Circle war mal ein Name für Kenner. Heute ist es der Name, den Analysten mit dem Fundament des digitalen Finanzsystems verbinden.
Der Stablecoin-Emittent, Herausgeber des USDC – jenem an den Dollar gekoppelten digitalen Zahlungsmittel – hat in Windeseile eine Rolle eingenommen, die bis vor Kurzem klassischen Banken und Zentralbanken vorbehalten war.
Und mit dem erfolgreichen Börsengang in diesem Juni ist aus einer kryptoaffinen Infrastrukturfirma ein börsennotierter Gigant geworden, der sich anschickt, das Internetgeld der Zukunft zu prägen.
Ein Kursziel, das nach Institutionellem riecht
Während die Aktie zuletzt etwas Luft abgelassen hat, kommt nun die Bewertung durch Bernstein – und sie ist ein Paukenschlag. Die Analysten um Gautam Chhugani vergeben ein „Outperform“-Rating, was in der Sprache der Investmenthäuser einem „Kaufen, besser gestern als morgen“ gleichkommt.
Das Kursziel? 230 US-Dollar – ein Wort, wenn man bedenkt, dass die Aktie erst vor wenigen Wochen zu 31 Dollar an den Markt kam.
Bernstein sieht Circle als „Must-Hold“ für Anleger, die beim Umbau des Finanzsystems nicht nur zuschauen, sondern mitverdienen wollen. Die Analysten sprechen vom Aufbau eines „Internet-skalierbaren Finanzsystems“, bei dem USDC als transatlantische Schiene für den Dollar im digitalen Raum fungiert. Anders gesagt: Wenn der Dollar digital wird, fährt er auf den Gleisen von Circle.
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Stablecoins – vom Nischending zum globalen Zahlungsmotor
Noch vor wenigen Jahren galten Stablecoins als Spielgeld für Krypto-Trader, ein Mittel zum Zweck in der Welt der volatilen Coins. Doch das Bild hat sich verändert. Heute nutzen Plattformen, Zahlungsdienstleister und zunehmend auch Unternehmen Stablecoins für internationale Transaktionen – nicht zuletzt, weil sie schneller, billiger und transparenter funktionieren als klassische Banküberweisungen.
Circle steht im Zentrum dieser Entwicklung. Der firmeneigene USDC gehört nach Tether (USDT) zu den größten Stablecoins weltweit – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Circle gibt sich transparent, prüfbar, regelkonform. Genau das überzeugt die Analysten von Bernstein.
In ihrer aktuellen Studie heben sie explizit den regulatorischen Vorsprung hervor, den Circle gegenüber der Konkurrenz aufgebaut habe – vor allem gegenüber dubioseren Anbietern wie Tether, deren Transparenzstandards seit Jahren in der Kritik stehen.
Ein Börsengang mit Symbolkraft
Als Circle am 5. Juni unter dem Ticker CRCL debütierte, war das Echo gewaltig: 25-fach überzeichnet, Ausgabepreis über der Preisspanne, Kursplus von über 160 Prozent am ersten Handelstag. Selbst in einem Jahr, das bislang IPO-arm verlief, war das bemerkenswert.
Am 23. Juni erreichte die Aktie mit fast 300 Dollar ihren vorläufigen Gipfel – bevor Gewinnmitnahmen den Kurs nach unten korrigierten. Heute notiert das Papier wieder deutlich unter den Höchstständen, doch das Interesse der Großanleger ist ungebrochen.
Ein Ökosystem mit Partnern, nicht nur Nutzern
Was Circle zusätzlich interessant macht, ist die Verankerung im klassischen Finanzsystem. Kooperationen mit BlackRock, Visa, Stripe und Robinhood zeigen, dass USDC längst kein rein kryptonativer Token mehr ist, sondern in der Realwirtschaft angekommen ist.
Dass die Firma mit der US-Bankenaufsicht zusammenarbeitet und ihre Reserven regelmäßig offenlegt, trägt zur institutionellen Akzeptanz bei.
Im Windschatten von MiCA, der neuen EU-Verordnung zu Krypto-Vermögenswerten, dürfte Circle zudem zum Nutznießer des regulatorischen Klartextes werden: Wer transparent arbeitet, hat in Zukunft klare Vorteile.
Bernstein rechnet in Billionen
Wirklich spektakulär wird es bei Bernsteins Projektionen: Das Marktvolumen von Stablecoins – heute rund 244 Milliarden US-Dollar – soll in den kommenden zehn Jahren auf über 4 Billionen Dollar anwachsen. Das wäre ein Wachstum um den Faktor 16. Circle soll davon überproportional profitieren, nicht zuletzt wegen seiner „Institutional Readiness“.
Mit anderen Worten: Circle ist nicht nur ein Spekulationsvehikel für riskofreudige Tech-Anleger. Es ist das Vehikel, das Institutionen nehmen könnten, wenn sie anfangen, in großem Stil auf Stablecoins zu setzen.
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