergewöhnlicher Wert.
Analysten erwarten, dass der freie Mittelzufluss 2026 auf 900 Millionen Dollar steigt. Die Free-Cashflow-Rendite läge dann bei etwa sieben Prozent, die Gewinnbewertung bei rund 13. Das ist weit entfernt von der Art irrationaler Überbewertung, die eine Blase kennzeichnet.
Zudem wächst die Substanz: Die Goldreserven sind in sechs Jahren um 45 Prozent gestiegen, und die Produktion könnte bis 2030 auf über 900.000 Unzen zulegen.
Der Markt ist weit von Überhitzung entfernt
Die vermeintliche Goldblase weist entscheidende Lücken auf: niedrige Allokationsquoten, moderate Minenbewertungen und robuste Fundamentaldaten. Selbst der starke Kursanstieg der vergangenen 18 Monate zeigt ein konsolidiertes, von Rücksetzern begleitetes Profil – kein ungebremstes Überschießen.
Solange die Inflation hartnäckig bleibt, die geopolitische Unsicherheit hoch ist und der Dollar volatil bleibt, hat Gold weiter strukturellen Rückenwind. Die Frage ist deshalb weniger, ob die Blase geplatzt ist, sondern wann der nächste Impuls kommt.


