Ein Hotelzimmer in Manhattan für 250 Euro – und es könnte noch günstiger werden
Ein kurzer Blick auf den Wechselkurs macht den Dollar-Verfall spürbar: Wer Anfang des Jahres für 300 Dollar in New York übernachtete, zahlte dafür umgerechnet noch knapp 290 Euro.
Inzwischen liegt derselbe Betrag bei etwa 250 Euro – nicht, weil Hotels günstiger geworden wären, sondern weil der Dollar schwächelt. Um mehr als zwölf Prozent fiel er allein gegenüber dem Euro. Und das dürfte erst der Anfang sein.
Ökonomen sehen eine Zeitenwende
Die Zahlen sprechen für sich: Das schlechteste Halbjahr der US-Währung seit über 50 Jahren. Was auffällt – fast alle Analysten sind sich einig: Der Dollar verliert nicht nur kurzfristig an Wert, er verliert an Bedeutung.
George Saravelos von der Deutschen Bank spricht bereits von einem „Käuferstreik“. Ausländische Investoren machen einen Bogen um den US-Markt, nicht weil er unattraktiv geworden ist, sondern weil er unberechenbar geworden ist.
Trumps Kurs macht Anleger nervös
Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus hat sich die Unsicherheit nochmals verschärft.
„Seitdem stellen viele Investoren ihr US-Engagement infrage“, sagt Bernd Hartmann, Chefstratege der VP Bank.
Es geht nicht nur um politische Rhetorik. Die Zollpolitik, das hohe Defizit, die Attacken auf die Notenbank – all das untergräbt das Vertrauen. Der Dollar war lange Symbol wirtschaftlicher Stabilität. Diese Rolle beginnt zu bröckeln.

„Big Beautiful Bill“ – und die nächste Schuldenwelle
Ein weiterer Auslöser: Trumps neues Steuersenkungspaket, das mit dem selbstironischen Titel „big beautiful bill“ durchgewunken wurde. Für Ökonomen wie Tilmann Galler von J.P. Morgan ist klar: Das bedeutet noch mehr Schulden.
„Das Haushaltsdefizit wird sich bei rund sieben Prozent der Wirtschaftsleistung einpendeln“, warnt er.
Die Gesamtverschuldung dürfte im kommenden Jahrzehnt um 30 Prozentpunkte steigen. Eine Entwicklung, die auf Dauer kaum ohne Folgen für die Währung bleibt.
Die USA verlieren ihren Bonus
Lange war der Dollar mehr als nur eine Währung. Er war das Rückgrat des globalen Finanzsystems. Angetrieben von Wirtschaftsstärke, militärischer Macht und politischer Stabilität.
Doch dieser Bonus ist dahin. „Der US-Exzeptionalismus schwindet“, sagt Galler. Der Wachstumsvorsprung der USA schrumpft, und die politische Unabhängigkeit von Institutionen wie der Fed gerät ins Wanken.
Als Trump offen drohte, Notenbankchef Jerome Powell abzulösen, war das für viele Investoren ein Warnsignal.
Wo liegt der faire Kurs?
Die Meinungen darüber, wie weit der Dollar fallen könnte, gehen auseinander. Die OECD sieht den fairen Wert bei 1,41 Dollar je Euro. Derzeit liegt der Kurs bei rund 1,17. George Saravelos geht noch weiter.
Er hält einen Eurokurs von 1,60 bis 1,80 für nötig, um die Handelsbilanz der USA zu stabilisieren. Und Ökonom Dieter Wermuth glaubt, dass genau das passieren wird – langsam, aber stetig.
So können Anleger von der Schwäche profitieren
Wer von einem weiteren Dollar-Verfall überzeugt ist, kann daraus Kapital schlagen. Allerdings nicht ganz so einfach wie in der Aufwärtsphase. Ein steigender Dollar lässt sich simpel durch Dollar-Käufe abbilden. Für die Gegenseite braucht es andere Instrumente.
Differenzkontrakte (CFDs) sind eine Möglichkeit – aber riskant und nur außerbörslich handelbar. Sicherer, weil börsengehandelt: Knock-Out-Zertifikate. Sie bieten je nach Ausgestaltung einen kleinen oder großen Hebel auf die Wechselkursbewegung.
Wer sich absichern will, wählt ein Papier mit großer Knock-Out-Distanz. Wer mehr Risiko will, kann mit Hebeln über 30 spekulieren – aber auch alles verlieren.
Beispielrechnungen: So wirken sich Wetten aus
Ein Zertifikat von JP Morgan (WKN 965275) bildet die Euro-Dollar-Bewegung mit einem 1,75er-Hebel ab. Steigt der Euro um ein Prozent, steigt das Zertifikat um 1,75 Prozent – bei moderatem Risiko.
Morgan Stanley bietet hingegen ein Zertifikat (WKN MK9410) mit fast 34-fachem Hebel. Wer hier investiert, muss starke Nerven haben. Seit Ende Juni legte es um fast 40 Prozent zu – doch ein Rücksetzer könnte alles vernichten.
Die Auswahl ist riesig: Hunderte Zertifikate mit verschiedenen Knock-Out-Schwellen, von Parität bis 0,80 Dollar je Euro. Anleger können ihr Risiko damit sehr genau steuern.
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