Die in Kürze anstehende Stichwahl um das höchste politische Amt in Polen verspricht eine hochspannende Wahlnacht, da aktuelle Meinungsumfragen auf ein äußerst enges Kopf-an-Kopf-Rennen hinweisen. Eine Erhebung des Portals "Onet" deutet darauf hin, dass der liberale Bürgermeister von Warschau, Rafal Trzaskowski, mit einem minimalen Vorsprung von 50,1 Prozent in Führung liegt. Auf der anderen Seite verfolgt ihn der rechtskonservative Kandidat Karol Nawrocki mit knapp 49,9 Prozent. Im Kontrast dazu präsentiert eine Studie des Portals "Wirtualna Polska" ein entgegengesetztes Szenario: Hier führt Nawrocki mit 50,63 Prozent, während Trzaskowski mit 49,37 Prozent knapp dahinter liegt.
Der Wahltag am Sonntag verspricht, nervenaufreibend zu werden, da lange Zeit unklar bleiben könnte, welcher Kandidat die entscheidende Mehrheit erreichen wird. Die Wahllokale schließen um 21 Uhr Ortszeit, und die ersten Prognosen, die mit einer signifikanten Fehlertoleranz behaftet sind, werden unmittelbar danach erwartet. Anders als in Deutschland sind in Polen keine Hochrechnungen üblich, sodass das offizielle Wahlergebnis voraussichtlich erst am Montag ans Licht kommen wird.
Diese Wahl hat eine immense Bedeutung für die politische Zukunft Polens, das sich in einer stark polarisierten politischen Landschaft befindet. Als wichtiger Staat innerhalb der EU und der NATO könnte das Ergebnis der Wahl erhebliche Konsequenzen sowohl für die Innenpolitik Polens als auch für seine Beziehungen zu Deutschland und ganz Europa haben. Rafal Trzaskowski ist ein wesentlicher Unterstützer des amtierenden Regierungschefs Donald Tusk. Ein Wahlsieg von Trzaskowski würde Tusks reformorientierten Initiativen neuen Auftrieb verleihen und deren Fortführung sichern.
Fast 29 Millionen polnische Bürger sind dazu aufgerufen, einen Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Andrzej Duda zu bestimmen. In Polen verfügt das Präsidentenamt über weitaus größere Befugnisse als in Deutschland. Der Präsident hat erheblichen Einfluss auf die Außenpolitik und ist befugt, den Regierungschef sowie das Kabinett zu ernennen. Darüber hinaus übernimmt er im Kriegsfall die Rolle des Oberkommandierenden der Streitkräfte. Diese zentrale Machtstellung unterstreicht die Bedeutung der bevorstehenden Wahlentscheidung für das Land.